Donnerstag, 15. September 2022

Lohnt sich im Herbst eine Drei-Tages-Charter? Nach Pula?

Der Herbst ist die Zeit für Kurztrips und Städtetouren. Drei Tages-Charter-Trips werden immer beliebter. In loser Folge stellen wir beliebte Kurztrip-Ziele in Kroatien vor, 
die beim großen Sommertörn "links liegen" blieben.

Der Naturpark Kamenjak und die Hafenstadt Pula im Hintergrund: Hier liegen Charter-Ort, Städtetour und Natur nah beieinander. Ein ideales Ziel für einen Kroatien Kurztrip auf dem Meer? Das Wimmelbild ist dem Band REVIER KOMPASS KROATIEN NORD entnommen, der neben Pula und Kap Kamenjak/Medulin auch 30 weitere lohnende Ziele im Norden Kroatiens beschreibt.









Ein letztes Mal kurz aufs Meer - ein Drei-Tagestörn ist ideal, um Segeltörn mit Städtetour zu verbinden. Schauen wir uns das mal am Beispiel Pula an:

An der istrischen Hafenstadt segelt man im Sommer häufig vorbei - möglichst schnell die Inseln im Süden  erreichen; und die 3 Seemeilen lange Einfahrt durch den Fjord und die Inseln zu abseits vom Weg. Lohnt Pula wirklich den Besuch?

Die Stadt ist auf den ersten Blick eine Werft- und Stahlbaustadt. Schon von weitem sieht man die schweren Schiffbaukräne der Uljanik-Werft, die auf der gleichnamigen Insel vor der Stadt schweren Schiffbau betreibt. Wer langsam mit Kindern um die Werftinsel tuckert, kann einiges entdecken: Fähren im Bau. Turmhohe Bohrinseln, an denen geschweißt wird. Spezialfrachter, die gerade auf Kiel gelegt werden. Und nicht zuletzt das Lichterspektakel der "Lighting Giants", wenn die Werftkräne nachts hell beleuchtet werden.

Pula ist aber nicht nur stählerne Hardware. Unmittelbar neben der ACI-Marina liegt eines der besterhaltenen römischen Amphittheater, ein Prachtbau, in dem heute noch Führungen zu Gladiatorenkämpfen und Konzerte stattfinden. Und wer gut essen gehen will, findet um die Markthallen des Stadtmarkt Pula immer etwas.

Wer nach dem Stadtbesuch in Buchten abhängt: Gleich südlich von Pula liegen die Waldbucht von Fraskeric. Oder die sturmsichere Bucht Paltana. Und nicht zuletzt der große Naturpark Kamenjak rund um den Ort Medulin.

Lohnt sich also ein Tages-Bootstrip rund um Pula? Wir meinen: Ja. Denn Stadt und Umland bieten mit kurzen Schlägen lohnende Ziele.

Wer vorher wissen will, ob sich ein Besuch von Pula lohnt, schaut am besten in den REVIER KOMPASS KROATIEN NORD. Die hier erwähnten Ziele wie Pula, Medullin und Kamenjak sind für Bootsreisende ausführlich beschrieben.

Geeignete Charterhäfen: Veruda (9sm nach Pula), Pomer (15sm nach Pula), Medulin (13sm nach Pula), Pula.

Charteragentur für drei-Tages-Touren: CHARTERBAR-YACHTING meines Freundes Ümit Uzun, der mit mir den gemeinsamen Segelmythen-Podcast Segeln ist Meer betreibt. (Nein, ich bekomme für diese Empfehlung von Ümit keine Provision).

Törnvorschlag: 

Tag 1: Anreise und Übernahme des Schiffes in einer der drei (!) Marinas von Pula. Kennenlernen und Abendessen in der Stadt.

Tag 2:  Ein 3-4 Stundenschlag zum Baden nach Süden zum Kap Kamenjak in die Medulin-Bucht. Die Nacht vor Anker oder in einer der beiden Marinas.

Tag 3: Langsame Rückkehr in den Ausgangshafen mit Badestop in der Bucht Fraskeric.


Alles Weitere im Revier Kompass Kroatien: 

     Von Slowenien bis Kornaten:         Von der Krka bis Kotor:

https://millemari.de/shop-kategorie/buecher/   

Beide REVIER-KOMPASSE sind nicht nur als Print, sondern auch als eBook erhältlich. Das Ebook ist allerdings ausschließlich über millemari.de erhältlich. Es wird - um beste Bildqualität bei den Wimmelbildern zu bieten - persönlich für jeden Nutzer auf Anfrage erstellt.



