Donnerstag, 28. August 2014

Menschen am Meer: Giorgos und das einfache Leben. Oder: Im Angelladen von Monemvasia.


Irgendwie geht es seit Italien mit meiner Angelei nicht recht weiter: die Makrelen von Griechenland haben beschlossen, um mein Köderangebot einen großen Bogen zu machen. Vielleicht deshalb, weil Makrelen auf griechisch "Koliós" heißen, meine Köder aber italienischer Bauart sind und lautlos "Sgombro" (das italienische Wort für Makrele) flüstern, so dass sich der "Koliós" denkt: er sei ja nicht gemeint. Vielleicht sind griechische Makrelen auch stylischer gesonnen als italienische und finden meinen blödes blinkendes italienisches Blechdings - wie alles von ALESSI - einfach nur einen Gähner. Also beschließe ich, mir professionellen Rat bei Experten zu holen, um rauszukriegen: Warum in Griechenland nix mehr beißt.

In Monemvasia treffe ich neben Michael, dem Verleiher unserer beiden etwas angejahrten Roller, im Angelladen auf Giorgos. Er stammt aus Athen, kam vor vielen Jahren hierher nach Monemvasia, um sich eine Existenz aufzubauen. Ein Cousin, offensichtlich Menschenfreund, hatte hier einen Angelladen, und als Freundschaftsdienst bot er diesen Giorgos an. Aber, wie Giorgos sagt: "In Griechenland kannst Du mit Deinem Cousin alles machen: essen, trinken, lachen - bloß keine Geschäfte!" 

Und so war Giorgos plötzlich für 80.000 € Besitzer eines Angelladens. Der nicht lief.

Giorgos: "Ich war echt froh. Raus aus Athen."

Andreas, der diese Woche mitsegelt und sein Geld als Strategieberater für Buchhändler und Verlage verdient, schaut traurig um sich. Der Blick hoffnungsleer. 

Giorgos (fröhlich und mit seinem Schicksal vollkommen versöhnt): "Den Laden verkaufe ich in den nächsten Monaten! Und dann fange ich etwas Neues an. Ich hab' schon einen Plan."

Andreas schaut noch trauriger. Ich denke an "Alexis Sorbas" und die phänomenal zusammenbrechende Seilbahn. 

Giorgos: "Der Laden wirft ja seit Jahren nichts ab. Aber ich lebe außerhalb der Stadt auf einem Stück Land. Und da bin ich zum Selbstversorger geworden. Tomaten. Gurken. Bohnen. Es wächst alles. Und man kann prima hier leben. Aber jetzt hab ich einen neuen Plan: Ich werde Trüffel anbauen. Das geht. Wachsen würde das. Man müsste nur ein bisschen in das Saatgut investieren. 

Giorgos' Augen blitzen zukunftssicher. Andreas Miene ist undurchdringlich.

Aber ich denke mir: vielleicht geht das ja alles irgendwie leichter in Griechenland. Man kommt mit wenig aus. Und lebt lustvoll sein Leben. Und macht Pläne. Ganz ohne "Big Business". 
Giorgos ist einer von vielen Griechen, die mir auf den Inseln begegnen und die so leben und denken. Und er ist dabei kein Außenseiter, "Hippie". Sondern lebt, so scheint es, die vorrangig hier existente Wirtschaftsform. Frei sein. Und draußen sein. Immer etwas Geldsorgen. Und keinem an den Haken gehen. Und kein schlechtes Leben dabei haben. 
Aber verflixt noch mal: Warum können denn das wir Deutschen nicht? Ist was an unseren Genen anders??



Womit wir wieder beim Thema "Haken" wären: Auch auf mein "Mehr-Erfolg-bei-Makrelen?" weiß Giorgos Rat. Er rät mir nämlich zu größeren Ködern!
Und weil ich da halb zweifelnd ("Mit dem Dingsda kann man kapitale Schwertfische aus dem Wasser ziehen"), halb begeistert dabei bin, denn "Angelhaken sammeln" ist im Vergleich zu "Süsswein sammeln" ein ausgesprochen preiswertes Hobby: verschwindet Giorgos in den Tiefen seines Labyrinths. Und kommt zurück mit: der Mutter aller Köder, einem neonfarbigen, wibbeligen Etwas mit gewaltigem Haken. Und schenkt ihn mir.


Poppig und klasse anzusehen ist der Köder ja. Ein echtes Schmuckstück in meiner Sammlung. Ist sicher auch schön, wenn er hinter Levje pink durchs Wasser wibbelt. Aber ich glaube: nicht mal ich falle auf diesen Köder rein. 

Wieso dann ausgerechnet die ausgebufften griechischen Makrelen?





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen