Donnerstag, 31. Juli 2014

Auf Rädern: Bei den Quellengeistern von Nidri.


Wenn ich gelegentlich in diesem Blog über meine Zeit unter Segeln schreibe: "Nichts fehlt hier", dann ist das natürlich fast die Wahrheit. Was nach langen Tagen auf dem Salzwasser fehlt, ist das Plantschen im Süßwasser, die Freude an einem eiskalten Gebirgsbach, ein eiskalter Guß aus dem Sauna-Schlauch. Auf meinen Segelreisen in Kroatien habe ich deshalb immer wieder die Wasserfälle an der Krka bei Skradin besucht, ein einzigartiger Ort, den man nach mehrstündiger Fahrt mit der Yacht durch die Krka-Schlucht erreicht und der mit seinen Hunderten perlenden Wasserkaskaden für den, der von See kommt, ein Ort unglaublichen Reichtums ist.

Weil mich die Lust nach Süßwasser also im schönen Lefkas überkommt, leihe ich mir bei Spiros im "bikeland" ein Mountain-Bike mit gefühlten 72 Gängen für 10 Euro und radle damit die 23 Kilometer nach Nidri, einen Teil direkt am Meer nach Süden über die Nationalstraße, einen Teil durch die Hügel. Der Nationalstraße verdanke ich letztlich die intimere Kenntnis griechischer Autofahrer, die ich summieren würde: "I trust everybody in Greece. Except Greek car drivers." Man muss aufpassen.


Vor allem das letzte Stück, wenn man die Nationalstraße verläßt, ist faszinierend: Wie in einer Klamm gehts am Bach zwischen den Felsblöcken hindurch, der Weg ist kühl und schattig, manchmal rutschig, doch an einer schwierigen Stelle mit Seilen gut gesichert. 


Es macht Spaß, in frevelhafter Weise wie mein Freund David hier in Flipflops herumzulaufen, aber auch in denen kann man gut auf Steinen gehen. Anders als mit Croqs.

Und dann liegen sie vor mir, die Wasserfälle:


Nichts hält mich mehr, als reinspringen, durchtauchen. Das Wasser ist tatsächlich kalt wie im Saunabecken, es ist ein herrliches Schwimmen in dem kleinen Becken. Und da bleibe ich dann für ein paar Stunden, immer wieder ins Wasser hüpfend, was ein paar ganz Mutige dann auch aus drei, vier Metern Höhe machen. 



Und während ich da in der Sonne liege und mich wie ein Käfer auf den warmen Steinen trocknen lasse, fallen mir wieder die Bruchstücke eines Gedichts ein, das ich seit etwa dreißig Jahren, seit ich Tankred Dorst's "Merlin" auf der Bühne sah, mit mir herumtrage. Und wer weiß, welche Geister der Quellen sie in mir wachgerufen haben, denn: Jede dieser Zeilen ist nun wirklich die Wahrheit:

Wie der Zauberer Merlin
möchte ich durch die Wälder ziehn.
Will hören, was die Winde schrein
will wie die Vögel am Himmel sein
will wie der Wolf auf Beute lauern
will nachts unter grauen Felsen kauern
will mit den Geistern der Quellen sprechen
will hören, wie uralte Bäume brechen
Jung will ich sein, Jahrtausende alt
und König im dunklen Zauberwald.*




*Danke an Micky in Bern. Er hat mir eine halbe Stunde nach Veröffentlichung des Artikels den Originaltext aus Tankred Dorst's Merlin geschickt. Es lebe das Internet.   ;-)))))






Mittwoch, 30. Juli 2014

Die Geschichte von Aufstieg und Fall der Stadt Nicopolis, der Stadt des Augustus.

Die Büste einer Römerin aus Nicopolis, ausgestellt im hervorragend aufgebauten und sehenswerten Museum von Preveza
Nachdenkend über die Frage, welche Persönlichkeiten der alten Geschichte die effizientesten Propagandisten in eigener Sache waren, fallen mir drei, vier Namen ein: Ramses II., der auch noch die Vernichtung seiner halben Armee bei Kadesh 1274 als großartigen Sieg in Stein meisseln ließ. Alexander, na klar. Welch ein Mythos, der doch auch nur aus Fleisch und Blut bestand. Julius Caesar, man denke nur an sein Buch De Bello Gallico. Und dann vor allem sein Neffe mit Namen Octavian, der später den Namen Augustus annehmen sollte. Aber während Caesar mit seinem über sich in der dritten Person-schreiben einfach wie ein Angeber rüberkommt, liegen die Dinge bei Augustus subtiler. Er hatte sehr früh begriffen, dass das römische Reich, das zu seinen Zeiten fast seine größte Ausdehnung erreicht hatte, weit mehr bedurfte als nur gemeinsamer Gesetze, Münzen, einheitlicher Amtssprache. Eine Klammer für dieses Riesenreich von Gibraltar bis Jerusalem in Gestalt EINER Person, EINES Kultes, um diesem riesigen Konglomerat inneren Halt zu geben. Es ist die Größe des Augustus, dass er als Propagandist in eigener Sache diese Aufgabe erfolgreich erfüllte. Und seine Tragik, dass diese Aufgabe, einem ganzen Kulturkreis Jahrtausende Halt zu geben, einem Anderen, zu seinen Lebzeiten Geborenen, zufallen sollte: "Denn es begab sich zu jener Zeit, da der Kaiser Augustus befahl, dass alles Volk geschätzet werde..." Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