Lesermeinungen in 2022:

"Der Revier-Kompass Kroatien - jeden einzelnen Cent wert!
...ein hochwertiges Werk,das einerseits durch die hochwertige grafische Gestaltung und andererseits durch viele Hintergrundinformationen hervorsticht."
www.kristian-antic.com 22.8.22

"Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles Wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung."


"Vielen Dank für die beiden Revier Kompasse.

UND für die vielen angenehmen Stunden mit Ihren Büchern.

Ihre Art zu Beschreiben mag ich sehr und macht Lust auf Meer, und mehr!"


"Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch."


"Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst."


________________________


Noch mehr über Kroatien erfahren? Jetzt auch im Podcast SEGELN IST MEER! hören:

"Das Gewitter kam unverhofft und aus heiterem Himmel"

Kroatien 2022: Günstiger Urlaub oder teures Pflaster?

Die 65 kroatischen Marinas erhöhen aktuell die Preise für Kurzzeit-Liegeplätze um 9%. Thomas und Ümit gehen dem Mythos "Kroatien ist teuer!" auf den Grund. Klären auf, wo Kroatien teuer ist, wie man um teure Ecken auf der Reise meidet - und kommen zu einem überraschenden Schluss...


Kroatien? Ist doch ein Einsteigerrevier!

Für viele - und vor allem die, die noch nicht da waren, ist Kroatien gleichbedeutend mit Badehosensegeln. Was ist dran am Mythos? Und warum ist Kroatien kein Einsteigerrevier? Wieso gelten für Nordkroatien andere Regeln als für Südkroatien? Warum sollte man besonders im Juli und August in Kroatien die Augen beim Wetter offenhalten? Thomas und Ümit fragen nach und legen offen, worauf man in Kroatien unbedingt achten sollte...

 










Sonntag, 11. September 2022

Sommertörn 22: Von Irland nach Kroatien (6): Unterwegs nach Gibraltar. Orcas!

In meinen vorangegangenen Posts über meine Reise von Irland nach Kroatien erzählte ich                        von Irland und den Scilly-Inseln, von Nordspanien und den hohen Wellen vor Portugal. Über meine Sorgen vor einer Begegnung mit den Orcas, die mich von Irland bis kurz vor Gibraltar begleitete, sprach ich bislang nicht.

Hier ein Bericht über meine glimpfliche Begegnung mit einem Orca vor Gibraltar.

Die Orcas.

Seit Dublin waren wir gewarnt. Dort hatte uns ein junger irischer Skipper erzählt, wie er eines Morgens auf der Heimreise hinter Gibraltar plötzlich einen schwarzen Brocken zwischen die Schwimmer seines großen Katamarans bekommen hatte. Im ersten Schreck dachte er an einen Felsen, bis sich der Fels, der 3/4 der Länge des Katamarans hatte, plötzlich zwischen den Schwimmern bewegte. 

Im Internet studierten wir Berichte, wie kleine Crews nah an der Küste der Begegnung mehreren Orcas ausgesetzt waren. Sie rammten mehrfach das Boot, bissen Teile des Ruders ab und spielten von den Augen des entsetzten Skipper-Paares mit den Bruchstücken. Wäre es nicht so ernst gewesen, man hätte es für jugendliches Rowdytum gehalten.

Während unserer Reise von Irland entlang der Küsten Nordspaniens und Portugals rufen Sven und ich immer wieder die empfehlenswerten Seiten  orcaiberica.org oder der Deutschen Stiftung Meeresschutz auf. Wir versuchen, ein Muster in den Attacken zu erkennen, die die spanischen Tierschützer "Interaktionen" nennen - als gäbe es keinen Unterschied zwischen einem Händeschütteln und einem Kinnhaken. 


Fünf Dinge zeichneten sich ab: 

• Die meisten "Interaktionen" fanden zwischen Cabo Trafalgar und Gibraltar statt. Vor dem Ort Barbate. Und meist im Frühsommer. Weshalb die spanischen Behörden das Gebiet mit den häufigsten "Interaktionen" zur "Exclusion Zone" erklärt hatten.

• Bevorzugtes Ziel der "Interaktionen": Segelboote bis 15 Meter Länge mit Spatenruder. Also sowas wie meine LEVJE. 

• Nur 50% aller "Interaktionen" enden mit Schäden am Boot. Wie hoch der Prozentsatz aller Boote war, die vor oder nach dem Passieren der Meerenge des Nachts oder tagsüber "Interaktionen" erlebten, ist nicht klar. Als grobe Schätzung gingen wir von 3%-10% aller Boote aus. Eine geringe Zahl. Aber im Angesicht der Gefahr ist Statistik kein wirklicher Trost.

• Die beste Taktik, um Interaktionen zu vermeiden: Nicht Nachts fahren. Bei Interaktion den Motor inklusive aller Bordgeräte abstellen. 

