Sonntag, 25. Januar 2015

Der große Traum vom neuen Boot. Auf der BOOT in Düsseldorf.

Ein Traum. Aber nicht jedermanns Traum. Die BOOT wartet mit allerhand Superlativen auf. Waren sie den Besuch der Messe wert? Der folgende Beitrag handelt von Messe, Boot - und dem, was Segeln ist.



"Das erste baut man für seinen Feind.
Das zweite baut man für seinen Freund.
Das dritte baut man für sich selber."

Jeder, der einmal ein Haus gebaut oder eine Wohnung selber renoviert hat, kennt diese Weisheit. Oft denke ich: Vielleicht gilt für das eigene Boot das Gleiche? Denn auch wenn ich LEVJE, mein Schiff, sehr liebe, heißt "ein eigenes Boot besitzen" immer: Im Kopf schon am nächsten Boot arbeiten. Ob man glücklich ist mit seinem Boot oder nicht: Es gibt immer ein "Danach." Ein "Das-wird-dann-aber...", das noch perfekter ist. Größer, natürlich. Und schneller. Und nicht so schuckelig durch die Hacksee gehend. Und... und ... und.

Das Behältnis der Wünsche, die wir mit dem nächsten Boot verbinden, es ist unendlich groß. Was mich umtreibt, ist: ein Boot, um drauf zu leben. Sechs, sieben Monate im Jahr. Im Sommer, um behaglich draußen zu sein. Mit langen Cockpit-Bänken, um die Zeit gemütlich in Buchten zu verbringen, einfach arbeiten, lesen, schreiben zu können. Und auf langen Segelschlägen komfortabel zu reisen. Im Winter gemütlich zum Drauf-Sein ...

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Und wenn Ihnen diese Geschichte gefallen hat:

Soeben erschienen vom Autor von MARE PIU als Film
für Download und auf DVD:


                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.



Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München - Antalya, bitte. 
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... und trotzdem Erleben, was Draußen vor sich geht. Auch während dreier Tage türkischen Küstenregens mit 40mm Niederschlag pro 3h, wie die vergangene Woche. Oder auf der Adria an Weihnachtstagen, an denen man sich bis Punkt vier im T-Shirt in der Sonne räkelt. Und sich dann, wenn die Sonne sinkt, ebenso schlagartig ins Innere seines Gehäuses zurückzieht, auf einen Tee oder was immer. Ein Boot, das zuverlässig und sicher draußen auf dem Meer ist. Und im Winter komfortabel. 

Der Zaubertrank heißt: Vom nächsten Boot träumen. Das tut der Segler im Winter. Wenn er abends durch den Hafen schlendert. Und andere Boote ankuckt. Durchs Winterlager streift und schätzend Kielformen, Faltpropeller, Skeg-Konstruktionen betrachtet. Über Bootsmessen schlendert und zumindest einmal, einmal: auf jedem Wunschkandidaten drauf steht. Drin am Kartentisch sitzt. Einmal das "Innen" durchmisst, von vorn nach hinten. Und sich einmal den Kopf anhaut. 

Der Traum vom nächsten Boot. Das ist auch der Stoff, aus dem man erfolgreiche Messen schneidert. 

Also: mache auch ich mich auf den Weg zur BOOT nach Düsseldorf. Und die empfängt mich mit allerhand Superlativen. "Die weltgröße...". "Die meisten...". "Die weltweit größte...", klären Moderator und Moderateuse erst einmal minutenlang beim erhofften Vortrag über "Navigation per Tablett" auf, um dann nach Minuten die erste Frage zum Thema an die Podiumsteilnehmer abzufeuern: "Segeln Sie denn mit Ipad oder Android?" Hmpf.

Tatsächlich bietet die BOOT eine Menge Superlative: In den Hallen stehen unglaublich viele Boote herum. An Superlativen findet man: 



Die schönsten Kurven.
Die schönsten Hinterteile.


Die schönsten Kurven findet man vor allem in der Klasse zwischen 22 und 30 Fuß. Hübsch anzusehen sind sie ja, fast alle. Das Segment der Binnensegler hat wahrhaft aufgerüstet: Optisch. Leistungsmäßig. Und auch verbal: "Daysailer" heißen sie heute: Wunderschöne Teile, die hier herumstehen. 35-Fuß lange Unvernunft in ihrer bezauberndsten Form, um den Tag auf dem See abzuhängen. In diesem Segment hat sich schon wahrhaft viel getan, denkt man an die einstigen "Kartoffelsuppen-Kreuzer" und "Brotzeit-Schifferl" der Siebziger Jahre. Damals, als nicht nur Autos, sondern auch Boote noch "die Familie" als Zielgruppe anvisierten, als Autos und Boote noch für Familien konzipiert und gebaut wurden und nicht als "Dienstwagen" fürs morgendliche Wagenlenker-Rennen auf dem Highway zum Schreibtisch. 
"Daysailer": ein schmuckes Segment. Aber wer kauft das? Oder ist "Daysailer" die Antwort auf einen von Gebrauchtbooten blockierten Markt? In dem nur mit ästhetischen Stimuli, mit "Ferrari-Effekten", neue Käufer zu finden sind?





Der Zäheste unter den "Vom-Eigenen-Boot-Träumern".