Kaum einen Kilometer entfernt vom Finanzamt in Preveza, über das ich schrieb, fand eine der großen militärischen Auseinandersetzungen der Weltgeschichte statt. Am 2. September des Jahres 31 vor Christus trafen dort die Schiffe des Octavian auf die vereinigte Flotte Marc Antons und Kleopatras. Glaubt man zeitgenössischen Historikern, war es ein grandioser Sieg des Augustus, der damit den langjährigen Bürgerkrieg beendete. Aber Zweifel sind angebracht. Nein, nicht an der Tatsache, dass es ein Sieg des Augustus war. Sondern daran, ob es überhaupt ein größeres Gefecht im Golf von Actium gegeben hat. Denn offensichtlich hatte Marc Anton mal wieder und nicht zum letzten Mal Probleme mit Verbündeten. Als ganz zu Beginn der Schlacht Teile seiner Flotte zu Augustus überliefen, gab die anwesende Cleopatra die Sache verloren und befahl ihren Ruderern, sofort Richtung Ägypten aufzubrechen. Marc Anton sah es - und folgte der Geliebten auf dem Fuß, seine Sache und seine Männer augenblicklich im Stich lassend. Oder war all dies ein wohlüberlegter Fluchtplan aus der Belagerung im Golf von Actium?

An dem Ort, von dem aus Octavian siegreich die Schlacht gelenkt hatte - oder vielmehr: vom Zelt aus der Ferne zusah, wie sein Freund, der fähige Admiral Agrippa, die Sache mit Marc Anton regelte - dort also liess er ein großes Denkmal errichten: Die gewaltigen bronzenen Rammsporne von 36 besiegten Galeeren liess er zur Zier an dieses Gebäude heften. Und wenige Kilometer entfernt die "Stadt des Sieges" gründen: Nicopolis. 

Nach der Zerstörung durch die Vandalen Mitte des 6. Jahrhundert ließ Justinian  Nicopolis neu aufbauen. Im Bild die neuen Stadtmauern und das Westtor. Die neue Stadt umfasste allerdings nur noch ein Sechstel ihrer einstigen Größe.

Es wurde gleichsam auf seinem Befehl aus dem Boden gestampft. Einwohner in kilometerweitem Umkreis zwangsumgesiedelt und zur Aufgabe ihrer bisherigen Städte gezwungen. Weitere Leute angesiedelt. Als Anreiz weitreichende Steuervorteile den Bewohner gewährt. Zwei große Häfen im Nichts angelegt, Aquädukte aus den 43 Kilometer entfernten Bergen gebaut. Es wurde geklotzt, vor Ort Wirtschaftsförderung im großen Stil.


Der Fischer mit dem Dreizack: Eines der schönsten Motive der Mosaiken aus dem 4./5. Jahrhundert nach Christus. Dass dieses Mosaik aus dieser Epoche ist, kann man im Freigelände sehr schnell erkennen, weil dieses Bodenmosaik eineinhalb Meter über dem Mosaikfund aus dem 1./2. Jahrhundert liegt, das Archäologen auf den letzten beiden Bildern freilegen.

Binnen Kurzem blühte und florierte die Stadt. nicht zuletzt dank der garantierten Vorteile. Man kam nicht umhin zu sagen: "Was der anpackt, das wird was." Das noch heute zu besichtigende Areal beeindruckt durch schiere Größe. Und Nicopolis wurde zu einem wichtigen Bindeglied  im Handel zwischen Ost und West.

Den Winter des Jahres 62 verbrachte der Apostel Paulus hier und schrieb seine Briefe an Titus. Ein paar Jahre später kam Nero vorbei, auf dem Weg zu seinem großen Auftritt als Teilnehmer an den Spielen in Olympia. 



Um 268 überrennen Goten und Heruler Nicopolis, 474 erobern die Vandalen die Stadt, und davon erholt die Stadt sich kaum mehr. Der Ort schrumpft und dämmert vor sich hin, bis er im Mittelalter ganz aufgegeben wird. Und sich die Menschen im neugegründeten Preveza niederlassen. Sie kehren nur noch nach Nicopolis zurück, um Baumaterial, Steine, Säulen für ihre neuen Gebäude abzutransportieren. Oder um in den Ruinen nach Eisen, Blei, Goldschmuck zu scharren, das man heute immer noch dort findet.
Die Mosaiken in den römischen Villen sind noch heute dort in der verlassenen Stadt, wo Archäologen dabei sind, immer wieder neue Entdeckungen in der einstigen Riesenstadt zu machen. Nicopolis aber ist für immer Geschichte.

Nicht nur irgendein Fisch, den der Künstler da aus kleinen Steinen in den Boden gelegt hat: sondern die realistische Abbildung eines "Scorfano", eines Drachenkopfs.


In der Julihitze graben sich zwei griechische Abeiter zwischen den Ruinen nach unten. Und legen unter Anleitung eines Archäologen und einer Konservatorin ein Mosaik aus dem 1./2. Jahrhundert frei. Es war bereits vor 10 Jahren entdeckt, dann aber mangels Zeit mit einem Flies abgedeckt und wieder verfüllt worden. Es wird nun komplett freigelegt, untersucht und restauriert.






Das Freigelände von Nicopolis liegt etwa 8 Kilometer nördlich von Preveza. Empfehlenswert vor allem das hervorragend gemachte Archäologische Museum über Nicopolis im Norden von Preveza. Es zeigt in sehr verständlicher Weise die verschiedenen Aspekte des Lebens im antiken Nicopolis von der Gründung bis zum Untergang.















