Freitag, 22. August 2014

Unter Segeln: In Griechenland. Ein Resümee in 8, nein: 9 Punkten.

Die große Bucht von Milos. Und direkt an der Einfahrt die einsame Ankerbucht Agiou Dimitrou.

Jetzt treibe ich mich fast auf den Tag genau seit sechs Wochen in Griechenland herum. Im Juli und August. Und zum ersten Mal in der Ägäis. Von Othonoi im äußersten Nordwesten Griechenlands bis nach Amorgos, der südöstlichsten Kykladen-Insel. Hier ein Fazit in 8, nein: 9 Punkten über dieses Revier:

1. Wind & Wetter
Nordwestgriechenland, die Ionischen Inseln:
Sind vom Wetter her ein eher "berechenbares" Revier. Viel Nordwest, ein bisschen Südost - und auf die Wetterberichte ist einigermaßen Verlass. 

Peloponnes:
Ab hier wird's spannend: Hohe Gebirge im Süden des Peloponnes sorgen für Unvorhergesehenes: Es kann schon mal passieren, dass einen 700 Meter vor dem Hafen von Kalamata nach friedlicher Ganztags-Kaffeefahrt am späteren Nachmittag plötzlich Böen mit über 30 Knoten erwischen.

Die Ägäis: 
Wenn Windfinder oder Windguru ankündigen: 22-25 Knoten, dann übersetze ich das so: 
- Durchschnittsgeschwindigkeit liegt deutlich unter 22 Knoten: etwa 15-17 Knoten. 
- Böen dagegen deutlich darüber: in den 30ern. 
Und mit dieser "Übersetzung" bin ich bisher buchstäblich gut gefahren.

2. Brauchbarste Online-Wetterdienst

Die Wettervorgänge zuverlässig bilden neben einer Vielzahl anderer Wetterdienste die folgenden ab:
sowie die sehr empfehlenswerte App METEO CONSULT MARINE aus Frankreich, im Bild oben.

Ich werde diese und einige weitere Wetterdienste in einem der nächsten Artikel ausführlich testen und vorstellen.

3. Segeln
Levje lag lange Jahre auf der Nordadria. Dort gilt: entweder kein Wind. Oder zuviel Wind. Es ist eine besondere Erfahrung hier in der Ägäis, die Segel hochzuziehen, noch bevor man morgens den Anker holt. Und am selben Tag die Segel erst fallen zu lassen, wenn am Abend der Anker Grund gefasst hat. Dazwischen ist  im Juli und August zwischen den Inseln alles möglich:
- vorherrschend im Juli und August natürlich der Meltemi. Der weht - meist ab 14, 15 Uhr aus Nordwest bis Nordost.
- der angekündigte Nordwest ist plötzlich ein kraftvoller Nordost (Ost-Peloponnes oder Nordküste Amorgos).
- der angekündigte kraftvolle Nordwest legt sich plötzlich für ein Dreiviertelstündchen Schlafen.
- angekündigte Nordwest mit 5 bft. ist hyperaktiv: in der Spitze sind's plötzlich 7 bft.

Das begeisternde Schlußwort über die Ägäis spricht zu diesem Thema meine Tankanzeige. Sie sagt: insgesamt (!) 4 (!) Liter Verbrauch auf 250 Seemeilen. Das hatte ich selten.

4. Häfen und Marinas

    Amorgos mit seinem Haupthafen Katapola.

