Das schwere Unwetter über Korsika und Italien zeigt die Gefahren, die für Yachten von Gewittern ausgehen. Sind Wetterextreme wie auf Korsika auch in Kroatien möglich? Und wie verhält man sich im Fall von aufziehenden Gewittern? Ein Grund, Mythen über Stürme und Gewitter auf See näher zu betrachten.
1. "Das Unwetter über Korsika kam unversehens und aus heiterem Himmel."
Heftige Unwetter auf See kommen niemals überraschend. Drohende Gewitter sind bereits am Vormittag für einen aufmerksamen Beobachter anhand einfacher Wolkenformationen erkennbar.
Selbst die allgemeinen Wetterdienste wie www.wetteronline.de weisen auch im Ausland 24-48 Stunden zuvor zuverlässig auf mögliche Gewitterlagen hin. Große Gewitterfronten in Deutschland kündigen sich manchmal auch Tage vorher durch schwere Unwetterschäden in Frankreich an.
www.windy.de oder www.windfinder.de sind weniger zu empfehlen und für Gewittervorhersagen nicht ausreichend. Sie sind eher reine Windvorhersageseiten und weniger Wetterseiten. In windy sind Gewitterlagen in einem eigenen Untermenü "versteckt", und zweitens finde ich die grafische Aufbereitung - anders als bei den windy-Windvorhersagen - unbefriedigend und wenig aussagefähig. Doch dazu unten mehr.
2. "Die Böen trafen uns vollkommen unvorbereitet."
Die Seite
www.blitzortung.org empfahl ich bereits in der ersten Ausgabe meines Buches GewitterSegeln. Ich nutze die Seite, die vergangene Woche auch auf SPON empfohlen wurde, seit fast 10 Jahren konsequent in Gebieten mit Gewittergefahr. Warum?
Blitzortung.de zeigt zuverlässig nicht nur ein Gewitter an, sondern vor allem dessen Ausmaße und Zugrichtung.
Das obige Foto zeigt einen Screenshot des Unwetters über Korsika vom 18. August Stunden vor dem Einsetzen der ersten Böen. Erstens ist daran die schiere Größe der Gewitterfront beeindruckend. Sie reicht praktisch von Menorca bis Genua, was in etwa der Distanz München - Hamburg entspricht. Was am 18.8. aufzog, war eine Riesenfront und kein Regenschauer.
blitzortung.org zeigt auch klar die Zugrichtung eines Gewitters, nämlich nach Nordwesten. blitzortung.org registriert weltweit jeden einzelnen Blitz. Und markiert ihn in der Grafik mit einer Art Zeitstempel:
• roter Kreis: aktueller Blitz
• weiße Punkte: neueste Blitze innerhalb der letzten 20 Minuten
• gelbe Punkte: mittelalte Blitze innerhalb der letzten 40 Minuten
• rote Punkte: alte Blitze innerhalb der letzten 100 Minuten
Ein Unwetter zieht immer in Richtung der neuesten Blitze - also stets von "rot" nach "weiß".
3. Ist ein derartiges Unwetter auch in Kroatien möglich?
Ja. Und es gibt sie auch jedes Jahr. Vor allem im August und September.
Warum?
Im Monat August erreicht das gesamte Mittelmeer traditionell seine höchsten Wassertemperaturen. In diesem Jahr werden vor allem am Enstehungsort des Korsika-Unwetters sehr hohe Wassertemperaturen gemessen: Zwischen Mallorca und Barcelona aktuell weiterhin fast 30°, nördlich von Sizilien ebenso. Ebenfalls sehr hohe Wassertemperaturen herrschen zur Zeit im östlichen Mittelmeer. Dies sind ungewöhnlich hohe Temperaturen - aber sie passen ins Bild der laufenden Klimaveränderung.
Das Mittelmeer und seine Teilmeere sind wie ein riesiger Solarspeicher, der die Sonnenenergie in sich aufnimmt und speichert. Jagt ein Tiefdruckgebiet größere Kaltluftmengen über die erwärmte See, beginnt die Wetterküche. Heftige Unwetter sind nur eine Frage der Zeit.
Die aktuellen Wassertemperaturen in der Adria liegen aktuell niedriger als die genannten Rekordwerte. Beispielsweise heute in Hvar bei 24° oder Cres bei 25°. Für heftige lokale Unwetter reicht das allemal. Eine gute Quelle für Wassertemperaturen ist ebenfalls
www.wetteronline.de oder
seatemperature.org/mediterranean-sea.