Montag, 28. Juli 2014

Die wichtigsten 7 Tipps fürs Segeln in Griechenland: ErforderlichePermits, Internet, Wetterdienste, Revierführer.

Ithaki - unter den westgriechischen Inseln für mich immer noch eine der schönsten. Auch wenn Odysseus hier vielleicht nicht zuhause war.

In den westgriechischen Inseln segelnd, folgende 7 Tipps (Stand September 2014):
Da ich diese Tabelle aktuell halten will, bin ich für Feedback, Fragen, Kritik, Anregungen ausgesprochen dankbar und bitte Sie in jedem Fall um eine Mail. Auch wenn Sie mir nur sagen wollen: "Ist gut. Kann ich brauchen."


Unterwegs mit dem eigenen Boot: Einklarieren und erforderliche Permits (Stand September 2014)
Über meine Erfahrungen über die Büroarbeit des Einklarierens habe ich einen eigenen Artikel unten verfasst: Auf dem griechischen Finanzamt. Hier die entsprechenden Informationen in einfacher Form aufbereitet:

1. Das brauchen Sie an Dokumenten und Gebühren
1.1 "Neue Navigationssteuer"
Sie wird derzeit nach Auskunft mehrerer PORT AUTHORITIES (Korfu, Preveza, Kalamata, Amorgos) NICHT erhoben. Das Gesetz sei verabschiedet - aber ncht in Kraft. Entgegen allem, was im Web und bei Seglern an Gerüchten über neue Gesetze, Steuern etc. geistert, ist Folgendes aktuell (Stand September 2014):

1.2 DECPA
Als Dokument wird - nach Auskunft der PORT AUTHORITY PREVEZA und aller anderen - derzeit ein "DECPA" benötigt: das was ich auch vom Segeln in Griechenland vor 10 Jahren kenne. Es sieht aus wie immer. Für mein 31 Fuß-Schiff kostet es für ein Jahr knapp 30 Euro. Und etwas Lauferei. Die Gebühr war - zusammen mit der Einreisegebühr - beim TAX OFFICE PREVEZA zu entrichten, dem Finanzamt. Das lag im Fall von Preveza in der Innenstadt. Und es hatte nur bis 14 Uhr geöffnet.

Mein DECPA wurde bisher in vier Häfen verlangt - häufiger, als der Internationale Bootsschein.

1.3 Einreisegebühr
Die Einreisegebühr in Höhe von 15 € wird bei der Einreise erhoben.

1.4 Blauer Versicherungsschein: Geänderte Deckungssummen für Griechenland
Überprüfen Sie bitte Ihren blauen Versicherungsschein. Griechenland will seit 2014 höhere Deckungssummen für die verschiedenen Schadensarten. Die Versicherer sind informiert und stellen den neuen Versicherunsgsschein zügig aus. In meinem Fall hatte ich ihn von PANTAENIUS 5 Minuten nach dem Anruf in Hamburg in der Email der PORT AUTHORITY PREVEZA.

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2. Hier Klarieren Sie ein:
2.1 MARINA GOUVIA
Hier scheint es einen Service der PORT AUTHORITY in der Marina zu geben, der das übernimmt. Als ich gegen Nachmittag bei 5-6 aus NW einlief und die Marinaios fragte, wo denn die Zollpier sei und ich zum Einklarieren anlegen könne: zuckten die nur mit den Schultern. Nach einer halben Stunde im Hafenbecken kreisen und immer wieder per Funk kontakten erhielt ich die Auskunft, dass die entsprechende Person nur Vormittags in Gouvia erreichbar sei. Man verwies mich weiter an die PORT AUTHORITY KERKYRA.
Aus meiner Sicht: Gouvia scheint nur sinnvoll, wenn man vorhat, auch in der Marina anlegen und übernachten zu wollen. Im Kommentar unten  hat Ferry das auch bestätigt - vielen Dank dafür. Allerdings sind die Öffnungszeiten nicht klar. Und ob außerhalb der Saison jemand in Gouvia ist, auch nicht.
Wenn man wie ich also nicht vorhat, in Gouvia zu übernachten und man eher den stimmungsvollen Hafen von Port Mandraki unterhalb der Festung von Korfu-Stadt vorzieht, bei dem WiFi übrigens inklusive ist: dann ist Einklarieren in Gouvia keine Option.

2.2 PORT AUTHORITY KORFU STADT
Unbedingt vermeiden! Ausschließlich ein Commercial Harbour mit miserabelsten Anlegemöglichkeiten für Yachten, und bei 5-6 NW auf Legerwall auch nicht ungefährlich.
Auskunft in PORT AUTHORITY KERKYRA:
"You need a Pleasure Craft Document. But we don't have the form here. So buy it in your next harbour. And write a Crewlist." Es scheint tatsächlich so, dass die hiesige PORT AUTHORITY alle Hände voll mit dem Abfertigen der riesigen Kreuzfahrtschiffe zu tun hat. Das "Kleinzeug" ist nicht deren Metier. Da hat Rod Heikell Recht. Und die aanderen Hafenmeister bestätigen das mit  wissendem Lächeln. Also unbedingt vermeiden.