Mit einem Superlativ ganz anderer Art in der Klasse 22-30 Fuß wartet Digger mit seinem BENTE-Projekt auf: Ihn trieb die Suche nach dem, was "danach" kommt beim Thema "Mein-ideales-Schiff-zum-drauf-Leben-ist-ein-kleines-Schiff", sein Boot selbst zu konstruieren. Was auf der HANSEBOOT an Digger's Messestand noch in Sperrholz im Entwurfstadium herumstand, hat jetzt Form angenommen. Der Wunsch, das ideale Boot zu finden, steht jetzt in GFK vor uns. Sieht verdammt schnell aus. Chapeau, Digger, für den Superlativ "der Zäheste", was Durchhalte-Vermögen beim Traum vom eigenen Boot angeht.





Die allerneuesten Lärmendsten.

Superlative ganz anderer Art sind auch in Düsseldorf versammelt: die allerneuesten und lärmendsten Gizmos sind zu besichtigen, bevor sie uns im kommenden Sommer in den Buchten erfreuen werden. Ich habe mich im Sommer immer gefragt, welche Erdspalte sie wohl ausspuckt, all die Parasailer-Gizmo's, die röhrenden "Banana-Boats". Jetzt weiß ichs. Die Erdspalte ist in Düsseldorf. An neuen lärmenden Superlativ-Gizmo's hätten wir anzubieten:


Ein "Alien-Dings", mit dem man - nebst Partnerin - fünf Meter am Gartenschlauch überm Meer schweben kann. Eine Art auf-den-Rücken-geschnallter Laubbläser, der seinen Nutzer aller Schwerkraft entbindet. Man kann damit wie ein Ungeheuer von unter Wasser auftauchen. Und sich wie ein Käfer an langem Schlauch in die Luft erheben. Schaurig. Laut.


"Le dernier cri" auf dem Banana-Boat-Sektor ist dieses "Dingsda", das aussieht wie der tödliche Wurfstern eines Samurai. Ab nächstem Sommer zieht es gelangweilt Kreischende durch die Bucht. Er wird schön, der nächste Sommer.



Und mein Traum?

Und wie sieht es mit dem aus, was mich hierher trieb, auf die Messe? Ein Boot zum Drauf-Leben zwischen 31 und 37 Fuß? Mit meinen einfachen 4 Regeln, die ich in einem früheren Beitrag zur HANSEBOOT formulierte? Stehhöhe? Lange Salonbänke? Lange Cockpitbänke? In den Wellen stabil? Im Hafen gemütlich wie eine Wohnung?

Zwischen 31 und 37 Fuß ist nicht soooo viel zu sehen in Düsseldorf. Die Hersteller frönen hier der Superlative, einem "The bigger the better." 58 Fuß-Yachten sind zu sehen, von Serien-Herstellern. Und die zeigen auch gleich 64-Fuß-Yachten und 82-Fuß-Yachten. Ist denn der Markt dafür so groß? Am Stand eines italienischen Segelyacht-Herstellers, den wir alle kennen und lieben für seine schönen und schnellen Schiffe in der über 40-Fuß-Klasse und der tatsächlich mit Superlativ-guten Ideen beim Innendesign seiner Yachten aufwartet, komme ich der Wahrheit näher: "We had a very good show here in Dusseldorf", sagt der Verkäufer, "we had so many interested sailors from Spain and Israel here, but unfortunately not from Germany." 

Aha. "The Bigger, the better" gilt also nur "for the happy Few". Und die kommen derzeit nicht aus Germany. Eigentlich schon schön, das mit der "schwäbischen Hausfrau."

Auf der Suche nach meinem Schiff zum "Drauf-Leben", idealerweise zwischen 33 und 37 Fuß, gerate ich in Düsseldorf auch an interessante Konzepte. An die eine oder andere Center-Cockpit-Yacht, auf der ich dann zum x-ten mal stehe. Auf einer HALLBERG-RASSY 40, zum Beispiel, der man aber unter Deck anmerkt, dass sie "von Außen nach Innen" konstruiert ist - mit entsprechenden Schwachstellen im Innenraum. 
Den konstruktiv genau anderen Weg - "von Innen nach Außen" - ging SIRIUS, Werftbauer aus Plön. Leider auch nur mit größtmöglicher YACHT auf der Messe, einer 40er mit sechs Kojen und (!) eigenem (!!) Werkstatt-Raum (!!!). Das ist natürlich zu groß. Ich will allein drauf Leben. Und zu zweit. Gelegentlich zu Dritt. Aber als Konzept: Klasse.

Interessant natürlich auch das SENSE-Konzept von BENETEAU, das ich seit einigen Jahren verfolge. Aber in Düsseldorf liefert BENETEAU einen Superlativ der anderen Art ab, der mit der "Marketing-Zitrone der Messe" für Kunden-größtmöglich-vor-den-Kopf-stoßendes Marketing ausgezeichnet werden sollte. Auf die BENETEAUs am Stand darf jeder, wie er will. Auf die ausgestellte SENSE darf nur, wen die Hostessen nach Vorlage seiner Visitenkarte & Registrierung & Gesichtsprüfung auch drauflassen. Lead-Generierung a-la Hau-drauf. Die SENSE, ein Boot zum "Drauf-Leben"? Aufgeladen mit KEMPINSKI- und HYATT-Emotionalisierung? Autsch. Und schade um das eigentlich schöne Konzept aus dem Lande von R4 und 2CV.

