In meinem vorletzten Post beschrieb ich den Weg auf LEVJE
von der Adriaküste hinauf durch den Krka-Fjord.
von der Adriaküste hinauf durch den Krka-Fjord.
Heute die Fortsetzung - wie es ist, an den Wassern der Krka.
Zu den Landschaften, die mich immer wieder anziehen und das seit vielen Jahren, gehören die Krka und ihre Wasserfälle bei dem kleinen kroatischen Städtchen Skradin. Hat man auf dem eigenen Boot die knapp 20 Kilometer Weg durch den engen Krka-Canyon hinaufgefunden bis Skradin, geht es plötzlich nicht weiter. Eine Brücke versperrt den Weg. Sie markiert den Anfang des Nationalparks, dessen Mittelpunkt, die großen Wasserfälle, man entweder nach einstündiger Wanderung oder 10 Minuten Fahrt mit dem Ausflugsschiff erreicht.
Kühle umfängt den Besucher am Morgen, selbst in der größten Augusthitze ist es bei den Wasserfällen angenehm kühl. Aber das ist nicht der Grund, warum sie Jahr für Jahr mehr Besucher anziehen. Die Krka-Fälle sind ein einzigartiges Reich, das ganz dem Wasser gehört. Eine Ander-Welt voll der Inselchen, Terrassen, Becken, Buckel, Bäche, Strudel. Vielleicht macht dies die Faszination des Ortes aus. Strömendes, fließendes, strudelndes, stürzendes, fallendes Wasser. Wasser in all seinen Formen der Bewegung. Eine Landschaft, die fließt, buchstäblich eine Landschaft im Fluss. Und eine Landschaft im freien Fall. Würde ich an Elementarwesen glauben, an Kobolde und Wichte und Wassergeister, an etwas, das klein im Guten hier wirkt und webt: Ich würde sie hier suchen, genau hier. Denn ich wäre sicher, sie wären hier zuhause.
Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. So richtig lang aber ist die Krka mit ihren 70 Kilometern selbst im begrenzten Kroatien nicht. Aber ein ruhiger Fluss, das ist die Krka, zumindest über weite Strecken. Sie entspringt einem Wasserfall in den Bergen, kaum eine Autostunden vom Meer entfernt. Sie fließt meist ruhig und träge, sie ist ein beschaulicher, breit in die Schilfgürtel eingebetteter Fluss, fast ein Strom, und sie bleibt träge - wenn ihr nicht plötzlich ein Absturz in die Quere kommt. Immerhin sieben Mal ist das der Fall, und jeder dieser Abstürze ist eine Attraktion. Man kann sie von Skradin aus besichtigen. Erklimmt man die Skradinski Buk und besteigt oben das kleine Ausflugsschiff, das durch dichte Schilfwälder zu den Roski slap fährt, den nächsten Wasserfällen, dann wartet dahinter bereits das nächste Ausflugsschiff. Das den Reisenden zum nächsten Wasserfall, den Miljakcka-Fällen bringt. Und so geht das immer weiter, ein Karussell der Kaskaden und Wasserfälle.
Wir bleiben heute bei Skradinski Buk. Wir steigen nicht auf das erste Ausflugsschiff oben, das uns zum alten Franziskanerkloster Visovac auf der Insel mitten im See bringt. Wir schauen einfach auf die Krka, wie sie dort oben still daliegt wie ein See, eingerahmt von dichten Schilfgürteln, ein Blaugrün im großen Grün des späten Sommers, still fließendes, tiefgründiges Süßwasser, eine Orgie von Sommer und Süßwasser für den, der vom Meer kommt. Die Krka steht hier praktisch still. Kein Haus, kein Feld, keine Straße am unzugänglichen Ufer. Nur Schilf und Wassergesträuch, durch das die Krka unmerklich, uneinsehbar auf die vor ihr liegende, fast 50 Meter hohe Felskante schiebt.
So undurchdringlich der Schilfwall aussieht, der den Fluss lückenlos einrahmt: Irgendwo findet er einen Weg hindurch wie Wasser in einer hohlen Hand. Es sind zuerst unzählige kleine Stromschnellen, Strudel, Wirbel. Wasser, das durch Schilf wie dürre Finger rinnt, sich seinen Weg nach unten sucht. Die Wasser-Fluss-Landschaft verbreitert sich zwischen den Felswänden auf mehrere Hundert Meter. Überall sprudelt, gurgelt, pulst und fließt es in kleinen Strömen und Rinnsalen.
Der träge Strom: Er ist zu hunderten kleiner Wesen geworden, die talwärts springen. Erst zaghaft und in kleinen Bächen. Die größer werden, sich wieder vereinigen, über erste schmale Terrassen hinunterstürzen. Ein leises Murmeln wie durch Röhren, ein Gluckern, während der Wind die Halme bewegt.
Aber das ist erst der Anfang. Und an diesem Anfang stehen tatsächlich winzige Lebewesen. Denn die Kalkstein-, Tuff- und Travertinbecken, die braunen Terrassen, die den Fluss einfassen, sie sind geschaffen von seinen Mikroorganismen. Die Barrieren, über die Fluss stürzt, erschuf er sich selbst. Ein Jahrhunderttausende altes Zusammenwirken aus Wasser und kleinsten Organismen, die an dieser Stelle, an der der Fluss durch die Kalksteinberge bricht, eine Reaktion hervorriefen, angesiedelt irgendwo zwischen Chemie und Biologie. Sie war es, aus der eine Landschaft fallenden Wassers aus Schalen und Becken und Schüsseln und Gumpen und Trichtern entstand.