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2.3 PORT AUTHORITY PREVEZA
Sehr empfehlenswert, weil gutes Know-How mit klaren Ansagen und zügiger Bearbeitung. Das haben mir auch andere Segler bestätigt. 
Die PORT AUTHORITY PREVEZA finden Sie in der nordwestlichen Ecke des Hafens von Preveza direkt an der Hauptstraße am Hafen. Sie ist, wenn man am Stadtkai von Preveza anlegt, in gut 10 Minuten zu Fuß zu erreichen und ist immer geöffnet. 
Für die Übernachtung am Stadtkai werden bei der PORT AUTHORITY für mein 31 Fuß-Schiff etwa 10 Euro berechnet.

3. Internet in Griechenland (Stand August 2014):
Anders als in Italien mit TRE habe ich in Griechenland hervorragende Erfahrungen mit COSMOTE gemacht: Eine Nano-Sim fürs IPad mit 5GB für vier Wochen für 30€ (Stand August 2014/Im Sommer 2015 sogar 10GB zum selben Preis). Da ich für Wettervorhersagen UND meinen Blog täglich über 100MB brauche, reicht das deutlich. Abdeckung hervorragend, manchmal auf entlegenen Inseln etwas langsam.
Die COSMOTE Nano-Sim kaufen Sie vor Ort, zum Beispiel in Korfu-Stadt in den zahlreichen COSMOTE- oder GERMANOZ-Shops. Übrigens mit sehr gutem Service. Etwas tricky ist nur die Aktivierung nach einem Tag: ich mußte nach dem Kauf noch einmal den Shop aufsuchen, weil die Karte noch von mir im Internet aktiviert werden musste. Das geht aber mit einem Mausklick. Lassen Sie sich's gleich beim Kauf erklären, es ist simpel. Aber man muss es wissen.
Mit den übrigen Anbietern wenig Erfahrung: Ich bin dankbar, wenn mir die Leser dieses Artikels Informationen senden: dann kann ich die mit aufnehmen.






4. Hier finden Sie die Wettervorhersagen
Da hat ja jeder seine Vorlieben, aber da ich seit mehreren Jahren Navigation und Wetter nur noch auf Tablett und Handy mache, stelle hier mal meine täglichen Werkzeuge vor. Bewährte Arbeitsmittel sind:

4.1 www.windguru.cz

Windguru.cz ist mein Standard-Wetterdienst beim Segeln in vielen Revieren. Individuell einstellbar, eigene Vorhersagekarten programmierbar - einfach super. Ich habe mir immer etwa 5-7 Gebiete meiner zukünftigen Reiseziele zusammengestellt und habe so einen guten Überblick über das aktuelle Wetter auf meiner Wegstrecke.
Aus meiner Sicht sehr zuverlässig mit einer Woche Vorausschau, die zunächst oft "pessimistischer" kommt. Das ist gut so.

4.2 Die Windkarten des POSEIDON-Dienstes

Das Poseidon-System ist gut, weil erstens eine griechische und zweitens aufs Meer-Wettergeschehen spezialisierte Institution. Die Darstellung in den Windkarten ist sehr gut, man hat einen großen Überblick über das Gesamt-Windgeschehen. Schlecht: Man muß für die Vorausschau immer wieder klicken. Das kann man auch anders machen. Zum Beispiel:

4.3 Die Windkarten von PocketGrib


Ein kommerzielles Angebot: Eine App, die man sich für knapp 6 € auf Handy und Tablett laden kann. Ich habe es erst seit ein paar Wochen, hier erste Erfahrungen: Geringste Download-Mengen. Mehrmals täglich Aktualisierung. Herrvorragend die animierten Windkarten, die einen richtigen Wind-Vorhersagefilm für eine Woche ablaufen lassen. Man hat einen guten Überblick über die großen Bewegungen. 
Über die Zuverlässigkeit mag ich noch nichts sagen.

Da KEINER der drei genannten Dienste eine Gewitterwarnung beinhaltet, noch dieser Wetterdienst:

4.4 hnms.gr
Das offizielle griechische meteorologische Institut. Hier die spezielle Unterseite mit den "Warnings".

Die Online-Wetterdienste werden von mir laufend gestestet. Ich schreibe über meine Erafhrungen laufend dazu.

5. Revierführer
Ich sag's ja ungern, weil es einfach vom Verlag DELIUS KLASING zu einem überflüssig schweren, bord-untauglichen Produkt gemacht wurde: Aber Rod Heikell's GRIECHISCHE KÜSTEN ist immer noch ein Standardwerk. Übrigens ein symphatischer Mann: kommt im Interview sehr authentisch rüber. Allerdings ist dieses Werk auch ein International sehr viel Genutztes: Nachdem ich jetzt drei Mal die Erfahrung gemacht habe, dass die von ihm empfohlenen Buchten - wie im Juli nicht anders zu erwarten - voll bis überfüllt waren, nutze ich es, um nachzusehen, was er empfiehlt. Und dann da NICHT hinzugehen, weil's mit Sicherheit voll ist. Und wie in Agiou Stefanou auf Korfu kann "Voll-Sein" wegen nachlässiger und unerfahrener Ankerer bei Gewitter auch für Unbeteiligte gefährlich werden.



Hinweise:
Veröffentlichung dieses Artikels auf anderen Blogs, Webseiten oder Medien nur mit SCHRIFTLICHER Genehmigung des Autors.
Copyright Thomas Käsbohrer


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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu: 
Ein Film darüber: Was Segeln ist.



                         Als Download und auf DVD: € 19,99

Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt? 
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht? 
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
Der Film einer ungewöhnlichen Reise, der Mut macht, seinen Traum zu leben.



