Wer sich in Monemvasia auf den Motorroller setzt und auf der Landstraße die Ostküste des Peloponnes lustvoll nach Süden knattert, der kommt dort, wo die Straße immer enger und schmaler wird und schließlich ganz endet, nach Agios Fokas, zur Insel des Heiligen Phokas.
Nicht, dass der Heilige Phokas dort wirklich gelebt hätte: Der war eigentlich Gärtner in Sinope am Schwarzen Meer. Historisch gesehen gehört er in die Reihe der Märtyrer der großen Diokletianischen Christenverfolgung zu Beginn des 4. Jahrhundert, wie die Heilige Katharina, der Quirin und andere Prominente. Noch einmal, und paradoxerweise nur zehn Jahre, bevor das Christentum als Staatsreligion offiziell durch Konstantin eingeführt wurde, bäumte sich der römische Machtapparat auf und versuchte, das Christentum abzuschütteln wie ein gepeinigter Hund die Flöhe. Vor allem aus Staatsdienst und Verwaltung sollten Christen entfernt werden. Wer im Westen des Reiches nicht abschwor, wurde in die Bergwerke deportiert. Im Osten des Reiches aber war die Verfolgung grausam und blutig, und Phokas war vermutlich eines ihrer Opfer.
Die Heiligenlegende des Phokas ist schnell erzählt, jedenfalls die wichtigste von Ihnen: Soldaten hatten den Auftrag, Phokas zu suchen und zu töten. Müde von der Suche, kehrten sie bei einem Gärtner vor der Stadt ein, der sie aufnahm und bewirtete - Phokas. Als der erfuhr, dass die Suche ihm galt, ging er in seinen Garten, hob ein Grab aus, betete die Nacht, gab sich am Morgen den Soldaten als der Gesuchte zu erkennen. Und wurde enthauptet.
Damit endete ein Leben. Wie die Legende erzählt, mit großer Standhaftigkeit in großer Bedrängnis. Und weil die Erfindung der Spaßgesellschaft noch nicht sooo lange her ist und in der Menschheitsgeschichte "Leben in Bedrängnis" immer ganz oben auf der Tagesordnung stand und immer noch steht: Deshalb begann das zweite Leben des Phokas mit einer Legende. Und die machte ihn zum Helfer und Patron der Gärtner und Seefahrer, die ihm auch hier, auf dem vergessenen Inselchen von Agios Fokas, einen Ort der Bitte und des Dankes erbauten.
Und wer weiß: vielleicht trägt der Wind, der immer durch das stille Kirchlein weht und den blauen Vorhang bauscht, so manchen Wunsch an einen fernen Ort, wo er gehört wird.
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