Die Büste einer Römerin aus Nicopolis, ausgestellt im hervorragend aufgebauten und sehenswerten Museum von Preveza |
Kaum einen Kilometer entfernt vom Finanzamt in Preveza, über das ich schrieb, fand eine der großen militärischen Auseinandersetzungen der Weltgeschichte statt. Am 2. September des Jahres 31 vor Christus trafen dort die Schiffe des Octavian auf die vereinigte Flotte Marc Antons und Kleopatras. Glaubt man zeitgenössischen Historikern, war es ein grandioser Sieg des Augustus, der damit den langjährigen Bürgerkrieg beendete. Aber Zweifel sind angebracht. Nein, nicht an der Tatsache, dass es ein Sieg des Augustus war. Sondern daran, ob es überhaupt ein größeres Gefecht im Golf von Actium gegeben hat. Denn offensichtlich hatte Marc Anton mal wieder und nicht zum letzten Mal Probleme mit Verbündeten. Als ganz zu Beginn der Schlacht Teile seiner Flotte zu Augustus überliefen, gab die anwesende Cleopatra die Sache verloren und befahl ihren Ruderern, sofort Richtung Ägypten aufzubrechen. Marc Anton sah es - und folgte der Geliebten auf dem Fuß, seine Sache und seine Männer augenblicklich im Stich lassend. Oder war all dies ein wohlüberlegter Fluchtplan aus der Belagerung im Golf von Actium?
An dem Ort, von dem aus Octavian siegreich die Schlacht gelenkt hatte - oder vielmehr: vom Zelt aus der Ferne zusah, wie sein Freund, der fähige Admiral Agrippa, die Sache mit Marc Anton regelte - dort also liess er ein großes Denkmal errichten: Die gewaltigen bronzenen Rammsporne von 36 besiegten Galeeren liess er zur Zier an dieses Gebäude heften. Und wenige Kilometer entfernt die "Stadt des Sieges" gründen: Nicopolis.
Nach der Zerstörung durch die Vandalen Mitte des 6. Jahrhundert ließ Justinian Nicopolis neu aufbauen. Im Bild die neuen Stadtmauern und das Westtor. Die neue Stadt umfasste allerdings nur noch ein Sechstel ihrer einstigen Größe.
Es wurde gleichsam auf seinem Befehl aus dem Boden gestampft. Einwohner in kilometerweitem Umkreis zwangsumgesiedelt und zur Aufgabe ihrer bisherigen Städte gezwungen. Weitere Leute angesiedelt. Als Anreiz weitreichende Steuervorteile den Bewohner gewährt. Zwei große Häfen im Nichts angelegt, Aquädukte aus den 43 Kilometer entfernten Bergen gebaut. Es wurde geklotzt, vor Ort Wirtschaftsförderung im großen Stil.
Der Fischer mit dem Dreizack: Eines der schönsten Motive der Mosaiken aus dem 4./5. Jahrhundert nach Christus. Dass dieses Mosaik aus dieser Epoche ist, kann man im Freigelände sehr schnell erkennen, weil dieses Bodenmosaik eineinhalb Meter über dem Mosaikfund aus dem 1./2. Jahrhundert liegt, das Archäologen auf den letzten beiden Bildern freilegen.
Binnen Kurzem blühte und florierte die Stadt. nicht zuletzt dank der garantierten Vorteile. Man kam nicht umhin zu sagen: "Was der anpackt, das wird was." Das noch heute zu besichtigende Areal beeindruckt durch schiere Größe. Und Nicopolis wurde zu einem wichtigen Bindeglied im Handel zwischen Ost und West.
Den Winter des Jahres 62 verbrachte der Apostel Paulus hier und schrieb seine Briefe an Titus. Ein paar Jahre später kam Nero vorbei, auf dem Weg zu seinem großen Auftritt als Teilnehmer an den Spielen in Olympia.
Um 268 überrennen Goten und Heruler Nicopolis, 474 erobern die Vandalen die Stadt, und davon erholt die Stadt sich kaum mehr. Der Ort schrumpft und dämmert vor sich hin, bis er im Mittelalter ganz aufgegeben wird. Und sich die Menschen im neugegründeten Preveza niederlassen. Sie kehren nur noch nach Nicopolis zurück, um Baumaterial, Steine, Säulen für ihre neuen Gebäude abzutransportieren. Oder um in den Ruinen nach Eisen, Blei, Goldschmuck zu scharren, das man heute immer noch dort findet.
Die Mosaiken in den römischen Villen sind noch heute dort in der verlassenen Stadt, wo Archäologen dabei sind, immer wieder neue Entdeckungen in der einstigen Riesenstadt zu machen. Nicopolis aber ist für immer Geschichte.
Nicht nur irgendein Fisch, den der Künstler da aus kleinen Steinen in den Boden gelegt hat: sondern die realistische Abbildung eines "Scorfano", eines Drachenkopfs.
In der Julihitze graben sich zwei griechische Abeiter zwischen den Ruinen nach unten. Und legen unter Anleitung eines Archäologen und einer Konservatorin ein Mosaik aus dem 1./2. Jahrhundert frei. Es war bereits vor 10 Jahren entdeckt, dann aber mangels Zeit mit einem Flies abgedeckt und wieder verfüllt worden. Es wird nun komplett freigelegt, untersucht und restauriert.
Das Freigelände von Nicopolis liegt etwa 8 Kilometer nördlich von Preveza. Empfehlenswert vor allem das hervorragend gemachte Archäologische Museum über Nicopolis im Norden von Preveza. Es zeigt in sehr verständlicher Weise die verschiedenen Aspekte des Lebens im antiken Nicopolis von der Gründung bis zum Untergang.
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