Der Film entstand nach diesem Buch: 
Geschichten über die Entschleunigung, übers langsam Reisen 
und die Kunst, wieder sehen zu lernen
Einmal München - Antalya, bitte. 


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Sonntag, 27. Juli 2014

Der Mensch und seine Sachen: Die Kanonen des Carlo Camozzi(ca.1680-1742). Oder: Wie die Industrialisierung begann.

Der einzige Zugang zur venezianischen Festung Agia Mavra, über die ich bereits vor zwei
Tagen berichtete.
Wer die alte, direkt am Kanal von Lefkas gelegene Festung von Agia Mavra, italienisch Santa Maura, durch das enge Tor betritt, der findet einen Ort, an dem die Zeit vor mehr als 200 Jahren stehenblieb. Im Inneren stehen noch die venezianischen Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert, und überall liegen die Kanonenrohre aus der Zeit um 1730 verstreut. Darunter auch dieses:


Es trägt ganz oben den Markuslöwen:


Und unten die Inschrift: CARLO CAMOZZI F. BERGAMO, übersetzt: "Carlo Camozzi aus Bergamo hat mich gemacht". Und diese Inschrift erzählt dem, der es hören will, eine Geschichte. Eine Geschichte vom vergeblichen Versuch, sich gegen den Niedergang zu wehren. Und eine, wie etwas Neues begann: unser Zeitalter der Industrialisierung.

Spätestens ab 1550 war klar, dass Venedig sich ändern musste, wollte es bleiben, wie es war. Die Dinge liefen nicht gut für die Serenissima Republicca: Im Osten mutierten die Türken unter ihrem neuen Herrscher mit dem klingenden Namen Selim, der Säufer zu einem Mittelmeer-Aggressor erster Klasse. Und blieben es für die nächsten Jahrhunderte. Eine Insel nach der anderen nahmen sie der Serenissima Repubblica ab: Erst Zypern, dann die Ägäis, dann im Candia-Krieg, nach 21 Jahren Belagerung, auch 1669 Kreta. In diesem Krieg kämpften auch etwa 30.000 deutsche Söldner aus Hannover und Braunschweig, die der westfälische Friede arbeitslos gemacht hatte, auf venezianischer Seite mit. Der "stato da mar", der riesige Meeresstaat der Venezianer von der Adria über Griechenland, Kreta bis Zypern war endgültig verloren.

Im Westen hatte die Entdeckung der neuen Seewege nach Afrika, Indien, Amerika schlafende Riesen geweckt. Und ganz neue Seemächte geschaffen. England. Holland. Und die nahmen ganz nebenbei Venedig den Fernhandel ab: Erst den lukrativen Nordhandel, dann sogar den vor der eigenen Haustür. Livorno ist so entstanden.

Technologisch war Venedig weit abgeschlagen. Beispiel Schiffbau: Zwar war das Arsenale um 1650 auf dem Höhepunkt seiner Produktivität. Es war in der Lage, innerhalb eines Tages (!) eine Galeere aus Fertigteilen im Accord zusammenzubauen und seeklar zu machen. Und das jeden Tag, solange der Vorrat reichte. Eine unglaubliche Leistung. Aber Galeeren waren den neuen Rahseglern unterlegen. Weniger Laderaum. Geringere Reichweite. Mangelnde Seetüchtigkeit im Atlantik. Venedig hielt unbeirrt an den Galeeren fest. Beispiel Metallverarbeitung: Das leichter verarbeitbare Eisen löste bei den Geschützen die Bronze ab. Venedig hatte weder Rohstoff noch Know-How.

Nach dem Candia-Krieg bäumte sich die Serenissima auf: Unter dem Dogen Marcantonio Giustinian ging man 1680 in Europa auf Erkundungs-, ab 1683 auf Einkaufstour - und wurde ausgerechnet beim Konkurrenten fündig. Denn der war der Marktführer:


Wer durch die Festung Korfu spaziert, kommt nicht vorbei: Gegossen wurde dieses schwere Geschütz, ein Mörser, 1684 in Süd-England, in Sussex von Thomas Western. Man sieht deutlich auf dem Foto seine Initialen T W und die Jahreszahl. Es gehört zu den über 140 Geschützen, die Venedig in nur zwei Jahren, von 1683 bis 1685 in England kaufte. Und auf dem langen Seeweg von England nach Griechenland brachte.

Aber wie im richtigen Leben: nur Shoppen geht nicht. Also baute Venedig Know-How und Produktionsstätten auf: in der Terra Ferma bei Bergamo, nahe bei den Eisenminen. Und hier lebte der Geschützgießer Carlo Camozzi und wirkte von 1722 bis etwa 1742. Über sein Leben und woher er sein Know How hatte, weiß man wenig. Aber in diesen 20 Jahren bestellte die Republik Venedig über 500 (!) Kanonen bei ihm. Dies heißt: dass er in seinen Berufsjahren jeden Monat mindestens zwei Kanonenrohre goß. Oder alle 14 Tage eins. Urlaub und Weihnachten sind nicht (!) berücksichtigt. Man kann dies nicht anders als fieberhaft bezeichnen. Und um dies zu schaffen, ist ungeheure Logistik und Planung der Abläufe notwendig. Sowohl der Ausstoß als auch die Art der Produkte lassen den Schluß zu, dass dies - neben der Dampfmaschine in England - die Geburtstunde der Industrialisierung war.

