"F*ck cancer go sailing" ist das Motto von Marc Naumann's Organisation SEGELREBELLEN, die es jungen, an Krebs erkrankten Erwachsenen ermöglicht, Segeln zu gehen. Mare Più begleitet ihn auf seiner Jungfernfahrt. Lesen Sie auf Mare Più und auf Marc's Blog SEGELREBELLEN, wie es zugeht. Auf diesem KEIN GANZ NORMALER TÖRN. Von Marseille nach Mallorca.
Am Morgen motoren wir hinaus auf See, durch den Kanal. Das Meer ist spiegelglatt. Kein Grund, nicht Segeln zu gehen. Aber auch kein Grund, zu glauben: dass es für unseren gesamten Törn so bliebe.
Und darum beginnt Marc mit der Ausbildung seiner Crew. Unter Fahrt lässt er die Segel setzen und wieder bergen. Die Fock ausrollen. Und wieder einholen. Immer wieder.
Das Bild eines ganz normalen Törns fröhlicher junger Leute. Jo, Anna und der Skipper: Marc. Alle drei sind nach schwerer Krebserkrankung mit Strahlen- und Chemotherapie jetzt - auf dem Meer.
Die Crew übt "Mann über Bord" unter Motor. Dreht Kreise auf dem spiegelglatten Wasser, lernt aufstoppen. Boje über Bord holen. Marc ist konsequent. Ganz großer Bruder kreist er um seine Herde, um die Schäflein. Bringt sie in die richtige Richtung. Er macht es gut.
Und dann kommt Anna ans Steuer. Eigentlich kann sie nicht Segeln. Aber jetzt sie dran, unter Marc's Anleitung "Mann-über-Bord" unter Motor zu üben.
Anna ist dabei: weil ihr vor Weihnachten irgendwo ein Folder der SEGELREBELLEN in die Hände fiel. Sie beschloß: mitzusegeln. Zusammen mit ihrem Freund Hauke, den sie in der ReHa kennenlernte. Sie sind zusammen auf diesem Törn, Hauke und sie.
Als Anna vor über einem Jahr mit drei Freundinnen in Malaysia war, fiel ihr plötzlich das Atmen schwer. "Es war eine richtig schöne Reise", sagt Anna. Und deshalb schob sie ihre gesundheitlichen Probleme aufs asiatische Klima. Wieder zurück in Deutschland, fiel es ihr immer schwerer, Atem zu holen. Untersuchungen begannen. Gewebeproben. Wieder und wieder. Bis Anna, 26, die Diagnose bekam: Lymphdrüsenkrebs. "Ich sah es als Aufgabe", sagt Anna, während ihre Eltern zusammenklappten. "Ich hatte es. Ich mußte es einfach als Aufgabe sehen, die ich zu übernehmen hatte." Diese Disziplin brachte Anna dazu, die Dinge in die Hand zu nehmen. Sie arbeitet heute wieder in ihrem Beruf als Orthopädie-Mechanikerin.
"Es ist nicht ganz leicht in der Gesellschaft, als junger Erwachsener von Krebs betroffen zu sein. Die Gesellschaft hat sich daran gewöhnt, dass es Krebs gibt. Der betrifft vor allem ältere Menschen. Die sterben dann daran. Und für krebskranke Kinder gibt es an Weihnachten eine Spendengala. Als junger Erwachsener halten die Leute es schlecht aus", sagt Anna ohne Bitterkeit. "Manche meiner Freundinnen schafften es einfach nicht. Andere wurden dafür um so engere Freunde, taten alles für mich."
Jetzt steuert Anna die ROXANNE hinaus aufs Meer. Als ich ihr die Fotos zeige, mache ich sie darauf aufmerksam: dass sie auf allen Fotos lächelt, wenn sie am Steuer steht. Und ich erkläre ihr: was es mit diesem Lächeln auf sich hat.
In einem früheren Beitrag über "Segeln mit Nichtseglern" schrieb ich schon einmal darüber: Stellt man jemanden, der noch nie zuvor im Leben gesegelt ist, an das Steuer einer Yacht und zeigt sich auf dessen Gesicht dies Lächeln: Dann ist dies ein untrügliches Zeichen. Dafür: Dass Segeln genau das richtige ist für den, der da am Steuer steht. Für denjenigen, der das Schiff, die Dinge im Griff, in der Hand hat. Das Lächeln ist wie ein Test, der untrüglich blaue Tinte orange färbt.
Ich nenne den Test: "Das dümmliche Grinsen". Anna ist es ins Gesicht gemalt.
Marc blogt über diese Reise zeitgleich auf seinem Blog SEGELREBELLEN.
Weiterlesen bei: Marc's Geschichte. Hier.
Weiterlesen bei: Segeln mit Nichtseglern. Hier.
Weiterlesen bei: Was ist eigentlich Segeln? Hier.
... und weil diese Reise KEIN GANZ NORMALER TÖRN ist: bitte ich die Leser von MARE PIU, unsere beiden Posts möglichst an viele andere Interessierte weiterzuleiten.
Um Marc und seine Idee zu unterstützen.
Danke.
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