Der Fluss: er hat sich nun mehr Raum genommen. Er und die Landschaft, sie sind eins. Der Fluss, das Fließen, ist Landschaft und Schönheit. Es ist ein baumbestandener Garten voll natürlicher Terrassen und Kaskaden, und jede Terrasse und jede Kaskade ist Fließen. Ein Rauschen liegt nun über allem. An einer Stelle stürzt der Strom von allen Seiten in ein Becken, ein großes Natur-Jacuzee, das sich bodenlos öffnet. Wasser verschwindet Kubikmeterweise in der Öffnung und stürzt sich weiter unten über die nächste Travertin-Wand in die Tiefe.
Aberhunderte sprudelnder Kaskaden, kleiner und großer Rinnsale, die in irgendwelche Becken münden, sich wieder verzweigen, mäandern und stürzen und hinunterspringen.
Am anderen Ende des Getöses, ganz rechts außen, unter Bäumen ein alter Kanal. Das Licht, das unter hohen Bäumen aufs Wasser trifft, erinnert er an den Canal du Midi im Süden Frankreichs. Langsam streicht hier der Fluß entlang, lax flösselt ein Schwarm Forellen träge gegenan, warum sich abrackern, wo doch der Fluss alles herbeiträgt bis ins aufgesperrte Maul?
Hahnenfuss flutet, wiegt sich, schwingt in der Strömung, als würde nicht er durchs Wasser bewegt, sondern als wäre er ein Lebewesen, das sich mit hundert Armen bedächtig im Strom wiegt.
Immer schneller stürzt die Krka nun nach unten, wir nähern uns dem letzten Kapitel, dem letzten Stück der Wasserfälle. Breit wie Fußballfelder fallen die Wassermassen über die 17 Tuff- und Travertin-Terrassen. Treppenstufen und Absätze, die das Wasser auf seinem letzten Wegstück aus 25 Metern Höhe zurücklegt. Es ist ein Schauspiel wie aus dem Lustgarten eines Rokoko-Fürsten, nur dass es an dieser Stelle bis zu 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sind, die über die Beckenränder springen. An einer Stelle ein kleines Rinnsal, das sich aus zehn Metern Höhe nach unten ergießt. Daneben ein gewaltiger Schwall, der aus der Travertinwand donnert wie aus einer Düse. An anderer Stelle ein Überhang mit einer Grotte darunter, über die langsam Wasser perlt, um sich unten in der Gischt zu sammeln.
Am Ende der letzten Terrasse sammelt sich das Wasser. Und fließt wieder träge, träge weiter dem Meer zu. Aber der Eindruck, dass ab hier alles seinen ruhigen Gang geht, der täuscht. Denn hier, wo die Tuff- und Travertinbecken enden, beginnt nicht nur der enge Canyon, den ich im vorigen Post beschrieb. An dieser Stelle trifft das Süßwasser der Krka mitten im Binnenland auf - Meerwasser. Die Krka zieht warmes Meerwasser mehr als 20 Kilometer unter dem kalten Süsswasser durch den Canyon hinauf bis dorthin, wo die Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Und das Meerwasser nicht weiterdringen kann.
Und vielleicht ist dies dann auch das allergrößte Vergnügen, das die Krka dem Segler bereitet: Wo LEVJE fünf Kilometer weiter flussabwärts still in einer Schilfbucht liegt, einfach Schwimmen zu gehen, oben auf der Wasseroberfläche, wo bis zwei Meter Tiefe eiskaltes Bergwasser strömt. Und dann nach unten zu tauchen, wo am Grund der Krka das sommerwarme Salzwasser fließt. Nein, ich könnte mit LEVJE jeden Sommer zurückkehren und mich herumtreiben, in dieser grandiosen Welt der Wassers.
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Sonntag, 16. Oktober 2016 20.15 Live im Kino
im Rahmen der Allgäuer Filmkunstwochen
im Filmhaus Huber, Bad Wörishofen.
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Das sagt die Presse über Buch und Film:
"... ein Sehnsuchtsbuch par excellence.
Und ein echtes sinnliches Erlebnis."
MÄRKISCHE ZEITUNG im Oktober 2015
"... eröffnet dem Weltenbummler ganz wunderbare Traumziele, auf die man
bei üblicher Herangehensweise schwerlich gekommen wäre."
YACHT im Mai 2015
"Die Besonderheit des einstündigen Streifens ist seine Ruhe.
Eine Ruhe, die der Film mit poetisch angehauchter Sprache und sinnlichen Bildern von Szene zu Szene eingehender vermittelt."
SEGELREPORTER im Dezember 2015
"... ein schönes, ein gelungenes Werk, animierend und inspirierend."
LITERATURBOOT im Juli 2015
"Absolut empfehlenswert!
Für Reisebegeisterte ist 'Einmal München-Antalya, bitte!' definitiv zu empfehlen."
RATGEBER.REISE. im Juni 2015
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