Von den 500 Kanonen des Carlo Camozzi sind viele erhalten. Und stehen noch dort, wo die Venezianer sie hingeschafft haben. In Korfu, Cefalonia, Kassiopi. Auf Ithaki und Nauplia. Und in Santa Maura, direkt neben dem Kanal von Lefkas. Und wer sie heute sieht, der schaue genau hin. Denn dann erzählen sie eine Geschichte vom Niedergang. Und eine von der Geburt von etwas ganz Neuem.



Quellen: 
1) Carlo Beltrame/Marco Morin: La Forza della Serenissima: http://s3.amazonaws.com/academia.edu.documents/31608348/Artiglierie_veneziane_in_Grecia-libre.pdf?AWSAccessKeyId=AKIAJ56TQJRTWSMTNPEA&Expires=1406453800&Signature=wZ8LaSsd3hY%2BYClxJu89Zey0J7E%3D

2) I Cannoni Veneziani della Fortezza Vecchia di Corfu: http://www.arsang.org/Z-Frames%20STORICHE/cannoni-Corfu/Scheda%20cannoni%20veneziani%20da%2040.pdf




Samstag, 26. Juli 2014

Unter Segeln: Eine kleine Einschlaf-Meditation.

Nicht immer muss es unter Segeln wild und stürmisch hergehen. Manchmal sind auch drei Knoten schön, so wie heute, als es in der Früh wild und am Nachmittag beschaulich zuging. Sich einfach mit nicht mal drei Knoten von einer leichten Brise über das Meer schieben lassen. Im Hintergrund auf dem Foto verschwindet Lefkas unter einer weißen Wolke, und Levje schaukelt an Ithaki entlang.

Und für alle, die schlecht einschlafen können, dieses Video:


Einfach hier klicken. Und einschlafen.

Und alle, die jetzt erst richtig wach werden und noch "mehr Meer" und tiefes Blau haben wollen: so klingt, es wenn das Meer am Schiff entlangstreicht.



Der Mensch und seine Sachen: Auf dem griechischen Finanzamt. Oder: Was man dort über die deutsche Sprache lernen kann.


Früher, als es sie noch gab, waren Grenzen einfach ein Kreuz. Von Bayern nach Österreich. Lange Schlangen in Scharnitz, wenn das noch jemand kennt. Und dann erst die innerdeutsche Grenze, Heimstatt ausgefuchster Schikanen.

Heute ist das alles einfacher. Nur nicht, wenn man vom EU-Land Italien mit dem eigenen Boot ins EU-Land Griechenland reist. Denn: Keiner weiß so richtig, was man eigentlich benötigt. Selbst google nicht.
Als ich mich bei der Port Authority in Korfu Stadt anmelden und nachfragen will, was ich denn eigentlich in Griechenland für Bootspapiere brauche: notiert der uniformierte Beamte alles fein säuberlich in sein großes, großes Buch des großen Vergessens. Und erklärt mir: ich bräuchte eigentlich nichts. Nur ein "Pleasure Craft Document." Er habe es aber nicht da. Ich solle es im nächsten Hafen kaufen. Tschüss.
Mein Freund Pat, der seit fast 15 Jahren jeden Sommer hier segelnd verbringt, sagt: "All greek paperwork is bullshit. You don't need anything." 
Und von den zwei, drei Seglern, die ich unterwegs frage, höre ich fünf, sechs verschiedene Antworten. 

Weil ich aber schon weiß, dass der Hafenkapitän, der mich wegen meiner fehlenden Bootspapiere in irgendeinem fernen Hafen in die Pfanne hauen wird, bereits heute auf der Pier steht und auf mich wartet, gebe ich keine Ruhe. Und falle der freundlichen Maria bei der Port Authority in Preveza in die Hände. Und Maria weiß es ganz genau:
1. Mein aktueller Versicherungsschein stimmt nicht. Die Deckungssumme reicht nicht. Die stimmt zwar weltweit. Aber nicht mehr für Griechenland. Neue Vorschrift.
2.  Ich muss also in Hamburg einen neuen Versicherungsschein beantragen. Neue Vorschrift.
3. Wenn der in Maria's Email bei der Port Authority in Preveza eintrudelt: dann muß ich in Preveza aufs Tax Office, das ich jetzt einfach mal Finanzamt nenne. Und € 29.95 bezahlen. Neue Vorschrift.
4. Habe ich dann Quittung und Versicherungsschein, gehe ich wieder zu Maria in der Port Authority. Und die stellt mir dann ein "DECPA" aus. Ein Permit für mein Boot für griechische Gewässer. Alte Vorschrift.

Da es drei Uhr Nachmittags ist, hat das Finanzamt zu. Der Tag ist also gelaufen. Bis auf Punkt 1: Der Bootsversicherer PANTAENIUS kennt den Kummer. Frau Hofmann hat das Dokument flugs geändert und drei Minuten später hab ichs auf dem Rechner. Chic.

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und gehe erst mal das Finanzamt suchen. Ich weiß erstens nicht, wie Finanzämter auf griechisch heissen. Zweitens weiß ich nicht, wie griechische Finanzämter aussehen. Drittens ist es auch nicht da, wo Maria es mir in die Karte eingezeichnet hat. Zuerst jedenfalls nicht. Ich renne drei mal dran vorbei. Es hat sich einfach hinter Platanen versteckt, als ich kam. 

Aber dann bin ich drin. Es sieht aus wie "nach dem Umzug ist vor dem Umzug."


