Dienstag, 8. Juli 2014

10 Tipps fürs Segeln in Italien

- Post zuletzt durchgesehen und auf Richtigkeit geprüft: 7. Mai 2017 -

Jetzt, wo ich Italien verlassen habe, am Ende meiner Reise von Triest nach Brindisi, also die Adria-Küste hinunter, eine Zusammenfassung mit Tipps zum Segeln in diesem wunderbaren Revier, wobei diese Tipps so - mit Einschränkung - ähnlich für die Westküste Italiens gelten.

Der Conero südlich Ancona. Eine der schönsten Ecken.
    

1. Das Revier ist für mich immer noch eines der Schönsten. 
- Guter Wind (Ausnahme Nordadria), gutes Wetter.
- qualitativ für mich ungeschlagen: die italienische Küche. Man kann in Italien ein Restaurant mit verbundenen Augen betreten, es wird schlimmstenfalls "mittelmässig": aber niemals schlecht ...


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... ausfallen. Preislich ist alles geboten: im Süden lebt man, wenn man das möchte, günstig von der Pizza an der Ecke für 90 Cent. Oder von den vorzüglichen Fisch-Antipasti, meist 6-10 verschiedene Gänge für 10-12 €. Für mich immer noch klarer Sieger gegenüber den uniformen Küchen Griechenlands und Kroatiens. Oder der köstlichen, aber preislich häufig jenseitigen Küche Südfrankreichs.
- Alter Boden und Historie auf Schritt und Tritt. Für den, der gerne in alten Zeiten forscht, ein Paradies.

2. Herrliches Segeln.
Segelnd war ich zwischen Mitte Mai und Ende Juni fast ganz allein auf dem Meer. Gelegentlich ein paar Franzosen. Mal ein deutscher Segler. Kaum Italiener, für die beginnt die Segelsaison erst ab Mitte Juli, Höhepunkt dann im August, da wirds voll, wenn alle Italiener gleichzeitig ans Meer strömen. Die Segelsaison endet dann auch gleich mit dem Ferragosto, den großen italienischen Augustferien. 
An der Adriaküste: keine Charter, keine Flottillen: man ist allein unterwegs. Wie Sven sagte: "In Trondheim segelt man das ganze Jahr, in Italien sechs Wochen." 
Und: man ist in Städten, die nicht ihren Jahresumsatz in zwei Monaten mit Camping- oder Chartertourismus einfahren müssen.

2. Es gibt wenig Inseln die Küste entlang.
Ausnahme im Uhrzeigersinn: die Tremiti-Inseln (ich schrieb darüber), die Inseln neben Malta und nördlich Sizilien, die toskanischen Inseln.

    Die Tremiti-Inseln. Levje als einziger Segler am Fähranleger - und der darf erst ab 19 Uhr  
    angelaufen werden Und muss ab 8 Uhr morgens wieder geräumt sein...

3. Es gibt wenig Buchten.
Wer das Ankern draussen und das Buchteln liebt, wird an der Adria selten fündig. Es gibt wenig geschützte Buchten wie in der Kroatien, Griechenland oder Türkei. Oder auch "freie" Bojenfelder wie in Kroatien. Abends geht man in den Hafen. Und da wird's tricky.

4. Liegeplätze in Hafen und Marina, "Porto Turistico" genannt.
Wer die andere Adria-Seite in Kroatien bereist, der ist mit den ehemaligen ACI-Marina's verwöhnt: an jedem wichtigen Spot eine Marina mit standardmäßig gutem Komfort. Aus Frankreich und der Türkei kenne ich es ebenso, wie in der Karibik im nördlichen Teil. Überall, wo das Charter-Segeln einen gut entwickelten Wirtschaftszweig darstellt, findet man professionell betriebene Marinas, auch in Slowenien. Das ist in Italien anders: Zwar gibt es auch privat betriebene Marinas, zum Beispiel Grado oder Venedig oder Ravenna oder Fano oder Vieste oder Brindisi oder Santa Maria di Leuca ganz unten, die sich auf Segler eingerichtet haben: aber die Regel ist das ganz und gar nicht. Ein Hafen in Italien ist etwas, das von allen genutzt wird: Fischer, Berufsschiffahrt, Behörden, zunächst. Und dann auch Angler. Motorbootfahrer. Und irgendwann auch Segler. Der Mix machts auch reizvoll.