Und so läßt mich denn die "Messe der Superlative" etwas ratlos zurück, was meinen Traum angeht vom idealen Boot, um drauf zu leben. Aber vielleicht gehört ja auch das zum Spiel. Und macht die Schönheit des Lebens aus: Einen Traum zu haben ist das Wichtige. DAS ist das Elexier. Und vor allem: das MACHEN.



Am Beeindruckendsten.

Einen Superlativ aber liefert mir die Messe dann doch. Zum "Boot-Kucken" komme ich ja nur in den Gesprächspausen. Denn die Messe ist angefüllt mit Gesprächen. Mit Vertriebspartnern. Mit Autoren unseres ersten Buchprojektes GEWITTERSEGELN, denen wir Konzept und Layout unseres Buches, das im März erscheinen wird, vorstellen. Und ein ums andere Mal bin ich beeindruckt von den Leuten, die ich zum ersten Mal kennenlerne und die uns ihre Beiträge, ihre Geschichten für das Buch zur Verfügung stellen. Keiner von den "Happy-Few". Aber alles SeglerInnen mit großer Leidenschaft für Boot und Segeln. Was mich an diesen Leuten beeindruckt, ist ihre Offenheit, der Schalk, der aus den Augen von Conny und Kim blitzt. Die Entschlossenheit von Marc, der nach überstandener schwerer Tumor-Erkrankung seine nächsten Jahre anderen an Krebs Erkrankten schenken und mit Ihnen segeln gehen wird. Die Abgeklärtheit von Reinhardt oder die Leidenschaft von Ursula. Der Humor von Dirk. Claus, der das Meer irgendwie als Musik betrachtet - und er eine Note darin. Oder Peter mit seiner Geschichte, dass er nie aufs Wasser durfte im "anderen" Deutschland, aus politischen Gründen. Und Last but not least Christopher, der bei aller Racing-Euphorie so ruhig und zurückhaltend war. 

Ihnen - den Seglern, nicht den Superlativen - sei dieser Post gewidmet.




           Weiterlesen bei: Auf der HANSEBOOT in Hamburg: Der Traum vom neuen Boot. Hier.
           Weiterlesen bei: Unser erstes Buchprojekt: Mare Più macht ein Buch. Über Gewitter. Hier.
           Weiterlesen bei: Ist es gefährlich, im Gewitter zu Segeln? Hier.
           Weiterlesen bei: Unser zweites Buchprojekt: SturmSegeln. Hier
           Weiterlesen bei: Von Menschen und Schiffen. Wie 50 Männer 50 Schiffe bauen. Hier.
           Weiterlesen bei: Die vernachlässigten Schiffe. Hier.
           Weiterlesen bei: Ein Schiff, um 5 Monate drauf zu Segeln. Hier.



                             Jetzt lesen: 
40 spannende Geschichten, wie es ist, im Gewitter zu Segeln:

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Mittwoch, 21. Januar 2015

Mare Più macht ein zweites Buch. Nach GewitterSegeln. Mit der Community. Diesmal über: SturmSegeln.

Unser derzeitiger Favorit unter den Cover-Entwürfen für das neue Projekt. Das beste Foto zum Thema Segeln im Sturm, das wir unter allen Einsendungen für dieses Projekt erhalten, wird von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Und kommt aufs Cover. Haben Sie ein gutes Sturmfoto? Oder eine gute Geschichte?

Drei Beaufort: Ist purer Spaß.
Vier Beaufort: Ist Freude.
Fünf Beaufort: Ist Freude. Mit Bangen gemischt.
Sechs Beaufort: Ist Bangen. Mit Freude gemischt.
Sieben Beaufort: Ist Bangen.
Acht Beaufort: Ist Angst.
Neun Beaufort: "Where is my Mommy?"


Vor vielen, vielen Jahren, auf meinem allerersten Törn lernte ich diese Regel von Lutz. Er war hohes Tier in einem großen, großen Konzern. Er liebte das Segeln. Sein Stolz war es, den "Marchaj" ganz gelesen zu haben, ein typisches Siebziger Jahre Hardcore-Fachbuch darüber, wie ein Segel optimal zu trimmen ist. Theoretische Physik. Aerodynamik. Von Vorne bis Hinten. 
"Ich hab' den Marchaj gelesen", sagte Lutz, wenn mal wieder was schief ging auf dem Törn. Wenn beim Bojenmanöver der Festmacher nicht auf der Klampe, sondern in der Schraube hing. Und wir irgendwie anders als die 25 Anderen im Bojenfeld hingen. Wenn wir wieder mal ausgelaufen waren, die Frauen unten noch mit Abwasch beschäftigt waren, und hinter der Huck ein handfester Sechser über uns herfiel. Unter Segeln war Lutz unschlagbar.

Die Beaufort-Einteilung von Lutz ist zeitlos gültig. Sie beschreibt, was in uns vorgeht, wenn es bläst. Wenn der Wind weht, mehr als uns lieb ist. Wenn wir die Zerbrechlichkeit unseres kleinen Gefährts ganz besonders empfinden. Und wir gleichzeitig schweigen ob der Schönheit der entfesselten Elemente, in deren Mitte wir uns auf unserem zarten Fahrzeug bewegen. Wenn wir sorgenvoll unseren Mast hinaufschauen. Dem Verklicker zusehen, wie er tanzt.

