Dabei gibt es drei einfache Grundregeln, wie man richtig ankert. Und da das ein seit gestern mitsegelnder Gast an Bord in 30-Knoten-Böen unter Anleitung zum ersten Mal in seinem Seglerleben genauso hinbekommen hat: glauben Sie mir: dass es genau so geht. Mit diesen drei Schritten kann es auch Ihre mitsegelnde Crew. Und wenn Sie allein unterwegs sind, dann gelten die folgenden drei Regeln umso mehr.
Sie machen drei Dinge, die aber gründlich:
1. Schauen
2. Fallen lassen
3. Testen
Mehr müssen Sie über das Thema wirklich nicht wissen.
1. Schauen
Es ist das A und O an der Sache. Suchen Sie mit Ruhe und Bedacht Ihren richtigen Ankerplatz aus. Ich mache das, indem ich auch bei viel Wind erst mal langsam in die Bucht gleite. Mir alles ganz genau ansehe. Wie liegen die anderen? Wer liegt ruhig? Wer schaukelt? Schauen Sie erstmal: wo steht Schwell in der Bucht? Wie steht der Wind in die Bucht?
Dann der Ankergrund: Da gibts auch ergänzend zur Seekarte gute Hinweise: Vor einem Sandstrand finden Sie auch unter Wasser sehr wahrscheinlich Sand. Vor einem Felsrücken haben Sie auch unter Wasser - was? Und was werden Sie vor einem Kiesstrand sehr wahrscheinlich antreffen? Sind da dunkle, verkrautete Stellen, durch die selbst ein guter Bügelanker schwer dringt?
Ich nähere mich langsam meiner idealen Ankertiefe von 5 Metern an und sehe mir dabei alles an. Vorsichtig und ganz langsam, manchmal auch zwischen anderen ankernden Booten hindurch. Ich kucke mir alles gaaaaanz gründlich an. Was ist die Hauptwindrichtung in dieser Bucht? Wie drehen sich die Boote dann in dieser Situation? Und zuguterletzt: WER ankert hier? Andere Segler? Was für welche? Haben die ein Radar am Mast? Dann sind es Eignerboote, deren Skipper achtsam mit ihren Booten umgehen? Sind es Charterboote? Die haben selten gute Bügelanker, sondern meist Pflugscharen - für mich die zweit- bis drittbeste Wahl. Manchmal sind die Anker auf den großen 50-Fuß-Charteryachten auch zu klein dimensioniert. Halten Sie etwas Abstand, wenn Ihnen ewas nicht gefällt. Ich meine das nicht böse. Gewitter oder Böen werden in Buchten gefährlich, wenn andere ihren Anker eben nicht gründlich eingefahren haben, sondern ihn quer durch die Bucht ziehen.
Liegen da einheimische Fischer? Dann Achtung: Fischer liegen so gut wie nie vor Anker, sondern an Grundleinen. Da liegen also eventuell Betonblöcke, Mooringketten am Grund. Auch Abstand halten.
Für dieses "alles in Augenschein nehmen" nehme ich mir meistens 10 Minuten Zeit. Ich tuckere einfach langsam in die Bucht und sehe mir alles an. Wo habe ich genügend Abstand zu anderen Booten?
Habe ich dann einen guten Platz gefunden, idealerweise auf 4-6 Meter Wassertiefe, denn drehe ich um diesen Platz einen Schwoikreis, um auszutesten: Habe ich bei allen möglichen Winden genügend Wasser unterm Kiel? Bei Starkwind und unsicheren Tiefenangaben so wie gestern drehe ich auch mal drei, vier Schwoikreise, jeden ein Stück näher ans Ufer versetzt. Und immer den Grund betrachten: Wo hat Ihnen der liebe Gott drei Schaufeln voll Sand hingeschüttet?
Eine ideale Ankerbucht: Südlich der Hauptstadt Kerkyra auf Korfu. Aber: viele Ankerer an einem Platz: das erfordert die Einhaltung von Regeln.
Der häufigste Fehler beim Ankern: Mannhaft in die Bucht rauschen. Aufstoppen. Anker fallen lassen. Fertig. Sieht natürlich cool aus, das ja. Ist aber Methode "Let's hope the best." Eine Ankerbucht ...
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... hält unglaublich viele Informationen für Sie bereit, nehmen Sie sich Zeit, die aufzunehmen.
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Soeben erschienen vom Autor von Mare Piu:
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Was passiert, wenn das Leben die gewohnten Bahnen verlässt?
Was geschieht, wenn man sich einfach aufmacht und fünf Monate Segeln geht?
Darf man das? Und wie ändert sich das Leben?
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Einmal München - Antalya, bitte.
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Ihre heutige Übung: Stecken Sie die Coolness mal weg. Auch als erfahrener Segler. Lassen Sie sich Zeit. Schauen Sie sich alles in der Bucht an. Gewöhnen Sie ihre Crew daran, dass Sie das genauso machen. Gerade wenn Sie sich Zeit lassen und ihr Manöver erst dann ausführen, wenn Sie es sich vorher genau überlegt haben: wird man Ihnen Respekt für ihre Seemannschaft entgegenbringen. Weil Sie sich Zeit lassen.
2. Fallen lassen
Auch das ist ganz einfach:
Ihren Anker lassen Sie immer auf Höhe des Hecks des Vordermannes fallen. Und nirgends anders. So wie der Vordermann gerade liegt. Das heißt: Ziehen Sie im Geist einfach um das Heck des Vordermannes einen Kreis mit Radius 5-10 Metern. In diesem Bereich lassen Sie ihren Anker fallen.