Abgesehen davon, das ich sie wirklich nur anlaufe, wenn buchstäblich Wasser und Brot knapp werden:
- es gibt nur ganz wenige große, gut ausgebaute Marinas, wie man sie aus kroatischen, südfranzösischen oder karibischen Revieren kennt. Vor allem die Ägäis ist als Charterrevier kaum entwickelt.
- Man geht in den Hafen. Geht römisch-katholisch an die Pier.
- Liegegebühren für Levje's 31 Fuß: Oft gar nichts. Manchmal 10 € (Katakolon). Gelegentlich 20 € in einer richtigen Marina (Kalamata und Kos). Darüber seltenst. Das herrliche Katapola, oben im Bild, wo ich gerade auf Amorgos liege: 3,82 €. In Worten: DreiEurozweiundachzig. Und ein echt freundlicher Hafenmeister dazu.
Facilities: Wasser fast überall. Kostet aber extra. Strom auch fast überall. Toiletten immer in Hafennähe. Duschen nur in Marinas. Waschmaschine nie. Gelegentlich Wäschereien.

5. Verkehrsverbindungen:
Erstaunlich gut. Flugverbindungen bestehen nach Deutschland im Sommer in:
- Korfu: 15 "Mit Koffer-Gehminuten" von der großen Ankerbucht südlich Kerkyra entfernt. Und 15 Taximinuten zur Marina Gouvia.:
- Preveza/Levkas: Hierher fliegen ist etwas teuer. 10 Taximinuten von Levkada entfernt.
- Kalamata: günstig. Und deckt den gesamten Peloponnes ab. Nicht mehr als 30 Minuten Taxi nach West und Süd.
  Zur Marina Kalamata mit TAXI 15 Minuten. 15 Euro.
- Milos, Paros, Naxos: Da gibts teilweise Flieger. Fähren nach Athen von diesen Inseln mehrfach täglich. Fahrzeit nach Athen etwa 5 Stunden.
- Amorgos: Fähren nach Athen.
- Kos: Flieger nach Deutschland.

6. Internet:
Mit COSMOTE PREPAID Internet NanoSIM, 5 Gigabyte für 30 € (Stand August 2014) ausnahmslos überall, auch noch von der kleinsten Insel schnelle Internet-Verbindung. Einmal in den fünf, sechs Wochen langsame Internet-Verbindung: Am äußersten Westzipfel von Amorgos. Sonst komplette Abdeckung.

7. "Und was würde mein Leben hier so kosten?"

Zwei unnachahmliche griechische Lebensmittel, die es so nirgends gibt: 10%-PHAGE-Joghurt. Und Weintrauben mit 100% Traubenzucker.

1 Pfund Brot beim Bäcker: 0,90 Cent
1 Kilo Tomaten: 1 €
1 Kilo Weintrauben (jetzt im August in Griechenland ein Gedicht, nicht zu vergleichen mit dem unreifen grünen Mist, der uns in Deutschland aus indischem oder chilenischem Großanbau vorgesetzt wird): 1,50 €

1 Griechischer Salat im Restaurant: 5 € - 6,50 €
1 Fritto Misto im Restaurant: 7 €
1 Viertel braver Hauswein, weiß: 2 €

1 Motorroller für ein Tag: 20 €
1 Auto für ein Tag: ca. 40 €
1 Busfahrt auf Amorgos: 2 €

8. Erforderliche Bootspapiere:
- Auf neue griechische Deckungssummen geänderte Bootsversicherung (will fast jeder Hafenmeister sehen!)
- DECPA (will fast jeder Hafenmeister sehen! Und manchmal auch - wie Katakolon - ein Wesen in schneeweißer Uniform von der Hellenic Coast Guard.) 
- ADAC-Bootsschein (interessiert nicht wirklich, muß auch immer übersetzt werden: "Nein, das ist mein Nachname, nicht der Tiefgang.")

9. Leben:
"It's perfect life."





1 Kommentar:

  1. Ja Griechenland ist schon ein geniales Reiseziel.

    Ich verwende gerne Predict-Wind. Eine einfache und übersichtliche Darstellung. Gibt es auch als kostenlose Variante mit weniger freigeschaltenen Orten zum Verwalten...

    Wir verwenden auch Cosmote Prepaid-Internet. Lässt sich sehr einfach einrichten und funtioniert fast in allen Buchten...

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