Zu meinen Lieblingsgeschichten, die ich irgendwann in einem der vielen Segelbücher las, gehört diese: Ein Weltumsegler erzählt darin, wie er einer Meeresschildkröte begegnete und sich mit ihr anfreundete. Sie kam regelmäßig, um sich füttern zu lassen: Er kochte Reis, formte daraus kleine Kügelchen und legte sie der Schildkröte mit den Fingern voraus vorsichtig ins Maul. So ging das einige Tage, bis der Segler beschloß, dass er zum Füttern der Schildkröte auch einen Suppenlöffel verwenden könne. Er füllte den Suppenlöffel mit Reis, schob ihn der Schildkröte - wie vorher seine Hand - ins Maul, und: knipps! Die Schildkröte biß einfach den Löffel ab. Wie mit einer Blechschere.
Neben der Frage, wie leichenblass der Segler gewesen sein muß, beschäftigt mich an dieser Geschichte auch: Wozu brauchen Schildkröten eigentlich diesen Zangen-harten Schnabel? Und wovon ernähren sie sich eigentlich?
Um den Peloponnes herum bin oft diesen Tieren begegnet, es waren überwiegend große, prachtvolle Exemplare. Auf dem offenen Meer, auf dem Weg von Ithaki nach Katakolon, tauchte eine Große unmittelbar neben Levje auf, steckte den Kopf aus dem Wasser, schniefte kurz, und flösselte wieder nach unten. In der Gegend ist das kein Wunder, denn der Sandstrand an der langen Südküste Zakynths gehört zu ihren geschützten Brutgebieten. Und wo Schildkröten einmal brüten, da kehren Sie immer wieder zurück in ihrem langen, langen Leben.
Als ich Pat und Karin in Porto Kayo wiedertraf, erzählten sie mir begeistert, dass sie zusammen mit Schildkröten schnorchelten. Direkt vor der Hafeneinfahrt von Monemvasia. Noch ein Grund mehr, nach Monemvasia zu fahren. Und tatsächlich: Während wir auf der Pier stehen und beim Fahrer des kleinen Tankfahrzeugs Diesel übernehmen, taucht unter Levje ein großes Exemplar durch, Durchmesser knapp ein Meter, taucht auf der anderen Seite wieder auf und unter dem nächsten Boot durch. Majestätisch, mit ruhigen Schwimmschlägen der Vorderflossen, ruhig und weise.
Aber Pat und Karin hatten noch weit mehr Glück: ein paar Kilometer weiter, am Strand von ..., konnten sie in den letzten Meeresschildkröten auf ihren ersten Metern durchs Leben, unmittelbar nach dem Schlüpfen zusehen:
Gezeugt wurden sie auf dem Meer. Mama Schildkröte hat sie an ihrem Brutstrand im Sand verbuddelt. Die Sonne hat sie ausgebrütet: Aus Eiern, die über 29,9 Grad warm wurden entstehen die Weibchen. Was kälter bleibt: werden Männchen. Cool!
Die Winzlinge streben natürlich jetzt den Strand hinunter, zum Wasser, und machen dort die ersten Schwimmschläge.
Danke an Karin für die tollen Fotos, die sie im Rahmen einer Führung mit den Schildkröten-Schützern von Archelon vor Ort machen konnte.
Und wer jetzt wissen will, wo Schildkröten wirklich reinbeißen, um satt zu werden: hier klicken zum Video, ebenfalls gedreht von einem Taucher auf dem Peloponnes, gibt im letzten Drittel die Antwort.
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