Ein bisschen leer. Mit nur viermal fragen stehe ich vor dem richtigen Schalter. Als ich dem Beamten das  "ä" in meinem Nachnamen auf Englisch erkläre, sagt der einfach auf Deutsch: "Das ist ein Umlaut. Ich kenne das." Giorgos (seinen Namen habe ich geändert) hat Deutsch gelernt. Und beschenkt mich als Gegengabe mit der Erkenntnis, dass es im Griechischen insgesamt sieben verschiedene "i" gibt. Es sei zwar überflüssig, aber die entsprechenden Reformen wären einfach ins Stocken geraten. 


Und dann läßt Giorgos einfach einen der fünf im Raum stehenden großkalibrigen Endlos-Drucker rattern, "der hier läuft wenigstens", sagt Giorgos. Und schon habe ich das mir zugedachte hellblaue Formular. Ab zum Zahlen. 

Nachdenklich verlasse ich das griechische Finanzamt. Sieben "I". So viele. Aber: Wieviele "i" haben wir im Deutschen eigentlich? Und: brauchen wir vielleicht auch so eine Rechtschreib-Reform? Wegen des "i"?
Die Antworten auf diese Frage finden Sie unten.








 i, y, ü, üh, j, ie.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Die vergessenen Orte: Santa Maura. Oder: der Ort, der neben der Zeit liegt.

Jeder Segler, der in den ionischen Inseln unterwegs war, kennt ihn: den Leuchtturm, der die Einfahrt zum Kanal von Lefkas markiert, auf einer Bastion der Festung Santa Maura. Sie gab der Insel Lefkas auch ihren italienischen Namen.

Dort, wo der Kanal von Lefkas durch die Salzmarschen beginnt und Lefkas zur Insel macht, liegt die Festung Agia Mavra, italienisch Santa Maura. Fast alle Segler benutzen den Kanal nach Lefkas, er ist ein Erlebnis. Aber meistens ist man genau hier ziemlich gestresst. Der Wind weht böig, das Warten, bis die Drehbrücke einmal stündlich öffnet, ist nur bedingt gemütlich. Die Augen sind auf die Drehbrücke gerichtet. Genau wie die der vorbeifahrenden Autofahrer.
Der Kanal durch die Salzsümpfe ist alt, älter als wir denken. Vermutlich haben ihn korinthische Händler um 800 vor Christus graben lassen. Die Römer fanden es klasse, statt mit ihren dickbauchigen Amphorenschiffen das stürmische Meer zu befahren, einfach den sicheren Kanal entlang zu treideln.

Die Festung Santa Maura bewacht den Kanal. Und den Zugang zum Hauptort der Insel, Lefkas. Sie tut das seit etwa 1300, als fränkische und angevinische Ritter die erste Burg erbauten. Dann Venezianer. Dann die Türken, fast 200 Jahre: sie eroberten Lefkas als einzige der westgrieichischen Inseln. Bauten die Festung aus, legten Wasserleitungen, errichteten im weitläufigen Gelände der Festung drei Moscheen. Bis die Venezianer Santa Maura 1684 zurückeroberten und den Ort gegen die Türken mit Wehrgängen, Bastionen, Rundtürmen uneinnehmbar zu machen trachteten. Die Kanonen der Venezianer aus diesen Jahren um 1700 liegen überall in und um die Festungsmauern herum verstreut.


Nach dem Ende der Serenissima Republicca 1797 durch Napoleon: nichts mehr. Ein lautloses Vergehen und Verwehen, nur unterbrochen durch ein paar italienische Fliegerbomben während des Angriffs auf Griechenland 1942. Ein Ort für sich. Hätten nicht, ja: hätten nicht die Venezianer eine der drei türkischen Moscheen, die als christliche Kirche vorher bereits Santa Maura geweiht war, erhalten. Und sie wieder Santa Maura zurückgegeben.


Die kleine Kirche liegt ganz versteckt, in einem entlegenen Winkel der Festung. Der Ort ist so zauberhaft, dass ich ihn am folgenden Tag ein zweites Mal aufsuchen muß. Man betritt die Kirche durch den Zugang oben und muß aufpassen, dass man mit dem Kopf nicht eine der Glühbirnen streift, die niedrig hängen. Im Inneren dies:


Die im Wind wehenden roten Vorgänge des Hochaltars mit seinen Geheimnissen dahinter. Die knarrenden Angeln der schief hängenden Holztüren. Die dünnen Bienenwachskerzen, die noch kein Beter entzündet hat. Ein Holztisch mit Wachstuch-Decke in einem Winkel. Ein paar Plastikflaschen mit Weihwasser. Die leise im Wind schwingenden Leuchter.


Und das eine Auge, das alt, weise und wissend um die Dinge der Welt von der Mitte des Altars auf alles blickt, alles sieht:


Hat hier alles schon stattgefunden? Oder wird es erst sein? War es? Oder kommt es erst? Wir wissen es nicht. Nur dies: Zeit ist unbedeutend, hier in Santa Maura.




Wo liegen eigentlich Lefkas und Santa Maura?















Montag, 21. Juli 2014

Der Mensch und seine Sachen: Mitten drin in Korfu-Stadt.


Wir verlassen jetzt für einen Augenblick die Ruhe des kleinen Hafens unterhalb der Festung, gehen über den Festungsgraben und das große Kricketfeld, das die Engländer hier angelegt haben. Vorbei an den immer voll besetzten Cafes. Und schon sind wir mitten drin in Korfu Stadt und seinem lustigen Treiben.


