Donnerstag, 16. April 2015

Wieviele Inseln hat das Mittelmeer?

Mit manchen Wahrheiten ist es schon vertrackt: Man weiß zwar, dass es eine exakte Antwort auf die Frage gibt. Aber es gibt niemanden, der diese Antwort wirklich kennt. Kein Mensch. Kein statistisches Landesamt. Kein Internet. Kein Nobelpreisträger.
Dazu zählt zum Beispiel die Frage, wieviele Sandkörner an einem Sandstrand liegen.
Oder die nach der durchschnittlichen Wassertiefe des Mittelmeers.
Oder wieviele Inseln das Mittelmeer hat.


Die Liste dieser Fragen ist beliebig lang. Und es tut gut, sie sich gelegentlich in Erinnerung zu rufen.

Gehen wir also an diesem Nachmittag einfach mal der Frage nach: Anzahl Inseln Mittelmeer?

Ein Antwort kann man auf verschiedene Arten finden. Man kann sich's einfach machen und zum Beispiel die Zahl "42" sagen - laut Douglas Adams' PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS die Antwort auf die eine, die "ganz große Frage". Findig. Strukturierter ist das Vorgehen, die Inseln zu zählen, die einem einfallen. Vielleicht am besten von links nach rechts, also von West nach Ost. Wie folgt: 
Ibiza, Mallorca, Menorca, sind schon mal drei. 
Sizilien, Sardinien, Korsika... drei mehr. 
Und dann? Capri, Ponza, Ischia. Weiter: Die Tremiti-Inseln.... Drei plus vier. 
Und wie gehts weiter in Kroatien? Palagruza, Susak, Unije... oh jeeeee!


Tatsächlich ist die Zahl der Inseln im Mittelmeer weit größer, als wir an den Fingern abzählen können. Die nächste Methode der Wahl: Versuchen wir es mal mit reiner Schätzung:

100?
300??
3.000???
10.000????
Mehr?

Also. Schreiben Sie Ihre Zahl auf einen Zettel. 
Wir kommen der Wahrheit gleich näher. Nach dem nächsten Bild.


Die Antwort ist näherungsweise nicht schwer, wenn man die richtige Frage stellt... 

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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.



                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.



Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München - Antalya, bitte. 


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... In diesem Fall an Wikipedia:

Spanien: hat im Mittelmeer 58 Inseln, Eilande, Riffe. 
Türkei: über 190.
Italien: über 200. 
Kroatien über 1.240. 
Griechenland: über 6.000.

Nimmt man also die Summe dieser Staaten, die die Nordküste des Mittelmeeres bilden, so kommt man damit auf knapp 8.000 Inseln. Nimmt man die Ostküste sowie Nordafrika - hier versagt Wikipedia vollends - hinzu: dürfte das Mittelmeer zwischen 9.000 und 10.000 Inseln und Eilande besitzen. 



Von denen die allerwenigsten bewohnt sind. Zwar leben auf Sizilien mehr als fünf Millionen Menschen. Aber von den 200 italienischen Inseln, die ich im Internet zählen konnte, ist nicht mal ein Viertel bewohnt. Von den 1.240 kroatischen Inseln sind es ebenfalls nur 47 Inseln, auf denen Menschen leben. Tendenz weiter fallend. 
Und von den 6.000 griechischen Inseln? Die fast 20% der griechischen Landmasse ausmachen? Sind nach der letzten Volkszählung 2011 gerade mal 113 Inseln sowie 4 Binneninseln bewohnt. Nicht mal 2%.

Ein verschwindend kleiner Teil also. Und wir? Wir denken jetzt einfach an alle die Inseln, denen wir gute Momente im Leben verdanken. Verweilen wir also einen kleinen Moment bei den vergessenen Inseln. Und freuen wir uns einfach darüber, dass es so ist, wie es ist. Mit den fast 10.000 Inseln im Mittelmeer. Und wie es in diesem Sommer sein wird.



Die vergessenen Inseln auf den Pics dieses Posts heißen von oben nach unten:
Monemvasia/Griechenland.
Amorgos/Griechenland.
Cretaccio/Tremiti/Italien. Mit LEVJE im Vordergrund.
Kornat/Kroatien.
Silba/Kroatien.