Mein Liegeplatz in Otranto neben Micoperi Trenti, dem Schiff, das die Costa Concordia wieder
    richtig rum drehte.
   
Die interessantesten Liegeplätze fand ich immer über die beiden großen italienischen Bootsclubs: entweder die LEGA NAVALE oder den CIRCOLO NAUTICO.  Das sind regionale Clubs unter überregionalem Dach. Wie die Namen schon sagen, sind in diesen Clubs alle zusammengefasst, die einen schwimmenden Untersatz haben, unter anderem auch Segler. Meist haben diese Clubs ihre Liegeplätze an den reizvollsten Stellen: In Ancona bei den Mole Vanvitteliana, in Brindisi genau gegenüber der Altstadt. Aber:
- Nicht jede LEGA NAVALE und nicht jeder CIRCOLO NAUTICO bietet Liegeplätze für Gastlieger an: In Numana oder Pescara wurde ich abgewiesen (Nur Platz bis 80 cm Tiefgang im Fluß mit starken Gezeiten) und in Barletta auch (Nur für "Soci", Mitglieder).
- ein italienisches Hafenhandbuch gibt es nicht: ich habe dieses mal gefunden, aber es war aus dem Jahr 2011 und überdem mit Häfen in Kroatien und Griechenland: einfach nicht vollständig.



- Eine gute Übersicht über die Häfen bieten auch Pagine Azzurre im Internet an: Hafenpläne fast aller italienischen Häfen mit Kontaktdaten. Ich habe damit allerdings wenig gearbietet.
- Jede LEGA NAVALE und jeder CIRCOLO NAUTICO ist anders anzusprechen: die einen über Kanal 12, die anderen über Kanal 9 oder 16. Wieder andere (in Trani) hören halt grad kein VHF. In San Benedetto und Ancona funktionierte an die Stege fahren und anpreien. Oft habe ich per Handy angerufen, eindeutig hilfreich. Da für Italiener "Englisch sprechen" in der Beliebtheit gleich nach "Galeere rudern" oder "Wandern" kommt, schaden Italienisch- oder Französisch-Kenntnisse nicht.
- Telefonnummern findet man über das mittlerweile recht ordentlich entwickelte www.cruiserwiki.com. Die meisten Telefonnummern dort sind aber veraltet. Am besten über Internet rausfinden. Und an jedes Mitglied gehen sowieso zweimonatlich Updates mit allen Daten raus: wer es also mal geschafft hat, in einem der beiden Clubs einen Liegeplatz zu finden, der frage einfach gleich nach dem neuesten "elenco", dem aktuellen Verzeichnis. Mir wurden die Verzeichnisse sehr gerne kopiert.
- bei den Ansprüchen an Toiletten und Duschen muss man deutlichste (!) Abstriche machen: Die Clubs sind ja nicht von Fahrtensegeln bevölkert, sondern von einheimischen Bootsleuten. Die duschen dort nicht. Und Waschmaschine brauchen die im CIRCOLO auch keine. Man trifft sich da tagsüber. Meist ist ein Restaurant dabei. Und geht abends wieder heim. Entsprechend "unterentwickelt", nicht vernachlässigt, ist dann der sanitäre Bereich.
- Die Preise für ein 31-Fuß-Schiff variieren zwischen 25 € und 50 €. Den Vogel schoß Ponza vor Rom ab mit 100 € - ohne Toiletten und Duschen, die gibts da nicht. Costa Smeralda auf Sardinien partiell ebenso.

5. Windverhältnisse in der Adria im Sommerhalbjahr:
Nordadria
Entweder zu wenig Wind oder zuviel Wind. Wenn zuviel Wind, dann aus Nordost (Bora) oder Süd (Scirocco oder Jugo). Selten, aber kurz und heftig: Tramontana. Die Nordadria ist vor allem im frühen Sommerhalbjahr im Osten, im Golf von Triest, eine der gewitterreichsten Ecken.


Mittel- und Südadria: 
Überwiegende Windrichtungen an der Adria: Nordwest oder Südost - "immer die Küste entlang". Das macht das Segeln an diesen Küsten spannend: Wind gibts immer, aber Warten aufs geeignete Wetterfenster lohnt sich - wenn man Zeit hat!