Mare Più macht ein Buch darüber. Ein zweites Buch, das nur aus den Geschichten und Erfahrungen der Community besteht. Von Seglern. Für Segler. Es wird nach unserem ersten Titel GewitterSegeln, an dem derzeit das millemari.-Team letzte Hand anlegt, im Mai erscheinen. Wieder wird dieses Buch von millemari. verlegt, dem Buchverlag von Mare Più. 

Diesmal wird es auch um Erlebnisse gehen, beim Segeln im Sturm. Vor allem aber um Ihr Know-How. Um Ihre Reviererfahrung in europäischen Revieren mit den typischen Starkwind- und auch Sturm-Phänomenen, die wir Segler da draußen antreffen. Es geht um Ihr Know-How zu Atlantik-Tief, Bora, Mistral, Meltemi, Südwest und Co. Es geht um Ostsee, Nordsee, Atlantik, Mittelmeer.

Wenn Sie etwas Typisches für Revier und Starkwind-Phänomene erlebt haben, wenn Sie Ihre Wetterbeobachtungen, ihre beste Sturmtaktik in diesen Revieren, Ihr schönstes SturmFoto anderen Seglern weitergeben wollen: melden Sie sich per Mail an. Stichwort: SturmSegeln. Mit korrekter Mail- und auch Postanschrift. Oder direkt in der in diesen Augenblicken gegründeten FACEBOOK-Gruppe Sturmsegeln.

Wir schicken Ihnen das Skipperbriefing für unser neues Buch SturmSegeln nach der BOOT, wo Sie uns jetzt gerade treffen können.

Nach der BOOT geht's los. 
Mit Segeln im Sturm. 
Mit SturmSegeln.

Ihre
millemari.'s



           Weiterlesen bei: Unser erstes Buchprojekt: Mare Più macht ein Buch. Über Gewitter. Hier.
           Weiterlesen bei: Ist es gefährlich, im Gewitter zu Segeln? Hier.
           Weiterlesen bei: Winds Blowing over Paros. Hier.



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Samstag, 17. Januar 2015

Unter Segeln: Wie der Segler auf Langfahrt seine Wäsche wäscht. Oder: Vom Waschen in vier Ländern. Wie die Wirtschaft funktioniert.

Wer segelt, wäscht meist auf dem eigenen Boot. Hier mein wunderbarer Waschsalon mit Namen LEVJE beim Ankermanöver unter Segel in der Bucht von Porto Kayo, Ost-Peloponnes.

Es gehört in unseren Breiten zu den einfachen Dingen des Alltags, seine Wäsche zu waschen. Man sammelt einfach, was man nicht mehr tragen mag. Und wirft die Waschmaschine an. Oder "es" sammelt "sich von selber". Vor der gähnenden Öffnung der Waschmaschine. Wirken Mann und Frau, so sie zusammen leben, daran gemeinsam mit: so tun sie das - dank genetischer Prägung und Rollen-Einübung seit der frühen Steinzeit - ganz wunderbar: Der Mann als steinzeitlicher "Jäger und Sammler", der er immer noch ist, sammelt Schmutzwäsche: indem er seine dreckigen Sachen überall in der Wohnung liegen läßt. Seine Socken etwa. Den Pullover. Die Frau, seit der frühen Steinzeit für's "Horten" des Gesammelten zuständig, "hortet" das dann alles am liebsten an einem Ort. Täglich. Manchmal auch mehrmals täglich. Nämlich in der fröhlich-schäumend mampfenden Waschmaschine.

Auf See ist das alles nicht ganz so einfach. Natürlich funktionieren die seit frühester Steinzeit eintrainierten Verhaltensweisen immer noch zuverlässig. Aber der Dritte im Bunde, der Ort femininen Wäsche-Hortens: der ist auf einer langen Reise manchmal verflixt schwer zu finden: Die in unschuldigem Weiß dreinblickende Waschmaschine. 

Auf meiner langen Reise die italienische Ostküste hinunter hat sie sich gekonnt vor mir versteckt: in italienischen Marinas, gleich ob von CIRCOLO NAUTICO oder LEGA NAVALE, den beiden großen italienischen "Segel-ADACs" betrieben, hat man noch nie eine gesehen. Man kennt sie dort nur aus dem Fernsehen, denn Marinas in Italien sind eher echte Männer-Clubs. Man trifft sich dort. Kuckt im Fernsehen gemeinsam AC Mailand. Hebt ein Gläschen. Trifft sich im Club-Restaurant. "Ciao Gianni." Aber Waschen: das tut man dort nicht. Es war natürlich ein weibliches Wesen, das mir dann endlich, endlich im schönen Ancona nach wochenlangen Handwäschen den rechten Weg wies. Nämlich den zum einzigen Waschsalon der mittelitalienischen Adriaküste. Leider am anderen Ende der Stadt. Leider oben aufm Berg. 

Eine mühselige Angelegenheit. In Italien richtig gemütlich mit dem Waschen war es nur in der brandneuen, ansonsten von Gott verlassenen Marina von Rodi Garganico. Aber nur, weil ich da 25 brandneue Waschbecken hatte. Ganz für mich allein.