                                                            Weiterlesen bei: Alle Artikel über die vergessenen Inseln. Hier. 
                                                            Weiterlesen bei: Amorgos. Der lange Weg zum Kloster. Hier.
                                                            Weiterlesen bei: Die Tremiti-Inseln. Hier.
                                                            Weiterlesen bei: Das Wrack der OLYMPIA aus THE BIG BLUE.
                                                    
                                                    sowie:                 
                                                    Weiterlesen bei: 5 Monate Segeln: Was hat mir das gebracht? Hier.
                                                    Weiterlesen bei: Ein Schiff, um fünf Monate damit zu Segeln. Hier.
                                                    Weiterlesen bei: Was kosten fünf Monate Segeln im Mittelmeer.   

                                                    


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Sonntag, 5. April 2015

Die vergessenen Inseln: Karfreitags auf Mallorca.

Pictures: Special Thanks to Katrin von Canal.
Um das gleich mal klar zu stellen: Nein, zu den vergessenen Inseln gehört Mallorca am Karfreitag sicher nicht. Das üppige Angebot an Flugverbindungen auf die Insel kündet mit noch üppigeren Preisen von regem Besuch. Autoverleiher haben kundige Schliche gefunden, in diesen Tagen das zweieinhalbfache des eigentlich gebuchten Tarifs einzuheimsen. Orte, die vor drei Monaten noch vernagelt, verlassen, vergessen waren, haben die Bretter vor Ladentüren, BURGER KING-Filialen und Buden mit Badelatschen entfernt. Und wo einem wenige Monate zuvor die Landstraßen durch die menschen- und autoleere Tramuntana vollkommen allein gehörten, da sind jetzt Pulks schrill gekleideter Männer auf zwei Rädern unterwegs. Prozessionen, Umzüge, Schwärme, große Blasen schrill neon-bunt Gewandeter auf Rennrädern, die sich mit pfeilschnellem Sirren die Serpentinen hinunterbewegen oder unter mühevollem Ächzen und Spotzen die Serpentinen hinauf. Je nachdem.


"Komische Spanier", sagen die Deutschen erstaunt, wenn sie aus dem Verleiher-FIAT 500 serpentinenlang auf das neonfarbene Auf und Ab bunter Männer-Hinterteile kucken. "Todos Allemanes", sagen die Spanier, wenn sie über die österliche Invasion der Sirrenden, Zirpenden nachdenken, die ihre Landstraßen in ein neonfarbenes, verstopftes Etwas verwandeln. Aber so einfach ist das diesmal nicht mit den Etiketten, gehören der community doch auch Engländer, Holländer, Franzosen an. 

Tatsächlich sind die Botschaften der Rennradelnden an ihre Umgebung auf ihren Umzügen von vielerlei Art. Die Kleidung sendet nachdrücklich Erinnerung aus, in welchem Jahr des Herrn wir uns aktuell befinden. Plärrt Namen heraus, die uns an gewichtige Hersteller von Radspeichen, Schlauchventilen, Fahrrad- oder sonstige Gummis erinnern. Die Helme katapultieren uns in die Jahre zurück, in denen wir in den großen Sommerferien in Londoner Kinos zum ersten Mal den Film ALIEN sahen. Gestandene Männer, die sich die Namen von Konzernen auf die Brust heften, über deren Produkte sie sich, so sie wieder vom Rennrad ab- und wieder im normalen Leben eingestiegen sind, doch des Öfteren auch mal ärgern. Brillen, in allen Schattierungen, Farben und Formen, auf die nicht mal der legendäre Ausstattungsschöpfer Jean-Paul Gautier im Film DAS FÜNFTE ELEMENT gekommen wäre. 

Wenn fünf dieser Wesen ein Lokal betreten, dann ist es tatsächlich: als kämen sie von einem anderen Stern ganz am Rand unserer Galaxie. Gewandet in High-Tech-Textiles, gehüllt, hermetisch geistig gebettet in eine Wolke von Sportmarketing und die unübersehbaren Attribute der Zugehörigkeit zu einer außerirdischen Bruderschaft rasierter Männerbeine, dessen Mitglieder eben erst auf der Erde gelandet sind, mit kühnem Blick auf die lange, gefahrvolle Reise zur Erde zurückschauend. 

