Die Zahl der aktiven Fälle vom 23.8.2020 auf www.koronavirus.hr. Die Seite ist nicht nur auf kroatisch, sondern auch englisch lesbar. |
Thomas Käsbohrer: Kroatien meldet stark steigende Zahlen von Neuinfektionen. Rückreisende berichten am Wochenende von langen Staus wegen Corona-Tests an Grenzen. Wie sieht es aktuell aus in Kroatien?
Karl-Heinz Beständig: Wenn man über Kroatien spricht, muss man differenzieren: Istrien, Kvarner und Süddalmatien verzeichnen eine niedrige Zahl an Neuinfektionen, wie man auch an der obigen Karte sieht. Auf den Inseln, auch den mitteldalmatinischen, sieht es sogar noch etwas besser aus. Die sind zum Teil völlig coronafrei.
tk: Und woher kommen dann die starken Anstiege bei Neuinfektionen?
Karl-Heinz Beständig: Die kommen vor allem von der mitteldalmatinischen Festlandküste aus den Bereichen Sibenik und Split.
tk: Warum dort an der Küste? Die Haupttourismus-Region ist doch Istrien mit seinen vielen Hotels und Campingplätzen?
Karl-Heinz Beständig: … die in den vergangenen Monaten auch gut besucht war. In Istrien ist fast alles gut organisiert und das Virus dort deshalb unter Kontrolle.
Die Behörden in Mitteldalmatien waren aber laxer, insbesondere was Nachtbars und Diskotheken angeht. Das hat sich auch im Internet herumgesprochen - im Nu wurden diese Küstenregionen zum Reiseziel für den europäischen Partytourismus. Das hat dann dazu geführt, dass die Infektionszahlen dort kräftig angestiegen sind. Mit dazu beigetragen haben auch einige Partyschiffe, auf denen es dichtgedrängt und unkontrolliert zugeht. Die laufen am Abend aus und kehren oft erst kurz vor Sonnenaufgang ans Festland zurück.
tk: Überall fürchtet man aktuell ja eine "zweite Welle" mit Corona-Ansteckung. Wie muss man diese aktuelle Welle in Kroatien einschätzen?Karl-Heinz Beständig: Bemerkenswert ist, dass in Kroatien derzeit die dritte und bisher größte Corona-Welle läuft. Die erste Welle begann Mitte März und hatte aufgrund entschlossener Gegenmaßnahmen einen sehr flachen Verlauf. Zwischen Ende April und Mitte Juni war Kroatien deshalb nahezu coronafrei. Als die Beschränkungen gelockert wurden, kam es - überwiegend verursacht durch ausgelassene Familienfeiern - zu einer zweiten und größeren Infektionswelle vor allem im Landesinneren. Trotz erfolgreich angelaufener Urlaubs-Hochsaison ebbte diese in den ersten Augusttagen ab.
tk: Und wie haben die Nachbarländer reagiert?
Karl-Heinz Beständig: Auf die steigenden Zahlen wurde unterschiedlich reagiert: So sprachen Österreich, Slowenien und Italien für ganz Kroatien eine Reisewarnung aus. Deutschland hat etwas mehr Augenmaß bewiesen und eine Reisewarnung nur für die betroffenen Regionen Sibenik und Split ausgerufen. Wer von dort kommend in Deutschland einreist, muss einen Test machen und das Ergebnis in häuslicher Quarantäne abwarten. Erste Testergebnisse in Österreich zeigen, dass sich 1,3 Prozent der Kroatienrückkehrer angesteckt haben. Das Durchschnittsalter dieser Corona-Infizierten liegt bei 23,5 Jahren. Es sind jetzt offensichtlich die Jüngeren, die sich infizieren.
tk: Was erwarten Sie für die nächsten Wochen?
Karl-Heinz Beständig: In Dalmatien sind Bars und Diskotheken immer noch offen. Nur die Öffnungszeiten wurden gekürzt - doch auch das ist problematisch, wenn nicht gleichzeitig konsequent kontrolliert wird oder energisch wie auf Mallorca dichtgemacht wird, wo Übertretungen stattfinden. Trotzdem glaube ich, dass die Neuinfektionen zurückgehen werden.
tk: Wie sieht Ihre Prognose für eine Reise im Herbst aus?
Segeltörns werden sicherlich auch auch im Spätsommer und im Herbst in den kroatischen Gewässern möglich sein. Trotzdem dürfte an der Küste touristisch deutlich weniger los sein als in den Vorjahren. Aber lassen wir uns überraschen. Von Anfang Juli bis Mitte August war die Nachfrage seitens der Gäste schließlich auch viel besser als zunächst erwartet. Einige Charterflotten waren sogar nahezu ausgebucht.
Sollten die Reisewarnungen auch im Herbst bestehen, muss man sich vor oder bei der Rückkehr aus den Problemgebieten auf den Coronavirus testen lassen.
