Im Folgenden eine Beschreibung, wie es ist,
mal zwischen Dezember und Januar auf der Nordadria
unterwegs zu sein, zwischen Triest und Venedig.
Schon im Sommer kann der Verkehr in Venedig auf dem Wasser für einen Segler stressig sein. Doch jetzt, am 2. Januar, ist alles, wie es auch im Sommer ist. Wassertaxis, die rasant schneiden. Vaporetti, die manndeckend wie Fußballspieler auf Körperkontakt nahe kommen. Lastkähne, die queren. Autofähren vom Lido, die auf der Giudecca heranziehen. Venedig auf einem Segelboot: Das Wasser brodelt, ist so aufgewühlt, dass selbst die siebeneinhalb Tonnen von LEVJE II davon beeindruckt sind und ins Schwanken kommen.
Doch berichten wir der Reihe nach. Im gestrigen Post schrieb ich über unseren ersten Seetag: Dass Nacht und Kälte so schnell über uns hereinbrachen, dass ich beschloss, vor dem Strand von Jesolo an der offenen Küste im Dunkel zu ankern. Was insofern ein Wagestück war, weil keine 60 Kilometer südlich für die Nacht Südwest 4-5 angesagt war. Ich schlief mit offenen Ohren und alle zwei Stunden wach, erwartend, vom Stampfen des Schiffes in einem auffrischenden Libeccio geweckt zu werden. Aber nichts geschah. Nur Morgens wurde es trotz Heizung kühl an Bord. Die Temperatur schien gegen Morgen unter Null gefallen zu sein.
Jesolo beim Aufwachen vom Meer aus gesehen: Ein Anblick wie ein abstraktes Gemälde. Menschenleere Appartmenthäuser, die den Betrachter anblicken wie gelangweilte Gesichter, die das Getriebe der Menschen leid und ledig sind und sich jede Nacht den Überdruss erzählen. Aber vielleicht ist den Gesichtern der Menschen Tun und Treiben auch egal. Oder nicht mal das. Kein Licht Nachts. Kein Mensch am Tag. Jesolo. Was könnte man schon für eine schönere Geschichte erzählen. Über den Menschen und seine Sachen, die er so in die Welt stellt.
Kommen wir nun zu einem anderen Thema, das Segeln im Januar im nördlichen Mittelmeer so mit sich bringt. Die Kälte. Und wie Frau damit umgeht. Nicht dass ich dächte, dass Mann und Frau - was Kälte angeht - grundsätzlich von Gott unterschiedlich geschaffen wären. Nein. Aber meine Frau ist, was Kälte angeht, wenig kompromissbereit. Aber sie liebt nun mal das Meer, weniger das Segeln, aber kalt geht gar nicht. Überhaupt gar nicht. Kalt? Macht man einfach nicht.
Wir machten halt doch. Und haben für unser Wintersegel-Experiment eingepackt, was einzupacken uns möglich war. Und gerne gebe ich die Liste weiter für alle, die ähnliche Vergnügen wie das Wintersegeln anstreben:
Drei Garnituren Ski-Unterwäsche. (Trägt Katrin. Sieht man aber - fast - nicht.)
Thermohose.
Die guten Seestiefel (Ich habe vor Jahren wirklich lange gerungen, ob ich die 200-250 Euro ausgeben soll. Ich muss nun nach fünf Wintern zugeben: Sie sind jeden Cent wert. Ohne im Winter auf dem Meer gar nicht. Sie sind ein Vergnügen,)
Ski-Handschuhe (2 Paar)
3 Pullover. Fleece. Wolle.
Die vor einem Jahrzehnt bei AMERICAN AIRLINES geklaute federleichte bulligwarme Fleece-Decke.