Ich kann mir nur schlecht vorstellen, stillzuhalten wie Buddha, während 7 Meter lange Orca-Bullen sich in mein Ruder verbeissen und aus Leibeskräften mein Boot rammen. Aber das war graue Theorie.

Als wir in  Ferragudo den Anker aufholen, gewittert es über der Algarve-Küste. Durch die ersten Böen motoren wir hinaus auf den Atlantik, wo alles ruhig und regnerisch ist und der Wind erst in der Abenddämmerung zunimmt. 

Die Nacht ist, als wolle der Atlantik uns verabschieden. Mit 25-30 Knoten bläst ein Nordwest von der Algarve südostwärts auf das schmale Nadelör namens Gibraltar zu, eine rasche Fahrt, die mich in meiner Koje unruhig macht und kaum Schlaf finden lässt, bis Sven in der Dunkelheit an meine Tür klopft, damit  ich ihn ablöse.

Schon viele Seemeilen vor Gibraltar spürt man die Nähe der großen Engstelle. Früh am Morgen - 80 Seemeilen westlich - nimmt die Großschiffahrt zu. Alle Arten von Frachtern, Containerschiffen, Tankern, Spezialtransportern, die eines gemeinsam haben: Kurs 270°. Amerika. Schon 40 Seemeilen fühlt man den großen Sog, mit dem das Mittelmeer uns anzieht. Wir nähern uns der "Exclusion Zone", für die die Tierschützer die bislang meisten Interaktionen registrierten. Unser schlichter Plan, eine Interaktion zu vermeiden: Am helllichten Mittag und weit südlich fernab der Exclusion Zone am äußersten Rand auf die Meerenge zuhalten. Viel mehr ist nicht zu machen.

Am späten Mittag beschäftigen mich mehr die Flottenmanöver, die die spanische Kriegsschiffe gerade eineinhalb Seemeilen hinter und neben uns abhalten. Hubschrauber-Landungen auf Achterdecks. In Linie fahren. Sich unsichtbar machen. Ich beobachte gerade die Fregatte hinter uns, als plötzlich schräg hinter uns ein massiger schwarzer Körper mit der charakteristischen Rückenflosse in 300 Meter Entfernung aus dem Wasser auftaucht und auf uns zuhält. Ein Orca! 

Anders als ich erwartet hatte, bin ich nicht ängstlich, sondern beobachte das Tier eher neugierig. Vor allem wegen seines ausgeprägten Schwimmstils, der am ehesten dem des sogenannten Delphin-Stils gleicht: Kurz auftauchen, kurz untertauchen. Ein bucklig Auftauchen, ein bucklig Untertauchen in schnellem Wechsel, ein fesselnder Anblick. Das Tier hält zielstrebig auf Levje zu. 

Dann überlegt es sich doch anders. Ändert die Richtung schnurstracks auf das Heck der spanischen Fregatte zu, als hätte es heute Appetit auf ein herzhafteres Ruder als das von Levje. Eine Weile sehe ich dem Orca noch zu, wie er Richtung Kriegsschiff durch die Wellen buckelt. Dann ist er verschwunden. 


Nachtrag.

Wir hatten Glück. Mehr Glück als die portugiesische Segelyacht, die wenige Wochen nach uns die Meerenge ansteuerte und vor dem portugiesischen Hafen Sines am 31.7.22 bei einer Interaktion durch Orcas versenkt wurde.

Berichte über die Interaktionen begleiteten mich auf dem Rest meiner Reise von Gibraltar über die Balearen, Sizilien, Westgriechenland bis nach Kroatien. 

Es scheint klar zu sein: 

• Die Interaktionen die seit Mai 2020 stattfinden, ebben nicht ab, sondern werden immer mehr zur erlernten Methode der intelligenten Groß-Delphine, mit Segelyachten umzugehen.

• Laut www.orcaiberica.org verlagert sich der Schwerpunkt der Interaktionen vom ersten Halbjahr 2022 von der Straße von Gibraltar auf die portugiesische und spanische Küste. Siehe die registrierten aktuellen Interaktionen auf orcaiberica.org.

• Ob die Tiere ihr aggressives Verhalten noch einmal ablegen werden? Es erscheint mir unwahrscheinlich, auch wenn die Zahl der Interaktionen überschaubar ist.

Ich würde zu gerne noch einmal die Route aus dem Mittelmeer heraus nach Irland befahren. Sie gehört mit zu reizvollsten, was ich seglerisch je unternommen habe. Ich habe dieser Route ein Buch gewidmet. Ob ich das wirklich einhand tun werde wie 2018, steht vor allem wegen der Orcas in den Sternen.

Im nächsten Post kommende Woche: Gibraltar. Über die Stromschnellen. Den Felsen. Und die Affen.