Samstag, 14. März 2015

Unter Segeln: Ab kommenden Mittwoch von Marseille nach Mallorca. Oder: KEIN GANZ NORMALER TÖRN (I.)


Am morgigen Sonntag startet die 5. Etappe des VOLVO OCEAN RACE um die Welt. Über 6.776 Seemeilen treten die weltbesten Segler gegeneinander an. Von Neuseeland nach Brasilien. Von Auckland nach Itaijai.

Es gibt aber auch Rennen: Da treten Menschen gegen einen noch größeren Gegner an. Gegen sich selbst.

Am 14. Februar berichtete die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in ihrer Samstags-Ausgabe unter dem Titel TÖRN DER GUTEN HOFFNUNG über Marc Naumann.
Marc ist 33. Er studierte Jura in München. Während seines Studiums erkrankte er an einem Gehirntumor, der durch Strahlentherapie entfernt wurde. Ein Jahr später konnte er sein Studium wieder aufnehmen, erkrankte aber vor dem nächsten Versuch, sein Examen in Angriff zu nehmen, erneut. Ein Rezidiv. 

Die Diagnose seiner wiederkehrenden Erkrankung 
warf ihn aus der Bahn.

Auf Anraten seiner Ärzte unterzog sich Marc einer Hochdosis-Chemotherapie. Und beschloss noch während der Therapie: Segeln zu gehen. Während der ganzen Behandlung gab ihm diese Entscheidung Kraft. Segeln zu gehen, wurde für ihn gleichbedeutend mit: gesund zu sein.
Marc heuerte als "Hand gegen Koje" auf einer Contessa 32 an. Und segelte im Herbst 2012  zusammen mit Boris Aljinovic von Cuxhafen nach Calais. Er segelte zusammen mit Boris gegenan. Gegenan gegen Frühjahrsstürme. Gegenan in der Nordsee. Gegenan im Ärmelkanal. Gegenan, den Mut zu verlieren.
Das Erlebnis des GEGENAN hat Marc sehr bewegt. Sein Studium schloß er ab, besser als erwartet. Und dennoch: Aus diesem Erlebnis heraus beschloss er, seine juristische Karriere erst mal an den Nagel zu hängen. Inspiriert von Bernard Moitessier organisiert er sein Leben bescheiden. Und gründete: die SEGELREBELLEN. Eine Organisation, die jungen, an Krebs erkrankten Menschen nach Abschluß der Therapie die Möglichkeit gibt, auf dem Meer zu Segeln.
Als Marc mir seine Geschichte erzählt, bin ich bewegt. Davon, wie er sein eigenes Schicksal selbst in die Hand genommen, nicht aufgegeben hat. Dass er die Verantwortung für sich nicht abgegeben hat. Während ich Marc zuhöre, stelle ich fest, dass ich die Krebserkrankung, den Kampf meiner Eltern, die beide nacheinander an Krebs erkrankten, zwar irgendwie weggesteckt, aber nicht begraben habe.
Noch eins haut mich um: 

"Meine Erkrankung war das Beste, 
was mir begegnen konnte". 
Sagt Marc heute.

Hallo? So würde das kein Mensch formulieren.
Als ich das genau wissen will, sagt Marc: "Was wäre ich denn heute? Ein Jurist, der gut verdient, arrogant und überheblich durch die Stadt geht und sich überlegt, wofür er seine Kohle als nächstes rauswirft. Stattdessen: geh' ich segeln und nutze meine Zeit für Sinnvolles. Und helfe anderen Menschen, ihren Mut wiederzufinden. Und die Kraft, Verantwortung für sich nicht an Andere abzugeben."


Am 18. März wird Marc aufbrechen zur Jungfernfahrt der SEGELREBELLEN. Zu seinem ersten TÖRN DER HOFFNUNG. Zusammen mit fünf jungen Leuten, die ihre Therapie gerade überstanden haben, wird er von Marseille über den Golfe du Lion segeln. An der südfranzösischen Küste entlang. Von Marseille nach Mallorca. Im März. Über den Löwengolf. Durch die stürmischste Region des Mittelmeers. In der stürmischen Jahreszeit.

Ich werde Marc und seine Crew begleiten. Als zweiter Skipper auf diesem Törn von Marseille über Agde, Barcelona nach Mallorca. Und hier auf MARE PIU jeden Tag berichten. Ab Mittwoch, den 18. März. Wie es der Crew geht. Wie es mir geht. Was wir erleben werden. 

Auf einem Törn, der sicher KEIN GANZ NORMALER TÖRN werden wird.

PS: Und wer ganz genau wissen will, wie es auf diesem Rennen gegen sich selbst zugeht: Marc postet  seine Erlebnisse ebenfalls täglich. Auf seiner Website der SEGELREBELLEN.

                                                                           Weiterlesen bei: Die SEGELREBELLEN.

... und weil diese Reise KEIN GANZ NORMALER TÖRN ist: bitte ich die Leser von MARE PIU, unsere beiden Posts möglichst an viele andere Interessierte weiterzuleiten. 
Um Marc und seine Idee zu unterstützen. 
Danke.



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1 Kommentar:

  1. Hey, ich finde großartig wie ihr hier zusammen arbeitet. Für den Törn wünsche ich euch guten Wind, viel Erfolg und noch mehr Spaß. Bis irgendwann vielleicht mal, Axel (von der VEGA).

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