Ach ja. Und eine Skibrille. Denn wie man weiß, ist vor allem die Sache mit dem "Wind Chill Factor" ausschlaggebend. Und die geht so: Das Thermometer unter der Sprayhood zeigt 14 Grad. Eigentlich frühlingshaft. Kaum dass wir beim Lido nach Venedig eingedreht sind, kommt der Wind voll von vorn. Und fühlt sich schneidend kalt an. Die Augen tränen. Sicht nur mehr eingeschränkt möglich.
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Am 1. Januar 2016 erschienen: Was man übers Segeln in Sizilien wissen muss:
Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers
und einer Reise um eine Insel, die ihresgleichen sucht.
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Mit Anhang für Segler mit "Do's & Don'ts", Häfen, Marinas, Internet.
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Wenn das Licht über Venedig milchig wird. Und die Brücken in der Stadt noch federleichter aussehen. Und wenn: Venedig still und leise seinen eigenen Gang geht. Jedenfalls in den östlichsten beiden Stadtvierteln in Sant' Elena und in Castello. Immer wieder zieht es mich hierher - was einerseits taktische Überlegungen hat: Hier gibt es gleich zwei Marinas. Und man ist zu Fuß in zwanzig Minuten bei San Marco.
Aber das Taktische erklärt den Zauber von Castello und Sant'Elena nur teilweise.
In Sant'Elena leben die einfachen Leute. Es ist das Viertel der Handwerker, der Mechaniker, der nautischen Werkstätten, der ACTV-Werften und der Lastkahn-Steuerer. Sant'Elena ist irgendwie normal, bescheiden, ja mehr als das. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, ist der Gang durchs Viertel für mich Balsam auf die Seele. Es ist heilsam. Beruhigend. Nichts Schreiendes stürzt sich ins Auge. Nie war Sant'Elena so wertvoll wie heute. Weite Gassen, durch die ein paar Schulkinder laufen, rechtwinklig angelegt, dass ich denke: Was für ein Vergnügen das für die Kinder sein muss, um die Häuser herum Verstecken zu spielen.
Zur Normalität von Sant'Elena kommt noch hinzu, dass heute, am 2. Januar offensichtlich die Frauen von Sant'Elena sich zu einem Waschtag verabredet haben. Der Kälte trotzend, hängt im ganzen Viertel die Wäsche über den Straßen. Kaum Menschen. Aber dafür Wäsche zum Trocknen, die schlapp im Wind wedelt. Ein Anblick, der mich an meine Kindheit erinnert,
Was beileibe nicht bedeutet, dass Sant'Elena und Castello nur bei frischgewaschener Wäsche punkten. Es strotzt vor stillen pittoresken Winkeln wie dem einstigen Kreuzgang von San Pietro di Castello, die Jahrhunderte der eigentliche Dom von Venedig war, als der Markusdom ausschließlich "Regierungskirche" war. Dass hier einmal das große Leben war, erzählt der alte Kreuzgang. Geschichte ist, wenn Dinge sich selbst überlassen werden, einen Augenblick, und nicht im Dienst von irgendwas und irgendwem stehen, sondern einfach nur sich selber gehören.
Und so endet unser Spaziergang durch den Osten Venedigs, als das Licht schwächer wird und schwächer. Und die Kälte des frühen Abends durch die vielen Kleidungsstücke dringt. Und in den Gassen von Castello das Leuchten des Tages erlischt und nur noch in der Ferne über der Giudecca die Kuppeln Santa Maria delle Salute einen Hauch davon bewahrten.
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Am 1. Januar 2016 erschienen: Mein neues Buch über Sizilien.
Ich freue mich, wenn Sie mehr von MARE PIU lesen wollen:
Im Sommer 2016 umsegelte ich auf LEVJE Sizilien.
Dies ist der Reisebericht. Und die Beschreibung eines Segelsommers
um eine widerspenstige Schöne. Und eine Insel, die ihresgleichen sucht.
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Also wirklich geschafft! Ein gutes neues Jahr noch und eine tolle Zeit in Venedig!
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