Sonntag, 22. November 2015

Unter Segeln von Korfu nach Sizilien: Tag 8: Ganz weit oben - Auf demÄtna.


Nicht weit unter dem Krater, auf etwa 2.600 Metern: Rauchwolken aus dem Krater zeigen, dass der Ätna niemals schlaft. Der letzte größere Ausbruch liegt gerade zwei Jahre zurück.
Zu den besonderen Eindrücken als Segelreisender gehört es, wenn unmittelbar Meer auf Gebirge trifft und sich ein Berg von 0 Meter auf weit über 2.000 Meter erhebt. Im Süden der Türkei war es so, am Tahtali Dag nicht weit von Antalya entfernt. Und hier in Sizilien, unmittelbar vor Catania, steigt L'Etna vom Meer aus auf satte 3.320 Meter hoch. Er überragt damit die Zugspitze um deutliche 10% - aber so genau kann das wiederum niemand sagen, der Berg verändert seine Höhe durch Ausbrüche oder Erosion der staubig-bröseligen Masse ständig.

Der Ätna: Für einen Vulkan, der sich das Prädikat "Europas höchster und aktivster Vulkan" dadurch verdient, dass er alle naselang Lava-Fontänen bis 600 Meter hoch in den Himmel schleudert - zuletzt eben vor zwei Jahren - ist die Landschaft erstaunlich dicht besiedelt und der Berg touristisch fünf-Sterne-mäßig erschlossen. Mit einer Bimmelbahn kann drumherum fahren, allein die Strecke ist über 100 Kilometer lang. Mit dem Auto kann man fast ganz hinauffahren, von 0 bis auf 2.000 Meter und dabei dem Thermometer im Auto bei der Arbeit zusehen, wie es alle 100 Höhenmeter um fast ein Dreiviertel Grad Celsius fällt. Oder man schaut aus dem fahrenden Auto auf Hausdächer, die festgebacken vom letzten Ausbruch mahnend aus erstarrter Lava ragen. Oder schaut den netten Wirtsleuten im Städtchen Nicolosi, den Kratern nächstgelegen auf halber Höhe, tief in die Augen und überlegt sich dabei, wie gut man denn im eigenen Bett schliefe, wenn das gerade mal eine Handvoll Kilometer weg ist vom Höllenschlund, der alle Jahre verrückt spielt.


Nur wenig beruhigend ist daran ist die Tatsache, dass es ja nicht bloß ein Schlund, sondern gleich mehrere sind. Der Ätna steht im Ruf, nicht einer zu sein, dem einfach "der Hut hochgeht", vulgo: der Gipfel explodiert, nein:  Seine Eruptionen passieren, indem sich urplötzlich Spalten an den Flanken, meist im oberen Drittel des Berges, öffnen. Und der Berg dann das, was ihn an glühender Lava drückt, einfach von oben herunterlaufen lässt. Und es ist keineswegs so, dass davon nichts Menschliches berührt wäre: Entweder es trifft mal wieder die Seilbahn, die von knapp 2.000 Meter noch einmal etwa 600, 700 Meter weiter hinaufführt und die im Lauf ihrer Existenz bestimmt schon fünfmal wiederaufgebaut werden musste. Aus erstarrter Lava ragende Seilbahn-Stützen belegen das. 


Oder die Lava - sie ist fatalerweise hier am Ätna von besonders dünnflüssiger, fließfreudiger Konsistenz - demoliert an der Talstation der Gondel die unschuldige Hütte des Skiverleihers. Oder sie läuft weiter Richtung Nicolosi oder andere Ortschaften und kann erst ein paar Meter vor den ersten Häusern gestoppt werden, indem Menschen sich was Schlaues einfallen lassen: 
Mit Baggern Gräben ausheben (hat bei der Hütte des Skiverleihers nicht funktioniert!). 
Mit Sprengstoff der Lava einfach eine neue Rinne bauen (hat schon mal geklappt, brachte aber Ärger mit Umweltschützern!). 
Lava mit Lava bekämpfen, indem man außen am Lavastrom mit einem Wasserschlauch steht. Und die Lavahaut abkühlt, bis sie sich einen anderen Weg sucht (ziemlich schlau - scheint funktioniert zu haben.)


Wie dem auch sei: Wer auf dem Ätna unterwegs ist, der macht sich seine Gedanken, wie es sich so lebt, unter den Füßen einen Vulkan. Eigentlich machten die Menschen in Nicolosi einen recht gelassenen Eindruck, bei ihrer Passegiata am späten Sonntag Nachmittag im Zentrum des Städtchens.   
Und vielleicht kann man ja genau da von den Einwohnern von Nicolosi etwas lernen: Einfach ______________________________________________________________

40 Situationen, in denen niemand mehr locker bleibt.
40 Geschichten, wie es ist, im Gewitter zu Segeln:


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In 8 Revieren.
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lockerlassen. Und nicht panisch werden bei dem Gedanken, dass die paar Quadratmeter, auf denen man sein Hab und Gut versammelt hat, eh morgen weg sein könnten, samt allem. Sie scheinen sich jedenfalls irgendwie mit dem Ungetüm vor ihrer Haustüre arrangiert zu haben, die Menschen. So wie auch die kargen Pflanzen, die im staubigen Gebrösel ebenfalls ihre Heimat gefunden haben - an den Hängen des Ätna, die seit Ende Oktober nun vollends begraben sind. Unter Schnee, zur Freude der Skiverleiher auf dem Ätna. 
Aber wem sag' ich das!



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