Freitag, 7. August 2015

Heute in Griechenland (13): Wie Marios, der Fischer den Sommerverbringt.


Es gibt Orte, die machen es einem einfach, anzukommen. Alles ist, wie man es sich wünscht. Vor allem die einfachen Dinge: Licht. Wärme. Geräusche. Das Treiben rundherum.
An anderen Orten ist es schwer, anzukommen. Nichts passt: Es ist heiß. Die Luft steht über aufgeheizten Betonmolen. Orte, Gegenden, Landstriche: die touristische Durchlauferhitzer sind. Voller Busse, die in stetem Rhythmus Menschen aus nordeuropäischen Ländern an- und abtransprtieren.

Eine solche Landschaft ist die Region östlich von Heraklion. Hier hat sich der Tourismus auf Kreta entwickelt, bevor Orte wie Agios Nikolaos im Osten nachfolgten und einen eigenen Stil entwickelten. Östlich von Herklion: Die Hochburgen Chernissos, Mallia: Pelzladen an Pelzladen mit Ladenschildern in Russisch, davor Fotos von Models, die sich Pelze kuscheln, ein Anblick im August bei 40 Grad so richtig wie ein Eisbär in der Sahara. Gouves: Retorten-Orte, in denen Leben nur von Mai bis Oktober ist, die dann stillgelegt werden, von Oktober bis Mai. Bis die blauen Busse wiederkommen und Raupen gleich die Erhlungssuchenden aus den Nordländern einsammeln. Und hier wieder ausspucken in eine Maschine: die heißt Tourismus.

In Porto Gouves treffe ich Marios. Eigentlich ist er ja Fischer, wie sein Vater, mit dem zusammen er sein Boot hier liegen hat, die KAPTAN MBEIS. Das ist der Spitzname von Marios' Vater, Fischer seit vierzig Jahren. Von ihm hat Marios den Beruf des Fischers gelernt. 

Den Sommer über arbeitet Marios als Hafenmeister in der kleinen Marina von Porto Gouves. Die Marina ist nicht groß: Platz für etwa 60, siebzig Boote, wenn überhaupt. Im Augenblick liegen nicht viele Schiffe in Porto Gouves: ein griechisches Gület und eine 40 Fuß Yacht, die tagsüber Ausflugsfahrten für die Gäste der Hotels veranstalten, die sich in Gouves, nur unterbrochen von wenigen Tavernen, fast nahtlos aneinanderreihen. Eine große, graue Motoryacht. Zwei Fischer, die KAPTAN MBEIS und die NIKI, von Marios Freund Kaptan Niki. Sonst ist die Marina bis auf die kleineren Boote leer.




Marios ist stolz auf "seine" Marina. Er und George, der Marina-Manager sowie Kostas, der Marinero,  haben überall an der Betonmole sauber Autoreifen aufgehängt, die sie weiß angestrichen haben, als Fender. Der Strom an den Säulen funktioniert, das Wasser auch. In dem kleinen Häuschen, das man oben hinter Niki's Fischerboot sieht, ist eigentlich immer einer von den dreien.

"Im Sommer bin ich hier in der Marina und verdiene mein Geld. Aber im Winter: da bin ich mit der KAPTAN MBEIS draußen, manchmal drei, vier Tage am Stück, bis hinunter in den Osten, nach Siteia. Im Winter kriegt man die Fische leichter." Und die Restaurants?, frage ich. Ob er denn dann Abnehmer hätte, im Winter, wenn die Restaurants ialle geschlossen seien? "Hier in Gouves ist alles zu. Aber in Heraklion geht schon was. Wir haben unsere Abnehmer. Ich rufe da einfach an und sage: 'Hey, ich habe heute ein paar Kilo 'Red Mulett' oder 'Sea Bream' oder 'Octopus'. Das kann ich dann immer gut verkaufen. Manchmal fährt im Winter auch mein Vater mit raus. Oder Freunde. Auf der KAPTAN MBEIS können bis zu vier Leute übernachten, dann gehen wir zu mehreren raus." Ob er denn als Fischer irgendwas spüren würde, von der EU, von Vorschriften, von Bankenkrise? Er deutet hinter sich, hinaus aufs Meer. "Da draussen mache ich, was ich will. Das ist das Schöne: Da sagt mir keiner was."


Eigentlich macht Nikos einen ganz zufriedenen Eindruck, wenn er so vor seinem Fischerboot steht. Er hat ein Boot. Er kann rausfahren. Und sonst? "Ich würde mir mehr Segler hier in der Marina wünschen," sagt Marios. "Wir strengen uns schon sehr an, wirklich auf die Boote aufzupassen und alles richtig zu machen. Aber irgendwie kennen uns zuwenige."

Gouves, einer der großen Touristenorte östlich des Flughafens von Heraklion. Auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Ort, der einem Segler das Ankommen leicht macht. Und doch: LEVJE lag hier sicher im Meltemi, die Menschen freundlich, die Anlage sauber und gut in Schuß, die Waschräume gepflegt. Und die Fischer, die fast jede Nacht um halb drei aus dem Hafen tuckern, haben ihre Geschichten, darüber, wie man ein einfaches Leben lebt. So wie Marios, George und Niki, der den Morgen dösend und rauchend nach langer Nacht auf dem Meer zwischen den Netzen auf seiner NIKI verbringt.









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