Sie werfen ihren Anker nicht VOR einer anderen Yacht. (Es sei denn, Sie haben ausreichend Platz und kommen ihr nicht zu nahe). Sie werfen ihren Anker nicht PARALLEL NEBEN einer anderen Yacht. (Es sei denn: Sie haben ausreichend Platz. Und kommen ihr nicht zu nahe.)
Zum Fallen lassen die Yacht IM WIND AUFSTOPPEN. Aufstoppen heißt: bevor der Wind beginnt, die Nase der Yacht zu vertreiben.
Während der Anker fällt, tuckern Sie leicht rückwärts. Nie mit Speed, sondern im Tuckergang. Hat die Yacht etwas Fahrt, gehen Sie in den Leerlauf.
Kettenlänge = fünffache Wassertiefe - mindestens. Eisern. In den gestrigen Böen auch mal sechsfache Wassertiefe. Da ich beim Einhand-Manöver nicht vorne an der Winsch stehe, sondern im Cockpit, zähle ich. Eine lange Sekunde ist auf Levje ein auslaufender Meter Kette. Dreissig lange Sekunden sind dreissig Meter Kette.
Danach warten Sie in aller Ruhe, bis die Yacht sich von selbst in den Wind legt.
Eine der schönsten Ankerbuchten in den ionischen Inseln: Sie liegt genau östlich von Ithaki's
Hauptort Vathi an der Ostseite der Insel.
Hauptort Vathi an der Ostseite der Insel.
3. Testen
Jetzt testen Sie, ob Ihr Anker richtig hält. Auch dies machen Sie mit aller Gründlichkeit:
Sobald die Yacht im Wind liegt, tuckern Sie langsam rückwärts, bis die Ankerkette steif kommt. Und gespannt ist.
Suchen Sie sich querab eine Peilmarke am Ufer: Weißes Haus vor blaueM Haus. Zypresse vor Felsen. Fels vor Hügelrücken.
Bleiben Sie im Tuckergang. Wandert die Peilmarke aus? Wenn ja: tuckern Sie drei Sekunden weiter, ob der Anker vielleicht doch noch greift. Wenn nicht: Anker hoch. Nochmal von vorn. Gehen Sie zurück auf Los.
Wandert die Peilmarke nicht aus: geben Sie behutsam mehr Gas rückwärts. 5-10 Sekunden reichen. Dann noch mehr. Dann noch mehr. Wandert die Peilmarke nicht aus: dann haben Sie's geschafft. Motor aus.
So. Und weil ich gerne nachts gut schlafe, auch oder besonders bei sechs Beaufort: Wenn alles hält, schnappe ich mir Taucherbrille und Schnorchel. Und schwimme zum Anker, ob der sich auch wirklich gut eingegraben hat. Oder nur mit der Spitze an einer Felsnase hängt. Und ob so viel Kette draussen ist, dass selbst in harten Böen die letzten drei Meter Kette vor dem Anker stets am Grund liegen bleiben. Sie werden sich bei dieser Gelegenheit oft über das Schnorcheln freuen, denn Weißfische wie die Seezungen lieben den von der schleifenden Kette aufgeschürften Boden, weil sie da leichter an ihre Nahrung rankommen.
Wenn Sie dies beherzigen, wird Ihnen Ankern kein Kopfzerbrechen mehr machen. Wenn doch: Kann's nur an Ihrem Anker liegen. Ich habe mich lange Jahre auf griechischen oder kroatischen Kies-, Kraut- und Sandböden mit einem Pflugscharanker herumgeplagt, oft 10 bis 20 mal den Anker neu gesetzt. Seit ich mir einen Bügelanker angeschafft habe, ist Ruhe. Es gibt ihn als Original von Rolf Kaczirek, so wie er ihn in den Achtzigern entwickelt hat. Mein Freund Pat fährt ihn auf seinem Katamarran Skipjack als ROCNA-Anker. Und es gibt noch mehrere weitere Varianten.
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Toller verständlicher Bericht. Gut beschrieben und nachvollziehbar. Werde bei meinem nächsten Törn darauf achten. Danke
AntwortenLöschenGerade beim Ankern liegt in der Ruhe die Kraft, und Sie schreiben schön wie immer, dass der Skipper diese Ruhe schon beim Suchen des Ankerortes haben sollte.
AntwortenLöschenÜber den Bügelanker kann man offenbar mit guten Argumenten auch anderer Meinung sein:
http://www.esys.org/esys/anker-buegelanker.html
... siehe dort den Praxisbericht von Skipper Paul.
Lieber fm,
AntwortenLöschendanke für Ihren Hinweis auf den Erfahrungsbericht von Skipper Paul. Ich kann dessen Erfahrungen aber in keiner Weise teilen.
In fünf Jahren Gebrauch des Bügelankers hat der mich nur zwei Mal im Stich gelassen - beide Male war es aber "menschliches Versagen", das das Slippen verursacht hatte. Ich hatte den Anker nicht gründlich genug eingefahren. Oder zu wenig Kette gegeben.
Ich respektiere aber die Erfahrungen, die der Autor in seinem Bericht gemacht hat. Letztlich es mit dem Anker nicht anders als mit Menschen: "Vertrau ich ihm?" Oder: "Vertrau ich ihm nicht?"