Montag, 7. August 2023

Meere. Und Berge. Vier Wochen allein in den Bergen.


Tapetenwechsel. Statt meiner vier Wände wird das die nächsten vier Wochen mein Anblick sein. Warum? Darüber berichte ich im folgenden Post.

Am Sonntag vor einer Woche bin ich hier oben angekommen. Auf einer Hütte in den Dolomiten oberhalb Brixen, wo ich die nächsten vier Wochen allein sein werde. Der Vollmond stand über den Zacken im Süden, als ich neugierig noch in der Dunkelheit von der Hütte weiter die Plose hinaufstieg. Es sollte nicht das erste Mal sein, dass mich der Anblick umhaute.

Ich bin hier weit weit weg vom Meer, nicht nur in Kilometern. Die Hütte liegt auf 2.000 Metern oberhalb des Meeresspiegels. Die Zacken, die ich im Süden sah, sind über 3.000 Meter hoch. 

Doch so weit ich vom Meer entfernt bin: Es fehlt mir in diesem Augenblick nicht. Ich bin dem Meer nicht untreu geworden, nein. Seit ich im Frühjahr 2014 zum ersten Mal für ein halbes Jahr Segeln ging, habe ich jedes Jahr viele Monate auf See und auf meinem Boot verbracht. Ich liebe das Meer. Und allein auf dem Meer monatelang herumzustreifen gehört mit zum Besten, was ich je für mich erreicht habe. Es steht weit über beruflicher Karriere und Bücher schreiben.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Vielleicht sind es die vielen Projekte und Termine, die meinen üblichen Aufbruch im Mai vereitelten. Vielleicht auch etwas anderes. Jedenfalls habe ich dieses Jahr beschlossen, den August über nicht Segeln zu gehen, sondern auf einer Hütte zu verbringen. 

Zum Herumstreifen auf dem Meer gehört für mich immer auch das Herumstreifen auf dem Land. Wanderungen durch die Hügel Siziliens, wenn ich im Winter auf dem Boot dort war. Wanderungen im Sommer im Süden Irlands. Streifzüge in die Berge Mallorcas. Ankere ich in Buchten, vergeht kein Abend, an dem ich nicht an Land rudere und dort stundenlang herumstreune. Zeigt sich ein Hügel über der Bucht, kann ich nicht anders, als dort hinauf zu rennen. Ich habe es bereits früh mich entdeckt. Körbe voll duftendem Salbei sammeln zwischen scharfkantigen Felsen der nördlichen kroatischen Inseln, um mir abends Pasta con Burro e Salvia, Pasta mit in in Butter geröstetem Salbei und Parmesan zu kochen. Ich

So schön das Foto auf die Bucht und meine ankernde Levje ist: An diesem Hang auf der Insel Marettimo, der nur mit Dinghi zu erreichen war, habe ich aufgegeben. Zu steil, zu unsicher der Tritt im Rollsplitt der ausgetretenen schmalen Ziegen und Kaninchenpfade. Wäre ich hier auf meiner Alleintour gestürzt, ich hätte nicht mal Telefonnetz gehabt um Hilfe zu holen. Also lieber Abbruch.

kann es bis heute nicht lassen, und manchmal ist es auch nicht ungefährlich, so wie hier, auf diesem Hang auf Siziliens westlichster gottverlassener Insel Marettimo. Meere und Berge: Sie gehören für mich  zusammen, sind für mich  ein und dasselbe. Das wird mancher Leser nicht verstehen. Doch für mich ist die Einsamkeit, die Wildheit, die Unberührtheit, die ich sowohl auf dem Meer als auch in den Bergen finde, das was ich suche. Und was mir immer wieder zu mir selber hilft. 



Ich bin jedesmal wieder fasziniert von der Wildheit, die mir hier wie dort begegnet. Egal ob Meere oder Berge: Jedesmal wieder ist es das Erleben dieser unbeschreiblichen Größe und Gleichgültigkeit uns Menschen gegenüber, die mich sowohl in den Bergen als auch auf dem Meer fasziniert. Hier begreife ich, dass ich nur ein Winzling bin, etwas, das nur eine mikroskopisch geringe Bedeutung in dieser Welt hat. Und doch begreife ich anders als hinter dem Schreibtisch, sobald ich auf meinem Boot übers Meer segle oder wenn ich hinüberblicke auf die Berge unter dem Mond: Ich bin.

Doch es gibt nicht nur diese Gründe, warum ich diesen Sommer in den Bergen bin. Ich werde hier oben an meinem neuen Buch über Bergretter schreiben. Es ist mein drittes über die Abenteuer, die diese Frauen und Männer erleben und die sie jedes Mal wieder formen. 

Ich habe die letzten 10 Wochen immer wieder Bergretter besucht. Habe mit Bergführerinnen und Psychologen gesprochen am Watzmann. An der Zugspitze. In Oberstdorf. Ich habe sie über ihre Erlebnisse befragt, über ihre schlimmsten Momente und wie sie schwierige Entscheidungen meisterten. Ich habe Notärzte getroffen in den Bergen und Rettungspiloten in Hubschraubern, weil ich sie befragen

will, wie sie schwierige Situationen bewältigen. Ich hoffe, es wird ein fesselndes Buch, das Menschen weiterhilft. Der richtige Ort, um dieses Buch zu schreiben, so viel habe ich jedenfalls schon an diesem ersten Abend begriffen, ist es jedenfalls.  

Ich werde in den nächsten Tagen weiter berichten, wie das ist, allein auf einer Hütte. Wie kommt man mit sich zurecht? Hält man es aus allein? Was empfindet man, wenn man einfach mal weg ist aus der gewohnten Umgebung? Wie ist das, wenn man die Zahnbürste vergessen hat und drei Stunden, 1.000 Höhenmeter, zum nächsten Laden absteigen muss?

Ich werde versuchen, jeden Tag ein Stück dieses Lebens auf der Hütte festzuhalten. Ich freue mich, wenn ihr mich und mein Experiment begleitet. Es wird immer spannend, wo es abschüssig ist. 

Ich werde die nächsten Tage hier oben schlechtes Wetter bekommen. Meine Webinare - morgen über STARKWIND UND STURM IM MITTELMEER sowie am Donnerstag über WETTER IN KROATIEN werde ich von hier oben halten.











































 

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