In den Mole Vanvitelliana herumstreunend, führte mich der Zufall zu Carlo. Er repariert für den hiesigen Club die Boote und ist hier dabei, ein klassisches Ruderboot aus den 60er Jahren zu reparieren, das leckgesprungen ist.
Carlo ist Seemann und lernte sein Handwerk bei seinem Onkel auf einem Fischerboot in San Benedetto del Tronto. Er war ehrgeizig, lernte dann und fuhr lange Jahre auf größeren Trawlern als erster Maat zur See. Er fischte vor Südamerika, in den Falklands, im Atlantik. Machte schließlich die Prüfung zum Kapitän. Aber weil ein Seemann immer einsam ist, begegnete ihm in Ancona die Frau fürs Leben. Er entschloß sich, sie zu heiraten, aber an der Einsamkeit des Seemanns auf See änderte das wenig. Also blieb Carlo an Land und fuhr nicht mehr zur See. Ob er das denn bereut hätte, frage ich, und die Antwort kommt postwendend: "Wenn Du an Land bist, träumst Du immer vom Meer. Und wenn Du auf dem Meer bist, träumst Du immer von Zuhause." So sei das nun mal eben. Aber er liebe seine Frau, und deshalb sei es gut, wie es sei.
Jetzt repariert Carlo halbtags die Boote im Club. Und den Rest der Zeit, da schreibt er an einem Buch. Eigentlich an mehreren. Eines ist mit 500 Seiten fast fertig, über alte Techniken der Navigation. Und eines sei gerade in Arbeit über Techniken der Bootsreparatur.
Die nächsten Wochen wird Carlo mit dem Ruderboot beschäftigt sein. Die Hölzer haben sich mit den Jahren zusammengezogen, sagt er, sind geschrumpft und geschwunden. Zuerst mußte das Boot trocknen. Das ließ die Hölzer noch mehr schrumpfen. In die entstanden Zwischenräume klebt Carlo nun dünne Holzleisten mit Harz ein. Man sieht die eingeklebten Leisten und die Zwischenräume auf dem Foto oben gut. Da es viele Zwischenräume sind, ist es eine zeitraubende Arbeit, bei der ich Carlo gerade störe.
Danach beginnt das eigentliche Kalfatern, "la calfatura". Die Schnur im Bild oben ist das Material, das man zum eigentlichen Abdichten der Spalten verwendet. Carlo wird sie in eine Mischung aus Leinöl und Bleimennige einlegen (wie immer in historischen Seefahrtsdingen ist wikipedia ausgesprochen lesenswert!). Das wirke antibakteriell auf die Hölzer. Und dann die feuchte Schnur mit den Eisenkeilen oben, man nennt sie Kalfateisen, in die entstandenen kleineren Ritzen geklopft, möglichst bündig nach innen und außen. Danach wird Carlo das Boot gründlich abschleifen...
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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu:
Ein Film darüber: Was Segeln ist.
Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt?
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht?
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.
Der Film entstand nach diesem Buch:
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München - Antalya, bitte.
Das Buch: Mehr erfahren: Hier.
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... und komplett außen neu streichen, damit das alte Boot aus den 60iger Jahren wieder richtig hübsch und eine Schönheit auf dem Wasser ist.
Wenn die Arbeit beendet ist, wird Carlo das Boot zunächst ins Wasser legen, es bleibt am Kran hängen, und wird eine Pumpe hineinstellen, damit das Boot nicht zu voll läuft. Die Hölzer müssen quellen. Sie werden dann die eingelegte Schnur richtig zusammenpressen. Und dann ist das Holzboot wieder richtig dicht.
Ein paar Monate wird das alles schon dauern, sagt Carlo, der Seemann mit den traurigen Augen. Und macht sich wieder ganz ruhig an seine Arbeit.
Ein paar Monate wird das alles schon dauern, sagt Carlo, der Seemann mit den traurigen Augen. Und macht sich wieder ganz ruhig an seine Arbeit.
Über das Kalfatern erfuhr ich zum erstenmal bei Jim Knopf. Irgendwie einleuchtender als die Wärmeverbundsysteme an Land.
AntwortenLöschenHallo Andal,
Löschenja: und der Carlo arbeitete in seinem Gewölbe so ruhig und konzentriert. Es war eine Freude, ihm zuzusehen.