6. Wetterberichte
Sehr zuverlässig Kanal 68 rund um die Uhr. Das wird sich hoffentlich auch nicht ändern. Italien ist ein Volk der Bootsbesitzer und Bootsfahrer. Ob Angler, Fischer, Berufsschiffahrt, Großschiffahrt, Tanker, Küstenwache, Guardia di Finanza: In Italien werden Häfen und Meer von vielen Berufsgruppen genutzt. Kanal 68 gehört mit dazu.
Daneben die einschlägigen Internet Services. Ich benutze seit Jahren Windguru.cz. Aber Windfinder ist sicher auch keine schlechte Alternative.

7. Internet und WLAN
In den meisten Häfen ist mittlerweile WLAN Standard. Allerdings in unterschiedlicher Qualität. Mal schnell und auf jedem Liegeplatz. Mal nur vor der Rezeption. Mal inoffizell über das Restaurant am Hafen.

8. Internet:
Für "Generation Internet" und "Digital-Nomaden" ist so einfach nicht, wie man das immer wieder liest. Folgende Erfahrung:
Ich habe mir in Italien eine TRE-Card besorgt, die gibt es in den überall vorhandenen TRE-Läden oder Computerstores. 3GB für 5€. Technisch keine Probleme und schnell und ich war sehr zufrieden. Allerdings sind da ein paar "Feinheiten" in den Vertragsbedingungen, die man (Stand Juni 2014) unbedingt berücksichtigen sollte, und die bei ALLEN TRE-Kunden für Ärger sorgen:
- die 3 GB gelten nur bis zum ENDE DES KALENDERMONATS - nicht für vier Wochen!
- man kann die Karte nur für den aktuellen Monat kaufen. Nicht für Folgemonate!
- als ich versuchte, dem vorzubeugen und für vier Monate, also für 20 € gleich 12 GB einzukaufen: waren die 20 € auch innerhalb von zwei Wochen weg: das System fasste mein Guthaben als "jetzt bitte teuer über Roaming surfen" auf. Und schaltete regelmässig auf "teuerere Provider" um.
- Generell: Unbedingt "Roaming" ausschalten!
- man kann TRE in jedem Tabacchaio einfach und schnell nachladen ("Ricarica"). Allerdings darf man das Internet dann erst ab 0 Uhr benutzen. Tut man's vorher: arbeitet TRE mit teuren Roaming-Anbietern, und fünf € sind am selben Tag futsch!
- Hotline: Von deutschem Handy aus natürlich nicht erreichbar. Das geht - nummerntechnisch - nur von TRE-Handy aus!
- Internet-Hotline: Auch dafür braucht man ein TRE-Handy, um sich zu registrieren!
- Bei jedem Internet Start erhält man statt der aufgerufenen Internet-Seite erstmal die TRE-Seite. Das nervt vielleicht...
- Hab ich was vergessen?


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Am 1. Januar 2016 erschienen: Was man übers Segeln in Sizilien wissen muss:



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9. Chartern
Da muss man ein bisschen suchen. Klar, um Elba herum wird man schnell fündig. Ich würde aber auch Slowenien mit Piran und Portoroz andenken. Venedig ist von beiden Orten aus keine 100 Seemeilen entfernt und war per Segelboot ein echtes Highlight meiner Segelreise. Ich schrieb über die Fahrt in den Lagunen. Und die Strände von Lignano, Jesolo sind - so sehr im Sommer ein Graus - im späten September gut für lange, einsame Strandspaziergänge.

10. Italienisch
Ich bereise Italien seit etwa 40 Jahren regelmässig. Ich habe auch berufsbedingt viele andere Länder bereist, aber keine Nation kennengelernt, die derart Dankbarkeit und Offenheit zeigt, wenn man ihre Sprache spricht. Italienisch ist der Schlüssel zu diesem Land. Italienisch sprechen ist einfach. Und wer im süditalienischen Lebensmittel-Laden schon mal "tre mele, per favore" statt "three apples" sagt: ist klar im Vorteil. 