Die Lust am Verkleiden: sie wohnt dem Menschen inne.

Zu ganz anderen Bruderschaften haben sich die Einwohner des Ortes Pollenca zusammengeschlossen. Es ist SEMANA SANT. Und weil nicht Weihnachten, sondern Ostern das höchste Fest im katholischen Ritus ist, stellen die Bewohner von Pollenca Jahr für Jahr von "Dijous Sant", den man bei uns den Gründonnerstag nennt, bis zum "Dilluns de Pasqua", der bei uns Ostermontag heißt, Unerhörtes auf die Beine: Umzüge. Prozessionen. Messen. Oratorien. Drinnen und Draußen. Oben auf dem Calvari. Unten im Ort in den Straßen Pollenca's.


Tatsächlich ist, was am Gründonnerstag und Karfreitag stattfindet, ein Schauspiel der anderen Art. Gründonnerstag Abend wimmelt der Ort von Kapuzen-Männern, die sich in und um Kirchen, in engen Gassen, Wegen, mit Kreuzen, Schäferstäben, Laternen bereitmachen. Bereit machen für die Prozession. Wahrscheinlich hat sich der ganze Ort verkleidet, unter weißen, schwarzen, roten, blauen Kapuzen stecken Männer, Frauen und Kinder, wer nicht im Chor ist von den Bewohnern oder im Orchester oder auf einer der Bühnen mit Herodes oder den Kreuzabnehmern, der steckt unter einer Kapuze und reiht sich ein in die lange, lautlose Prozession, die nur ein einsamer Trommelschlag begleitet. Und das Klirren der meterlangen Eisenketten an den Füßen der wilden Gestalten, die den langsamen Schritt kreuztragenden Jesus begleiten.


Ein Ort spielt und lebt die Passionsgeschichte, für sich. Der ganze Ort ist Bühne, Mitspieler in einem Spiel von großer Perfektion und Eindringlichkeit, auf das sich alle lange Monate vorbereitet haben.


Höhepunkt ist am Freitag Nacht: die nachgespielte Kreuzabnahme, oben, ganz oben auf dem Kalvarienberg, und der langsame Umzug der Kapuzenmänner schweigend, nur vom Schlag einer Trommel begleitet, die steilen Stufen des Kalvarienberges hinunter. Und weil das unter den Kapuzen bei allem Ernst von Getuschel, Geraschel begleitet ist, weil der Gesang des Frauenchores so gar nichts Altkatholisches an sich haben, darum ist das Ganze auch ein munteres Spiel, das so gar nichts von der inquisitorischen Düsterkeit an sich hat, der dies Schauspiel wahrscheinlich einmal entsprang. 


Herodes auf dem Lebendbild stellt eine erheiternd plautzig-arrogante Miene zur Schau. Die Legionäre, die bei der Kreuzabnahme mit ihren Lanzen das Kreuz oben auf dem Berg umstehen, sind kreuzbrave Familienväter und keine Schlagtots. Und das Evangelium, vorgetragen in fünf Sprachen, ist alles andere als hermetisch abgeriegelter Kauderwelsch. Sondern eine Geschichte eines Mannes, der zu Unrecht sein Leben verlor. 



Karfreitag in Pollenca. Im großen, jahrelangen Disput zwischen meinem besten Freund Andal und mir: ob die Welt denn nun eine bessere zu werden im Begriff ist, neige ich eindeutig seinem Optimismus zu - soweit dies Pollenca und seine Bewohner betrifft.

Das Meer aber: es weiß von alledem, was am Karfreitag um die dritte Stunde geschah - nichts.





                                                     Weiterlesen bei: Wie es ist, im März um Mallorca zu Segeln. Hier.
                                                     Weiterlesen bei: Wie es ist, im Winter in Mallorca zu sein. Hier.
                                                     Weiterlesen bei: Segeln im März von Barcelona nach Mallorca. Hier
                                                     Weiterlesen bei: Wie es ist, auf dem Boot zu Überwintern. Hier.
                                                     Weiterlesen über: Die vergessenen Inseln. Hier.



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