Im vorigen Post schrieb ich über mein bevorstehendes Interview beim HESSISCHEN RUNDFUNK. Und dann stand ich am Dienstag Abend in der ersten Kälte des Jahres in den Straßenschluchten Frankfurts. Zum 26. Mal auf der Buchmesse, und diesmal vor dem MAINTOWER, wo sich im 54. Stockwerk, direkt unter der Aussichtsplattform, das Studio des HR befindet, in dem die Sendung ALLE WETTER! mit Moderator Thomas Ranft produziert wird.
Ich rausche mit dem Aufzug hinauf in den 54. Stock und werde in einen großen Gästeraum geführt, mit roten Sofas geführt. Ein atemberaubender Blick hinunter auf den Main und die Stadt, die langsam im Dunkel versinkt. Ich bin allein in dem Raum. Nur der Wind pfeifft. Aber nicht der echte. Sondern der Aufzug, der wie eine Luftpumpe mit 20 Stundenkilometern Luft hin und her pumpt. Ein junger Redakteur empfängt mich. Ob das auch der Raum sei, in dem die Bundeskanzlerin auf ein Interview warten würde, frage ich ihn. Und er nickt knapp. Das lerne ich: Vor der Kamera sind alle gleich.
Eine freundliche Dame von der Maske pudert mein Gesicht. Drei Minuten vor der Sendung sitze ich mit dem Moderator und dem Redakteur vor dem PC, wir rbingen noch schnell die Gewitterfotos, die gleich in der Sendung gezeigt werden, noch schnell in die richtige Reihenfolge. Oh je, da stehe ja überall ich als Autor drauf, nein, die Bilder sind alle von den Autoren - keine Zeit mehr, das zu ändern, der Moderator verschwindet aufs Dach, für die ersten Sendeminuten.
Und dann stehe ich im Studio. Blick aufs nächtliche Studio, irgendjemand wuselt mit Mikro an mir herum, der Moderator kommt vom Dach heruntergestürmt, macht sich für den Wetterbericht bereit, der Aufnahmeleiter zählt laut von 10 rückwärts, ich atme tief durch, drücke nochmal mein Kreuz durch. Wir sind live! Aber es ist so ganz anders: Thomas Ranft erzählt einfach etwas darüber, dass es in der nächsten Nacht Frostgefahr auf Brücken geben wird. Und dann steht er neben mir und stellt seine erste Frage. Weil ich nervös bin, habe ich mir vorgenommen, einfach so zu tun, als wär er mein alleiniges Gegenüber. Als hätte ich ihn einfach an der Bushaltestelle getroffen und erzähle ihm etwas über unser Buch, das vierzig Segler geschrieben haben. Und wie es ist, im Gewitter zu segeln. Das klappt gut. Nur merke ich, dass mein Mit-Busfahrer mich unauffällig immer wieterdrängelt, noch schneller zu erzählen. Lektion Nummer zwei: Live vor der Kamera ist echter Zeitdruck!
Und so schnell wie alles begonnen hat, ist alles vorbei. Ich sitze wieder in der Maske, die freundliche Dame nimmt mir und dem Moderator die Maske ab. Alles gut gelaufen. Und jetzt: hab ich nur noch Hunger. Ein schöner Italiener wäre jetzt was. Rotwein. Wärme. Eine warme Pasta. Beine ausstrecken. Was der Segler so macht, wenn er draußen war, den ganzen Tag, in der Kälte auf dem Meer.
Susanne hat einen Tisch reserviert. I SICILIANI. Als wir um neun endlich dort sind, nach langem Marsch durch die nächtliche Südstadt, weil kein Taxi da ist, ist das Lokal voll. Aber nicht mit Frankfurtern, nein. Sondern mit englisch sprechenden Verlagsleuten. Mit deutschen Lizenzfrauen, die sich mit angespannter Miene noch einmal über ihre Messetermine beugen. Randvoll mit Verlagsleuten. Und die Schlange vor uns: auch lauter kanadische Verlagsleute. Zumindest hier ist sie sich schon mal treu geblieben, die FRANKFURTER BUCHMESSE, in all den Jahren: Die guten Lokale, sie sind rappelvoll, am Abend.
Und mein Abend in der Wärme, mit einem Rotwein, Fisch-Antipasti und einer heißen Pasta: der wird heute Abend erstmal nix. Jedenfalls erstmal.
Weiterlesen: Über die FRANFURTER BUCHMESSE werde ich weiterhin posten. Lesen Sie also weiter. Hier jeden Tag.
Weitersehen: Und hier der Link auf das Interview und die Sendung ALLE WETTER!
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