Tests in Kroatien kosten für Urlauber rund 100 Euro, vereinzelt auch fast 200 Euro. Ein solcher Test darf bei der Einreise nicht älter als 48 Stunden sein.
tk: Würden Sie im Moment selbst nach Kroatien zum Segeln fahren?
Karl-Heinz Beständig: Ich fahre für die Recherchen für die Neuausgabe meines Buches in der zweiten Septemberwoche für mindestens zwei Monate nach Kroatien. Dort werde ich alle Corona-Regeln konsequent einhalten. Sorgen vor einer Ansteckung habe ich deshalb keine.
tk: Welche Corona-Regeln meinen Sie im Besonderen?
Karl-Heinz Beständig: Man weiß doch heute einiges. Familienfeiern und Geselligkeit sind Hotspots, daran hat sich seit dem Ischgl-Trauma überhaupt nichts geändert. Gefährlich wirds, wo Vorsicht über Bord gekippt wird. Meine Regeln:
• Einkaufen nur mit Mundschutz.
• Schmierinfektionen sind kein Thema. Aerosole schon. Ich gehe zum Essen nicht in die Innenräume von Restaurants und Konoben. Und werde auf den Terrassen bleiben.
• Ich bin bei Crew-Einladungen vorsichtig. Es wird gerne viel getrunken - also bleib ich lieber auf Distanz.
• Man sollte auf einem Törn die Entwicklung in seinem Reisegebiet regelmäßig prüfen: Die Seite koronavirus.hr bietet eine sehr gute Aufteilung nach Reisedestinationen.
Ich habe mit diesen einfachen Regeln keine Sorge, mich anzustecken.
tk: Wie siehts bei den Corona-Tests in kroatischen Marinas aus? Sie sprachen ja die Tests an, die an der Grenze kostenlos sind und nicht nur in kroatischen Marinas bis 100€ pro Person berechnet?
Karl-Heinz Beständig: Teilweise werden auch bis 200€ verlangt. Charterfirmen versuchen aktuell, dieser Entwicklung gegenzusteuern und sind dabei, günstigere Testmöglichkeiten zu organisieren. Man kann sich aber gut auf der kroatischen Webseite über Testcenter informieren, die kostenlos sind und auch auf dem Weg liegen:
Die auch auf englisch lesbare Website www.koronavirus.hr listet derzeit knapp 40 Testcenter mit Kontaktdaten, Preisen, "Drive-In"-Möglichkeit und Dauer bis zum Eintreffen eines Ergebnisses auf. |
tk: Vielen Dank für das Gespräch. Wir sprechen uns hoffentlich wieder auf Ihrem Törn.
Im Mai 2020 erschienen.
Das Buch zum Couch-Segeln entlang Europas Küsten:
Worum gehts?
eine viermonatige Reise entlang der Küste und der Inseln, die zwischen Sizilien und der südenglischen Isle of Wight liegen.
"Vier Monate und zwei Wochen ist er unterwegs, allein. Davon erzählt er ausnehmend sympathisch, unterhaltsam, menschenaufgeschlossen – immer wieder macht er neue Bekanntschaften, stößt auf teils skurrile, teils pittoreske Figuren, und auf oft herzliche Gastfreundschaft.
Manchesmal wird es gefährlich. Tatsächlich erfährt er auf dem Wasser Lebenskunst: Entdeckt neue Seiten an sich, neue an anderen, leuchtet Einsamkeit aus und die Schönheit der natürlichen Welt."
Schreibt DER STANDARD, Wien, Mitte August 2020
"Ich habe das Gefühl, dieses Buch musste mich finden."
Schreibt ein Leser, seit 1990 in der Segelausbildung aktiv.
"Habe Dein Buch mit Begeisterung täglich inklusive Meerblick (Norderney) am Strand gelesen...
Ich hoffe, Du bringst ein weiteres Buch über Deine Segelreisen heraus."
Sagt Dominik, mein HNO-Arzt zuhause (Er segelt selber).
"... ein spannendes Werk, von dem man sobald man sich eingelesen hat und ein bisschen Liebe für das Meer empfindet, so schnell nicht wieder los kommt."
"Ein Pageturner."
Sagt mein Freund Josef (Er ist nie gesegelt)
"Hab die ersten Seiten gelesen. Irre. Grandios. Megastark".
Sagt mein Freund Andreas (Er ist mit mehrfach mir mir gesegelt. Und liest Bücher von Berufs wegen.)
"Du hast ein wunderbares Buch geschrieben. Es hat mir so viel Kraft in dieser schweren Zeit gegeben, und Freude! Deine Sprache fesselt nicht nur,
sie lässt auch ganz direkt miterleben, als wäre man selbst mitten im Geschehen."
Magdalena (segelte auf dem See.)
"Es ist so ehrlich, authentisch und im positiven Sinne anders als die vielen Segelbücher."
Sagt ein Leser, der mich damit zum Erröten brachte.
Und was ich drüber denke?
Ich bin bescheidener. Und verrate es in einem der nächsten Posts.
Wenn ich vor lauter Schreiben zum Schreiben komme.
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