Sie heißen mit Vornamen Stanley, Joe und Eliza. Und mit Nachnamen Mizzi, Caruano oder auch einfach nur Borg. Ihre Sprache ist Arabisch. Geschrieben wird in lateinischen, nicht arabischen Buchstaben. 93% der Bevölkerung sind katholisch - und zwar streng. Die Autos auf den Straßen stammen aus aller Herren Länder - aber gefahren wird wie in England: Links.
Die Liste der Dinge, bei denen Malta Melting Pot und kultureller Mischmasch ist, reicht lang. REPUBBLIKA TA' MALTA, wie sie in der eigenen arabischen Sprache heißt, ist Mitglied der EU, mit 400.000 Einwohnern eines der kleinsten Mitglieder, aber mit 1.400 Einwohnern je Quadratkilometer der dichtbesiedeltste Staat in Europa. Ein bunt schillerndes Inselarchipel von vier Inselchen, deren größte Malta, gerade mal 28 Kilometer lang und durchschnittlich 10 Kilometer breit ist.
Malta bietet Superlative: Es ist kleiner als Deutschlands kleinstes Bundesland Bremen. In seiner Bevölkerungsdichte nur 15% darunter. Malta hat um 300 Sonnentage pro Jahr und 27 Banken, deren Namen ich nicht kenne und deren Geschäftsmodelle ich nur erahnen kann und nicht weiß, ob ich das wirklich möchte. Und: Malta hat sehr niedrige Steuern. Und über den gesamten Archipel hinweg Immobilienpreise wie München.
Malta liegt - von allen Richtungen aus - in der Mitte des Mittelmeeres. Von Sizilien aus sind es nach Gozo gerade mal 45 Seemeilen, die jetgetriebenen Katamaran-Fähren Valetta - Pozzallo fegen die Strecke mit über 35 Knoten in gerade mal 90 Minuten entlang - mit bis zu 340 LKWs im Bauch versteht sich. Ich brauchte auf LEVJE dafür knapp acht Stunden, meine acht Weinflaschen eingerechnet ;-)). Speed ist nicht alles - siehe dazu meinen Bericht über die Überfahrt...
... weiterlesen bei: Einhand von Sizilien nach Malta. Hier.
Malta lernte ich 1980 kennen. Als 19jähriger war ich allein hierher gereist, angelockt hatte mich ein Buch über die Belagerung Maltas durch die Türken im 16. Jahrhundert. Meine Frau versucht mir immer zu erklären, ich hätte damals karotten-rotes Haar besessen, sei ungewöhnlich hellhäutig gewesen - was ich seit je heftigst dementiere. Aber an Malta zerbröseln meine Dementis: Es war Juni 1980, eine Stunde am Strand reichte für Sonnenbrand an beiden Füßen, der in Wahrheit Verbrennungen waren. Für drei Tage konnte ich nur liegen, nicht laufen. Leider hatte ich zu lesen nur einen Band mit Lessing-Gedichten dabei. Da 1980 Hotelzimmer nicht nur auf Malta meist eine öde Angelegenheit waren (Fernseh war Luxus, Smartphone war Zukunft), lernte ich eben wimmernd Lessing Gedichte auswendig. Ein paar kann ich heute noch.
Unterwegs in den Tempeln von Gigantija. |
Wie damals, vor 36 Jahren, lockt mich auch heute Malta's Geschichte. Es gab bereits in den Achziger Jahren eine Menge zu sehen: Rätselhafte Gleisspuren im Fels an vielen Stellen auf der Insel, die "Cart Tracks". Gewaltige steinerne Anlagen aus einer Zeit weit vor unserer Zeit. Niemand hatte damals Antworten oder Erklärungen für diese Rätsel. Heute weiß man deutlich mehr: Das letzte Jahrzehnt brachte eine Menge Forschungsergebnisse und die Gewissheit, dass diese Inseln Schauplatz der ersten europäischen Hochkultur waren, deren Sakralbauten fast doppelt so alt wie Stonehenge oder die Pyramiden der Pharaonen sind.
In den kommenden Wochen möchte ich die Inseln unter Segeln umrunden und über Buchten und Häfen berichten. Ich werde über die Tempel von Gigantija schreiben und über die unter dem heutigen Rabatt liegende Totenstadt berichten. Über die Menschen, die hier leben.
Und natürlich: Über das große Blau, in das die Inseln eingebettet liegen.
Die Marina von Mgarr auf Gozo. |
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lieber kapitän käsbohrer!
AntwortenLöschenvorerst herzlichen dank für ihre immer informativen, äußerst interessanten brillant geschriebenen segelliterarischen miniaturen!
ich freue mich immer schon sehr auf einen neuen eintrag
noch drei anregungen, die sicher viele ihrer leserinnen interessieren dürften
schreiben sie bitte einmal über ihre erfahrungen bezüglich
wasser (trink- und brauch-)
strom (elektrizität) an bord und in den häfen
müll
herzlichen dank und
immer eine handbreit wasser unter unseren kielen
pf