Zwar sind es von Antalya bis zum Seebad Ahlbeck, im äußersten Nordosten Deutschlands gelegen, per Luftlinie nur 1.238 Seemeilen, doch das täuscht. Wer die Strecke von Antalya zur Insel Usedom auf dem Seeweg zurücklegen will, der hat schlanke 4.000 Seemeilen vor der Brust. Etwa 2.000 bis Gibraltar. Die Atlantikküste nach Norden bis in die Bretagne 800 Seemeilen. Durch den Ärmelkanal und die Nordsee nach Skagen noch einmal soviel. Und dann sind es nur noch drei, vier stramme Tagesschläge Kurs Südsüdost. Und schon ist man da.
Doch trotz aller Unterschiede, soooo weit im Süden, soooo weit im Norden, gibt es jetzt im November viel Gemeinsames:
Das wunderbare Licht, von dem ich früher dachte: so sei es im November nur in Venedig, wenn das Abendrot den Marmor Venedigs zum Leuchten bringt.
Die Wolkenstimmungen am späten Nachmittag.
Die Kiefern, die so typisch sind für die Ostsee. Aber auch für die Küsten der gebirgigen südlichen Türkei.
Die Wirte und Restaurantbesitzer, die in beiden Weltgegenden gleichermaßen beschlossen haben, dass nun, in den ersten Novembertagen, aber endgültig mal Schluß sein müsse mit Tourismus und Gästen, selbst wenn die bittend vor der Tür stehen.
Nein: wunderschön ist es jetzt im November an beiden Ecken der Welt. Und ich mag nicht einmal eine Entscheidung treffen, was ich faszinierender finde, was meinem Herzen näher ist, seit ich vor ein paar Jahren die Ostsee aus einem ihrer schönsten Winkel heraus kennenlernte: von der Schlei aus.
Aber trotz aller Liebe gibt es natürlich auch Unterschiede:
Strandkörbe, zum Beispiel. Die gibt es in der Türkei nicht. Da weht es nicht kühl aus Nordwest. Es gibt kein klamm-kaltes Lüftchen, das in die Glieder kriecht und einen schnell auf Bansin's Strandpromenade zu Glühwein und Räucherfisch-Brötchen greifen läßt. Es ist wärmer in der südlichen Türkei, jetzt noch selbst in der Nacht um die 15, 17 Grad. Und in Alanya, 70 Seemeilen westlich sogar immer 5 Grad mehr.
Dafür singt einen am Kölpinsee aber nicht der Muezzin in den Schlaf.
Segler sind auf dem südlichen Meer immer noch welche unterwegs. Auf der Ostsee bekam ich vier Tage lang keinen einzigen zu Gesicht, die See war ruhig und glatt.
Ruhig geht es auch an den Stränden vor Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck zu: Kein Lärm, keine Disko, keine "Muzik-Hol", wie das schöne türkische Wort heißt. Einfach Stille. Nur das Rauschen des Meeres die ganze Nacht. Das hat schon was. Denn wer jemals in Marmaris' oder Bodrum's oder Kemer's Häfen übernachtete - letzteres wurde mit dem wenig ehrenvollen Titel "erster Platz in der Kategorie 'Lärmmarinas'" bedacht - der weiß, wovon ich spreche. Und er wird die Stille an den Stränden um die Seebäder von Bansin bis Ahlbeck sehr schätzen.
Aber seien wir nicht gar zu streng. Geniessen wir einfach, was beide Küsten uns schenken. Und grämen tu ich mich letztlich nur deshalb, weil ich nicht ständig an allen Küsten sein kann, an denen ich genau jetzt gerade gerne wäre. Im Hafen von Izola, LEVJE's Heimathafen in Slowenien. In den Lagunen von Grado, wo es im November mindestens genauso klamm-kalt ist wie in Bansin und Ahlbeck. An den Küsten des Gargano. Am Peloponnes und den vielen Ägäis-Inseln, die ich im Sommer auf LEVJE bereiste. Und die ich nicht vergessen werde.
Weiterlesen über Izola? Hier.
Weiterlesen über Grado und seine Lagunen? Hier.
Antalya? Kenn ich. Muß ich nicht nachsehen.
Aber wo liegen Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf? Hier.
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