Der Hafen von Ancona durch das Froschauge gesehen: Halbrechts die Einfahrt und der Fährhafen mit den Fähren nach Griechenland, zum Balkan und in die Türkei. Links LEVJE's Ankerplatz vor den Molo Vanvitelliana., in denen ein herrliches Restaurant untergebracht ist. Ebenfalls in Ancona: endlich ein Waschsalon mit Waschmaschine.

Levkada auf der Insel Levkas. Nett. Heimelig. Mit Wasserfällen von Nidri in der Fahrrad-Nähe. Und Waschmaschine inklusive.

In Griechenland war's nicht besser. Im vielbesuchten Korfu wäscht auch keiner. Jedenfalls nicht öffentlich. Was vielleicht von den Engländern herrührt, die über die Insel herrschen seit Jahrhunderten, früher dank Navy, heute dank RYAN-AIR. Man muß schon deutlich südlicher Segeln, etwa 70 Seemeilen. Nach Lefkas. Und da wird man dann aufs Feinste fündig. Dort, in einem abgelegenen Winkel der Marina Levkada, standen sie dann: gestandene Seebären. Segelnde Pärchen. Die schwieligen Hände voll. Säckeweise Schmutzwäsche. Mit bittendem Blick. Vor der etwa 1,65 großen Athanasia, reich an Jahren und Erfahrung, mächtig nur des Griechischen, Herrscherin über ihr dampfendes Königreich von der Größe einer Speisekammer. Und doch: war Athanasia's Reich etwas, wo die Segler - Erlösung fanden: Jeder, der den Ort verlies, mit glücklichem Lächeln. Was vorher als Handtuch salzstrotzend über den Seezaun starrte, duftete nach noch nie gerochenen Blumenwiesen. Das Lieblingshemd verdiente seinen Namen wieder. Und das Beste: Alles feinsäuberlich zusammengelegt. Gestappelt. Und in einen großen Sack durchscheinenden bakterizid-fungiziden Plastiks verpackt. Was für ein schöner Tag!

Wie so oft: Wäsche wird im Hafen gewaschen. Und auf LEVJE eine Wäscheleine gespannt. Hier im Hafen von Kalamata.

Ich mußte dann erst den langen, langen Weg Kurs Südsüdost um den Peloponnes nehmen, bis ins schöne, von Böen umwehte Kalamata, wo ich nach langen Irrfahrten wieder in den Genuss zweier Waschmaschinen kam. Sie waren undurchsichtiger Herkunft, die beiden. Standen schweigend in der Ecke des verlassenen Waschraums, erhaben über Raum und Zeit. Und die beiden hatten es auf mich abgesehen. Genau auf mich. Sie hatten auf mich gewartet.

Gebrauchsanweisung griechisch. Die ich, des Griechischen bis auf "Gut' Nacht" vollends unkund, für mich so übersetzte: 

Du Wäsche einfüllen. 
Flüssiges Waschmittel Du über Wäsche kippst. 
Du Deckel schließen.
Das Geldstück Du einwerfen mußt:
Umhauen wird Dich Blütenduft!

Das tat ich. Genau nach Vorschrift. Einmal. Nichts geschah. Die griechische Maschine will meinen deutschen Euro nicht. Den vom herbeigeholten Marinero, Grieche, aber auch nicht. Auch den vom Hafenmeister nicht. Also lud ich die mit Flüssigwaschmittel getränkte Wäsche in die andere Maschine um. Aber auch die war bockig. Und schwieg. Sagte. Einfach. Keinen. Mux.
Wir schritten den Kabelkanal ab. Beäugten die Kabel. Schraubten den Sicherungskasten am anderen Ende des Raumes auseinander. Ich probierte es mit geflüsterten Koseworten. Dann mit Zauberworten. Dann mit Bitten, Fluchen, Dagegentreten, den Stecker final ziehen. Ich schäumte. Die blöden Waschmaschinen nicht.

Es war Nacht, als ich bei einem alten Marinero noch einmal den "Geldwechsel-Trick" versuchen wollte. Nikolaos sah mich milde an. Ohne ein Wort verstand er mein Leid. Kam mit mir. Es war nur ein einfacher Trick. Und die beiden Waschmaschinen liefen.

Vielleicht ist das ja eine Marktlücke? Ein Segelreiseführer, wie man auf dem 2.000 Seemeilen langen Weg von Izola nach Antalya seine Wäsche waschen kann? Eine App programmieren, mit dem schönen Namen "iWash"? 


Im Norden von Paros.

Auf Paros wars dann wieder einfach. Mit den Waschmaschinen jedenfalls. Meistert man die mit Felsen bewehrte Hafeneinfahrt nach Paroiki, Paros' Hauptort, an denen vor Jahren eine Fähre zerschellte, weil die Männer Fußball kuckten: dann hat man sie auch bald vor sich, die Waschmaschinen des örtlichen Waschsalons. Nur Liegeplatz im Hafen gabs keinen. Also in der großen Hafenbucht geankert. PEANUTS, mein Dinghi klar gemacht. Und die eineinhalb Kilometer rübergerudert. Und die Wäsche hingebracht. Und wieder zurückgerudert. Und weil die Wäsche noch nicht fertig war, als ich wieder hinüberruderte, wieder zurückgerudert. Und nochmal hingerudert. 
Ich rudere gern.