Bei den hohen Wassertemperaturen um die Balearen, im Tyrrhenischen Meer und im östlichen Mittelmeer dürften Gewitter und Unwetter bis weit in den Herbst wahrscheinlich sein. "
Medicane"- und weitere sogenannte heftige "
Derecho"-Ereignisse (große Gewitterfronten mit stärksten Sturmböen) sind dort wahrscheinlich.
4. Wie verhalte ich mich in Kroatien richtig?
Neben vielen Tipps von Versicherungs- und Gewitterschadensexperten im Buch Gewittersegeln sind vor allem drei Dinge wichtig:
1. Auch während Schönwetterperioden: Konsequent morgens Wetterberichte aufrufen. Selbst allgemeine Webseiten wie www.wetteronline.de kündigen wirksam bereits Tage vorher Gewitter an - und zwar effizienter als die bevorzugten Seewetterseiten wie
www.windy.com oder
www.windfinder.de, in dessen einfacher Version zwar Niederschläge, aber keine Gewitter erwähnt werden. Im Auge des Seglers, der diese Seiten nutzt, entsteht so ein "blinder Fleck".
2. Jeden Vormittag und Nachmittag in www.blitzortung.org nachsehen, ob sich wie im Foto oben Gewitterfronten ausbilden auf den Standort zubewegen.
3. Einheimische fragen. Niemand kennt das Wetter über dem Kvarner besser als die Hafenmeister von Mali Losinj oder Cres.
Ist ein Unwetter unausweichlich, Schiff und Crew gewissenhaft auf Schwerwetter vorbereiten.
5. Wo ist man im Gewitter sicherer: Im Hafen? Auf See? Oder in einer Bucht?
Klingt einfach. Ist es aber nicht. Die meisten Gewitterschäden ereignen sich nach Auskunft der befragten Seeversicherer im Hafen (Quelle:
Gewittersegeln, aktuelle Ausgabe). Der einzige, aber wichtige Unterschied sei, dass im Hafen im Notfall schneller Hilfe verfügbar sei, so teilt PANTAENIUS im Buch mit.
Und in der Bucht? Nach vielerlei Gewitter- und Unwettererfahrungen in kroatischen Buchten, die ich auch im Revier Kompass Kroatien geschildert habe, halte ich Buchten - sofern sie nicht über ein gut gewartetes Bojenfeld verfügen - für die schlechteste Alternative. Hier muss man sich seines Ankers schon sehr, sehr sicher sein.
Denn: "In einem Gewitter ist alles möglich." Vor allem im August und September.
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Beide REVIER-KOMPASSE sind nicht nur als Print, sondern auch als eBook erhältlich. Das Ebook ist allerdings ausschließlich über millemari.de erhältlich. Es wird - um beste Bildqualität bei den Wimmelbildern zu bieten - persönlich für jeden Nutzer auf Anfrage erstellt.
Echte Lesermeinungen in 2022:
"Der Revier-Kompass Kroatien - jeden einzelnen Cent wert!
...ein hochwertiges Werk,das einerseits durch die hochwertige grafische Gestaltung und andererseits durch viele Hintergrundinformationen hervorsticht."
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"Nicht nur die genialen Wimmelbilder, die auf einen Blick einen hervorragenden Überblick über alles Wissenswerte geben, auch die vielen auf den Punkt gebrachten Informationen halfen uns bei der Törnplanung und gaben uns täglich wertvolle Orientierung."
"Vielen Dank für die beiden Revier Kompasse.
UND für die vielen angenehmen Stunden mit Ihren Büchern.
Ihre Art zu Beschreiben mag ich sehr und macht Lust auf Meer, und mehr!"
"Der Revier-Kompass Kroatien war auf unserem Chartertörn ständig in Gebrauch."
"Außer den inzwischen verfügbaren, recht brauchbaren Apps mit Revierinformationen und diesem Führer haben wir keine weiteren Revierhandbücher verwendet und auch nicht vermisst."
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Die 65 kroatischen Marinas erhöhen aktuell die Preise für Kurzzeit-Liegeplätze um 9%. Thomas und Ümit gehen dem Mythos "Kroatien ist teuer!" auf den Grund. Klären auf, wo Kroatien teuer ist, wie man um teure Ecken auf der Reise meidet - und kommen zu einem überraschenden Schluss...
Für viele - und vor allem die, die noch nicht da waren, ist Kroatien gleichbedeutend mit Badehosensegeln. Was ist dran am Mythos? Und warum ist Kroatien kein Einsteigerrevier? Wieso gelten für Nordkroatien andere Regeln als für Südkroatien? Warum sollte man besonders im Juli und August in Kroatien die Augen beim Wetter offenhalten? Thomas und Ümit fragen nach und legen offen, worauf man in Kroatien unbedingt achten sollte...
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