Es ist ein sehr hübsches Städtchen, und man kann hier viele Dinge machen, die man noch nie vorher im Leben gemacht hat: Man kann den Nixen, die am Straßenrand stehen und einen ansprechen, in ihr "Fish-Spa" folgen. Und dort seine Zehen kleinen Fischlein zum dran knabbern anbieten. Es kitzelt sicher. Man kann knall-orangefarbenen Kumquat-Likör kaufen in Läden, die voller knall-orangefarbener Kumquat-Flaschen stehen, so dass man denkt: man wäre selber in so einer Kumquat-Flasche drin. Man kann einen Salatlöffel aus Olivenholz kaufen, der ist hübsch anzuschauen. Oder griechische Ledersandalen. Oder einen dieser strohfarbenen Hüte mit kleiner Krempe. Den kann man sich aufsetzen und damit seiner Umwelt signalisieren, dass man Tourist ist. Denn oft weiß das die Umwelt von einem ja gar nicht. Wem das alles immer noch zu langweilig ist, der kann etwas außerhalb  in der Julihitze einen schönen Pelz kaufen gehen. Weil über diesen Läden Firmenschilder in russischer Sprache prangen, gehe ich vorbei, denn ich bin ja nicht gemeint. Na ja. Von irgendetwas muss auch der Korfiot ernähren.

Wie so oft in der Stadt bin ich auch in Korfu-Stadt so gar nicht aufgelegt, Dinge zu machen, die ich noch nie vorher im Leben gemacht habe. Und eile zum Leidwesen von Katrin an all den verlockenden Freundschafts-Armbändern, farbenfrohen Tüchern indischer Produktion und griechischen Sandalen aus China schnellen Schrittes vorbei. Denn am Ende der langen Hauptstraße, wenn man irgendwo rechts abbiegt, da kommt der Fisch- und Gemüsemarkt von Korfu. Und hier endlich ist der Ort, an dem mir der Konsumgaul so richtig durchgeht.


Am Olivenstand von Fotis 15 verschiedene Olivensorten nacheinander probieren. Und hinterher doch nicht wissen, wo denn jetzt der Unterschied ist. Macht nix. Ich nehm zehn kleine Tütchen mit. Beim einäugigen Spiros Zwiebeln und Knoblauchknollen kaufen, bei denen mir das selbstgemachte Zaziki später im Hals kratzt. Eigentlich wollte ich ja nur eine Zitrone für meinen Gin Tonic, aber als Spiros mir die schenken will, lege ich los. Bei Eleni die Gurken. Fünf Große für ein Euro. Wie machen die das? Ein Kilo Tomaten hier aus Korfu: auch ein Euro. Irgendwie finde ich es ungerecht, dass der einäugige Spiros und Eleni nur ein Euro für ihre harte Arbeit kriegen. Am Fischstand das gleiche: ein Kilo Sardinen: drei Euro. Her damit. Und noch ein bisschen Tunfisch und Schwertfisch dazu.


Als ich den kleinen Markt verlasse, ist mein Rucksack proppevoll. Und die drei Tüten links und rechts auch. Das alles schleppe ich den langen Weg wieder zurück, vorbei an Bergen strohfarbener Hütchen, den Freundschaftsarmbändern, den Fisch-Spa's. Die hab ich vorher ignoriert. Aber jetzt tue ich nicht mal mehr das. Mein Rucksack ist zu schwer.











Sonntag, 20. Juli 2014

Unter Segeln: "Und was essen wir eigentlich zum Frühstück?"


Es war und ist eine der wichtigen Fragen, und nicht nur im Leben meines besten Freundes Anderl in Berlin. Er stellte die Frage mehrmals die Woche, am Vorabend, und in der Frage lag echte Sorge. Man konnte diese dunkleren Wölkchen aber flugs vertreiben, wenn man beispielsweise antwortete: "Wie wäre es mit Hirsemüsli mit frischen Blaubeeren und einem Schlurps Sahne drüber?"

Ganz so naschhaft gehts auf Levje nicht zu. Aber die Frage Anderls schwebt nicht nur im Himmel über Berlin, sondern auch über den Inseln, zwischen denen ich heute ankerte und deren Namen ich nicht mal kenne. Meine Antwort auf diese Frage fand ich als Schüler in England, ein Land für das ich noch heute schwärme. Das englische Frühstück hat es mir angetan, auf Lebenszeit. Und auf dem Boot geht das so:

1. In der Caffetiera Espresso aufsetzen.
2. Brot toasten.


    Das geht in der Pfanne auf dem Gasherd auf kleiner Hitze ebenso gut wie im Toaster. Einfach die  
    Scheiben in die saubere (!) Pfanne legen und auf jeder Seite anbräunen.

3. In einer zweiten Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und Bacon anbraten.
4. Nach drei Minuten zwei Tomatenhälften dazugeben.
5. Zum Schluß zwei Eier anbraten. Und weil man auf den Inseln überall wilden Rosmarin und vor allem Salbei pflücken kann, gebe ich mir über die Eier - ganz unenglisch - ein paar frische Salbeiblätter, einfach gezupft.


Mit dem wild wachsenden Salbei kann man übrigens geniale "Spaghetti con Burro e Salvia"
machen. Die Butter nimmt den Salbei-Geschmack richtig gut auf, wenn sich das dann mit den frisch  gehobelten Parmesan-Spänen verbindet... Aber das ist eine ganz andere Geschichte.