Ich weiß nicht, woran es liegt: erst in der prosperierenden Türkei klappte das mit dem Waschen. Wie am Schnürchen. Vielleicht ist auch mein Bild dieses ehrgeizigen, funktionierenden Landes geprägt von meinen Erfahrungen beim Wäschewaschen? In der Marina von Turgutreis erledigte ich das in der dortigen Wäscherei in der Marina. Es war der bienenfleissige, langgewachsene, einäugige Jussuf, dem ich während des Einklarierens, sozusagen zwischen Amtsarzt, Zollbeamten und Hafenkapitän, mein Wäschebündel in der Augusthitze in die Hände drückte. Es klappte. Das mit dem Amtsarzt, der in Badehose vor mir erschien. Und das mit Jussuf, dem Einäugigen. Wäschewaschen 130sm weiter östlich in Marmaris? Ein Vergnügen. Mittags gebracht, abends gemacht. Weil das ja so Spaß machte, ging ich gleich drei Mal zu der schelmenhaften Wäscherin Ayse. "Ein Oberhemd, gepflegt wie nie. Wir danken sehr. Und grüßen Sie." Wär ich noch in Marmaris, ging ich, glaub ich, immer noch hin. Jeden Tag.

Und morgen: ja morgen: da schreib ich über Medine, im Hafen des südtürkischen Finike. Sie ist meine Favoritin unter allen Wäscherinnen und Wäschern. Medine, "Camasirhane". Das steht auf dem großen Organigramm am Eingang in die Waschräume der Marina. Mit Foto. Die Griechen hatten kein Organigramm. Die Italiener auch nicht. "Camasirhane": das heißt, glaub ich, Wäscherin auf Türkisch. Über Medine werde ich also schreiben. Stellvertretend für alle. Und dankbar für die Begegnungen. Die ich einzig meiner schmutzigen Wäsche verdanke. 
Legen wir also mal eine Schweigeminute ein. Aus Dankbarkeit. Für das, was unsere alten Klamotten uns täglich bescheren. An guten Begegnungen.

Weihnachten. Im Hafen von Finike.




                                       Weiterlesen bei: 5 Monate Segeln: Was hat mir das gebracht? Hier.
                                       Weiterlesen bei: Ein Schiff, um fünf Monate damit zu Segeln. Hier.
                                       Weiterlesen bei: Was kosten fünf Monate Segeln im Mittelmeer.     

                                       Weiterlesen bei: Die vernachlässigten Schiffe. Hier.                                         

                                       Weiterlesen bei: 10 Tipps für das Segeln Italien. Hier.
                                       Weiterlesen bei: Die 7 wichtigsten Tipps fürs Segeln in Griechenland. Hier.
                                       Weiterlesen bei: Das Überschreiten der Grenze von Europa nach Asien. Hier.

                                        ... und zur heute eröffneten BOOT 2015: Der große Traum vom neuen Boot. 


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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.



                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.



Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
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Mittwoch, 14. Januar 2015

Unterwegs auf dem Meer. Ein Resümee in 11 Punkten.


Vor Methoni, der Südwest-Spitze des Peloponnes.
Anfang August waren es zehn Wochen, die ich auf dem Meer segelnd unterwegs war. In Slowenien Mitte Mai aufgebrochen, die italienische Ostküste hinuntergesegelt, hatte ich Brindisi hinter mir gelassen und in einem langen Schlag mit günstigem achterlichem Wind die Straße von Otranto durchsegelt. Was hat mich damals beschäftigt, 10 Wochen, nachdem ich aufgebrochen war? In meinem Zettelkasten fand ich folgenden Beitrag. Und weil vieles davon nicht nur nach 10 Wochen richtig war, sondern heute noch richtiger ist: Für das, was man Segeln, für das, was man die "Kunst zu Leben" nennt: deshalb dieser Beitrag heute.

Ich weiß sehr wohl, dass ich gerade etwas lebe, wovon viele Menschen träumen, denn ich habe selbst lange Jahre davon geträumt, einmal längere Zeit auf dem Meer unterwegs zu sein, und sei es auch nur für sechs, sieben Wochen. Kurz alles hinter sich lassen.

Aber: Kann man das? Darf man das? Und wie ist das jetzt? 
Hier mein Resümee:


1. Der beste Satz über die Kunst zu leben?

"It's difficult to keep things in balance."
Stammt von Brian, 68, seit 12 Jahren die Sommer segelnd in Griechenland verbringend. Eigentlich auf die Frage, wie er es schaffe, seit ebenso langer Zeit mit drei Partnerinnen in regelmäßigen Wechsel zusammenzuleben. Und die kennen sich alle.

                              Weiterlesen bei: Von Menschen und von Schiffen. Die vernachlässigten Boote. Hier 



2. Das überflüssigste Verhalten an Bord?

Das Haar in der Suppe suchen. Und finden.
Kleinigkeiten zum Wichtigen erheben: Will sagen: die Bucht ist herrlich. Das Wasser so blau, blauer gehts nicht. Aber: Im Kaffee ist leider zu viel Milch. Es ist zu heiß. Es schaukelt zu sehr.

