Mittwoch, 9. Juli 2014

Das Meer und seine Bewohner: Seeigel. Oder: Wie schmecken die Dinger eigentlich?

Manchmal, wenn der Mensch am Meer weilt, ist's ihm langweilig. Das ist, glaubt man erfahrenen Kindern, die größte Seuche, die den Menschen seit der Beulenpest anfällt. Wenn dem Menschen langweilig ist, dann tritt er in einen Seeigel. Dann ist ihm schlagartig nicht mehr langweilig. Der Seeigel nimmt das meist kaum zur Kenntnis, er merkt, dass ihm jetzt ein paar schwarze Kalkspitzen fehlen. Das ist für den Seeigel so, wie wenn uns beim Kämmen ein paar Haare ausfallen. Man registriert's. Die schwarzen Kalkspitzen stecken aber jetzt in des Menschen Fuß, und der nimmt das - gelinde gesagt - seufzend zur Kenntnis. Zitrone draufträufeln, mit Pinzette und Stecknadel rumpulen, in unverdünntem Essig baden: wir harren auf frag-mutti.de noch des finalen Ratschlags, wie man damit umgehen soll.

Man kann mit Seeigeln aber auch andere Dinge anstellen, als nur reintreten.


Dieser fröhlich blickende Herr ist Dimitris. Und er sammelt jeden Tag hier am Nordufer des kleinen Hafens unterhalb der Festung Seeigel. Er sammelt sie aber nicht, wie wir leere Plastikflaschen sammeln, um sie wegzubringen. Dimitris liebt Seeigel. Und er isst sie. Mit Behagen und Genuss.

Bis das allerdings soweit ist, hat Dimitris aber noch die Sache mit den Stacheln zu regeln. Er tut das so:


Im Video ist das sehr schön zusehen, wie das funktioniert - und ich bitte die vegan gesonnenen Gemüter unter meinen LeserINNen, hier nicht draufzuklicken. 

Dimitris hat ungefähr 30 Seeigel geöffnet, die wir nacheinander essen. Essbar ist der orange Bereich, nennen wir es: der Seeigel-Kaviar. Der schmeckt ein bisschen wie Kaviar und frisches Meer und gerade geöffnete Muscheln und gerade dem Meer entnommene Meeresfrüchte. Man löst die vier, fünf Streifen orangen Muschelfleisches von der Wand und schlürft sie. Ich sinniere, wie ich das Ganze mit einem Spritzer Zitrone veredeln könnte. Und einem Glas eiskalten Weisswein, ja? Vielleicht zwei? Dimitris rät sofort und nachdrücklich zu Ouzo. Für einen Moment wechselt sein fröhlicher Blick in Verzückung. Soweit bin ich nun aber in den höheren Weihen griechischer Lebensart noch nicht vorgerückt. 

Seeigel sind aber auch auf ganz andere Arten geeignet, des Menschen Langeweile zu beenden: Zum Beispiel auf Chefkoch.de. Da gehen die Wogen über den armen Kerl ganz, ganz hoch. Er hat hier, auf Chefkoch.de, so eine Art Stachel in der täglichen Routine unserer Nahrungsaufnahme hinterlassen.
Aber das ist nun wirklich eine ganz andere Geschichte...






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