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8 Kommentare:

  1. Puhh! Bin ich froh, dass ich keine TRE-Card kaufen muss!!

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  2. Lieber Andal,

    so wild ist das nicht. Man tut etwas und macht dann seine Erfahrungen. "Es passt scho'."

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  3. Vielen Dank. Auch wenn die Tipps schon ein paar Tage alt, denke ich, das wir immer noch davon profitieren können, wenn wir im kommenden Mai das Segeln in Italien ausprobieren wollen. Kroatien, und auch die Karibik sind uns bekannt, sowie der Bodensee. Jetzt also die Adria

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    1. Lieber Ralf, liebe Jenna,
      Danke für Euren Kommentar und den Hinweis, meinen nun zwei Jahre alten Text noch einmal prüfend auf Aktualität zu lesen. Kurz gesagt, nach dem ich in diesem Jahr fat nur in Sizilien und Süditalien unterwegs war: Was ich übers Revier schrieb, ist immer noch richtig. Ergänzungen würde ich an zwei Stellen einfügem:
      LEGA NAVALE und CIRCOLO NAUTICO
      Wer googelt, findet für beide Verbände aktuelle Verzeichnisse aller Clubs mit den. A K T U E L L E N. Telefonnummern. Vorher anrufen, bevor man anlegen möchte, ist immer hilfreich. Manchmal ist kein Platz (passierte mir gelegentlich) oder die Wassertiefe im Club ist einfach nicht ausreichend für eine Segelyacht.
      Das zweite ist natürlich das Thema Internet: Ich habe mir einen kleinen WLAN-Router besorgt, kostet ca. 60 Euro, und betreibe damit mein eigenes Bord-WLAN. Die VODAFONE-SIMCARD hat sich für mich im Süden und auch auf Malta als problemloseste Lösung erwiesen. Mit nationalen Anbietern wie TRE oder auf Malta gabs einfach häufiger Probleme. Wenn ihr weitere Fragen habt: Meldet Euch gerne!
      Meinen Text werde ich darauf hin aktualisieren.
      Thomas

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  4. Hallo,
    ich fahre in diesem Jahr von Kroatien nach Sizilien und bin noch auf der Suche nach geeigneten Ankerplätzen im Süden Italiens. Für jeden Hinweis, auch zu Sehenswürdigkeiten bin ich extrem dankbar. Außer Rod Heikells Standardwerk habe ich nicht viel über die Südküste Italiens erfahren können.

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  5. Hallo Jürgen,

    Einiges über das Segeln in Sizilien bringt Dir mein Buch "EIN SOMMER LANG SIZILIEN" näher - gibts bei millemari.de oder amazon auch als eBook. Ich habe da auch ein paar Seiten mit wissenswerten Infos von meiner Sizilien-Umsegelung eingebaut.

    Überwintert habe ich vor zwei Jahren in Marina di Ragusa/Südküste. Auch das benachbarte Licata geht. Aber in MdR treffen sich die Langfahrer. Und bilden eine nette Community.

    Winterliegeplatz MdR 2015/16 für 31 Fuss: 1.200€.

    Doch Vorsicht! Kranen und Antifouling kostet dort im Frühjahr dasselbe nochmal - also teuer. Sonst: Sehr schön!

    Breche von Der Bucht von Kotor ab Montag ebenfalls wieder nach Sizilien auf -

    Handbreit,
    Thomas

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  6. Hi Thomas,
    ich lese Dein Buch natürlich bereits!
    Vielleicht hätte ich mich besser ausdrücken sollen.... Gibt es ein paar Stellen, an denen man auf der Südseite des Festlandes festmachen kann, oder muss man mehr oder weniger so wie Du die komplette Strecke von Santa Maria de Leuca durchfahren? Ich plane derzeit S. Maria de Leuka - Ciro Marina - La Castella - Rocella Ionica - Reggio die Calabria - Catania. Wir sind mit zwei Leuten, daher möchte ich ungerne drei Tage Tag und Nacht fahren. Hoffe jetzt noch auf gutes Wetter :-)

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  7. Hallo Thomas, lese gerade dein Sizilien Buch - einfach herrlich ... gute Einstimmung, weil wir im nächsten Jahr unser Schiff in den Südwesten Italiens legen. Alles Gute Dir im Schreibsamen Winter ;-)

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