Ist das Glas halbvoll? Oder ist es halbleer? 
Es ist so einfach, das zu sehen, was fehlt. Statt dem, was man bereits HAT. Was bereits da ist.
So viel einfacher, das Negative zu sehen. Und sich genau auf dies Negative zu fokussieren. Genau dies Negative im Alltag überhand nehmen zu lassen. 
Es ist eine unendlich schwierigere Übung: trotz negativer Dinge, Ängsten und realen Sorgen zum Trotz einen glücklichen Moment zu leben.


3. Drei Dinge, ohne die es plötzlich gar nicht mehr geht?
Es sind plötzlich sehr, sehr einfache Dinge:


Auflösung: Wasser, mein Hut und das Ipad.



4. Drei Dinge, die so überflüssig sind, dass ich 10 Wochen nicht daran gedacht habe?
Fernsehen.
Shopping-Center.
Der spezielle Bojen-Bootshaken von AWN.


4. Der meistgehörte Satz an Bord?

"Ooooch neeee."

Immer dann, wenn:
- ein Knoten nicht aufgeht.
- das Lebensmittelschapp klemmt und ich nicht an die Spaghetti komme, während das Wasser kocht.
- eine Schraube, die aufgehen soll, frisst.
- eine Schot partout nicht durch die Öse will.
- Aceto und Öl von den Tomaten mit Mozzarella im Seegang über die beige Hose kleckern.
- der Kühlschrank vergessen wurde anzuschalten und Käse, Butter Laufen lernen.
- der Wind einschläft eine Minute, nachdem ich fünf Minuten mit Segelsetzen und -trimmen beschäftigt war.
- die Tunfischdose mit Öl ganz unten im Lebensmittelschapp ausgelaufen ist.
- ich über den dunklen Fleck auf dem Salonpolster grüble - und dann die nässend-gärenden Überreste der Tomate in meinem Rucksack finde, die ich vom Einkauf vor fünf Wochen dort vergaß.
- der 13. Angelhacken plötzlich futsch ist, weil ich auf 10 Meter Wassertiefe vor der Wende vergaß, die 30 Meter lange Schleppangel einzuholen.
- der Schäkel jetzt dringend zugehen muss, der sich aber unter Zug natürlich nicht schließen lässt.
- die Fockschot sich in der Wende zum 23. Mal unter dem Bootshaken verklemmt.
- sich alle meine Gläser quer durchs Boot auf den Boden ergießen und in Trümmer gehen, weil ich nach 8 Stunden "raumschots" plötzlich auf "hoch am Wind" gehen musste und das Gläserschapp nicht schloss.
- die Ankerwinsch plötzlich ächzend nicht mehr will.
- die Bugfenster-Dichtung sich eigentümlicherweise statt mit dem Boot mit der Fensterscheibe dauerhaft verklebt.
- die Milch, die auf dem Gasherd viel zu schnell heiß wird und überkocht.
- ich beim Übergeben der Festmacher im Hafen einen weiteren Festmacher in der braunen Hafenbrühe versenke.
Die Liste der "Och-Nee's" ist ohne Ende. Sie wird täglich weitergeführt.

                                                           Weiterlesen bei: Was ist eigentlich Segeln? Hier.

5. Das empörendste Verhalten bei Anderen?
So ankern, dass andere Ankerlieger eingeschränkt und gefährdet werden.
Menschen, die einen in die Irre schicken.

                                                     Weiterlesen bei: Einhand unter Segeln. Wie man richtig ankert. Hier.
                                                     Weiterlesen bei: Ankermanöver im Gewitter. Hier.



6. Das empörendste Verhalten bei mir?
Mich zuviel über solche Leute ärgern.
Und doch genau wissen, dass auch mir gelegentlich Fehler unterlaufen.


7. Drei Dinge, denen ich am meisten dankbar sind und auf die ich vertraue?







8. Die beste Begegnung? Mit wem würde ich gerne mal ein, zwei lange Abende verbringen?

             In den Straßen von Levkada, dem Hauptort auf Lefkas.

Mit Dieter von METRONIX Yachtelektronik in Lefkas.

Die Suche nach einem defekten kleinen Messinglager, das meinen Autopiloten lahmlegte, stiftete in Lefkas folgende Begegnungen, und ich möchte in meinem Leben keine davon missen:

- mit Roula vom NAUTILUS-Shop: hat mir rappszapps neue Kugellager für die ebenfalls defekte Ankerwinsch aus Athen organisiert.
- mit Robert vom Marina-Shop in Lefkas. Selber Segler, Niederländer, vor vielen Jahren in Lefkas hängengeblieben, Griechin geheiratet, heute der größte Laden im Hafen. Acht Angestellte, die rund um die Uhr Boote reparieren. Von ihm lerne die kluge Einsicht, dass Hersteller wie RAYMARINE oder JABSCO zwar keineswegs die besten Produkte bauen; aber deswegen unverzichtbar sind, weil man deren Ersatzteile auch noch im letzten Erdenwinkel bekommt.
- Andreas vom Sailland. Ein stiller, kluger Mann, der mir drei Mal weitergeholfen hat. Organisiert mir zuletzt eine neue Isolierung für meine Kühlschrank-Zuleitung und nimmt dann 2 € von mir. Und schickt mich wegen der Messingbuchse zu Dieter.
- Dieter: Österreicher. Elektronik-Ingenieur und Tüftler. War mit 43 verantwortlich für ca. 80 Service-Techniker einer deutschen Firma. Gefeuert. Dann 12 Jahre Segeln gegangen. Wo er überall war: das sagt er nicht. In Lefkas hängengeblieben. Vor drei Jahren einen Yacht-Elektronik-Laden in Lefkas übernommen. Heute glücklich. Aber mit Wehmut in der Stimme, wenn er über seine Jahre auf dem Meer erzählt. Dieter HAT die Messingbuchse rumliegen. Aber die dreiviertel Stunde vorher: die wir über das Leben quatschten: die war das Wertvolle.

                                                  Weiterlesen bei: Was für einer ist das denn? Mit Knoten ist es wie
                                                                                                                                  mit Menschen. Hier.


9. Was habe ich beim Segeln fürs Leben gelernt?

Schauen. Erst mal schauen.
Damit ich nie vergesse:
Egal, ob man in eine Bucht einläuft.
Über die defekte Ankerwinsch nachdenkt.
Oder den kaputten Autopiloten.
Einen Ankerplatz sucht.
Oder einen Menschen zum ersten Mal sieht: Auf den eigenen Blick vertrauen. Erst dann: machen.



10. Die stärkste Erfahrung, die ich nach 10 Wochen an Andere unbedingt weitergeben will?

Lebe Deinen Traum.
Unbedingt. Unbedingt. Unbedingt.
Was immer es ist.
Finde den richtigen Zeitpunkt dafür.

Noch Tage vor meiner Abreise habe ich mich gefragt: Darf ich das? Kann ich das? Einfach losziehen? Ich habe Jahre damit verbracht, darüber nachzudenken, ob es richtig ist, meiner Neigung zum Segeln, meinem Segeltraum zu folgen. Und auf eine längere Fahrt zu gehen. Um jede Huk, die auf meinem Weg liegt und um die ich herumschauen wollte, einmal herumschauen. Und entdecken: was dahinter ist liegt.

Vertrauen Sie Ihren Traum. Ihn zu verwirklichen, gibt ungeheuer viel Kraft. Ich hätte es nicht gedacht.


                                                                             Weiterlesen bei: 7 Tipps, wie man es schafft, in 2015          7 Wochen Segeln zu gehen. Hier.


11. Und was lernt man auf einer längeren Reise fürs Leben?
Wer lossegelt und sich auf eine längere Reise, zumal auf dem Meer, einlässt: der weiß nicht, was ihn erwartet.
Was wiederfährt einem?
Was ist da draußen zu lernen?
Wird man ein anderer? Ein besserer? Was ändert sich?

In den langen Jahren, in denen ich meinen Segeltraum träumte, habe ich mich das gefragt. In diesen Jahren habe ich immer wieder Charles Darwin's REISE MIT DER BEAGLE gelesen und als Hörbuch gehört, es begleitete mich als Urahn eines Buches von einer Seereise, als staunenswertes Abenteuerbuch voller Naturbeobachtungen. Und dies nicht nur deshalb, weil Darwin es Jahre nach seiner legendären Reise als jugendlicher Seekadett und Wissenschafts-Novize veröffentliche. Von dieser fünfjährigen Reise um Südamerika herum und zu den Galapagos-Inseln brachte Darwin seine Evolutionstheorie mit. Daneben 368 Seiten zoologische und 1.383 Seiten geologische Beobachtungen. 1.529 in Spiritus konservierte Arten. 3.907 Häute, Felle, Knochen, Pflanzen. Und 770 Seiten Reisetagebuch. Und schöner und treffender, wie diese Seiten enden, kann man es nicht sagen, was eine solche Reise bringt: 

"... unbedingt sein Glück zu versuchen und auf Reisen zu gehen, wenn möglich über Land, ansonsten: lange zu bleiben. Er kann versichert sein, dass er - allenfalls in seltenen Fällen - keinen derartigen Schwierigkeiten oder Gefahren begegnen wird, wie er sie am Beginn vorraussieht.
Unter einem moralischen Gesichtspunkt sollte eine solche Reise ihn 
- gutwillige Geduld lehren, 
- Freiheit von Selbstsucht, 
- die Gewohnheit, für sich selbst zu handeln, 
- und aus jedem Geschehnis das Beste zu machen, 
kurzum: er sollte die charakteristischen Eigenschaften des Seemanns besitzen. 

Reisen sollte ihn auch Mißtrauen lehren, aber gleichzeitig wird er entdecken: wieviele wahrhaft gutherzige Menschen es gibt, mit denen er nie zuvor Kontakt hatte und auch nie mehr wieder haben wird, und die dennoch bereit sind, ihm die uneigennützigste Hilfe zu gewähren."

                                                                                                         Charles Darwin, 
                                                                                                         Die Fahrt mit der Beagle, 
                                                                                                         letztes Kapitel.
                                                                                                         


                 
                                                    Weiterlesen bei: 5 Monate Segeln: Was hat mir das gebracht? Hier.
                                                    Weiterlesen bei: Ein Schiff, um fünf Monate damit zu Segeln. Hier.
                                                    Weiterlesen bei: Was kosten fünf Monate Segeln im Mittelmeer. Hier.

                                                  Weiterlesen bei: Die 7 wichtigsten Tipps fürs Segeln in Griechenland. Hier.





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