Eigentlich passt das Thema Sturmtaktik auf den sprichwörtlichen Bierdeckel. Es gibt ja gerade mal eine Handvoll Taktiken, wie man sich im Sturm verhält, und die sind schnell aufgezählt: Ablaufen. Einfach Treiben lassen. Einen Treibanker ausbringen. Beidrehen. Vom ersten Schilfkanu vor 25.000 Jahren bis zum modernsten Containerfrachter tun Schiffe bis heute noch immer dasselbe.
Ein Buch über Sturmtaktik herausgeben? Um das Thema schlich ich ein Jahr herum, bevor ich mich im April 2020 entschloss, mich an eine deutsche Ausgabe zu trauen und Lin & Larry Pardey um die deutschen Rechte für Ihr Buch zu bitten.
Doch jeder Bierdeckel hat zwei Seiten, das begriff ich nach dem Übersetzen der ersten Seiten. Ablaufen? Empfehlen Segellegenden wie Bernard Moitessier - doch der ist damit zweimal brutal gekentert, wie die Pardeys anhand seiner Bücher quellentreu recherchierten. Treiben lassen? Auch das probierten Lin & Larry Pardey intensiv durch - mit buchstäblich niederschmetterndem Ergebnis, das sie im Buch schildern. Einen Treibanker ausbringen? Ja schon, sagen Lin & Larry Pardey, aaaaaaaaber... .
Im Sturm vor der irischen Westküste probierten wir im Juli 2020 ausgiebig durch, was die Pardeys ein Seglerleben lang auf 200.000 Seemeilen und zwei ausgedehnten Weltumsegelungen herausfanden: Wie ein kleines Boot auf stürmischem Meer sicher liegt. Beim Beidrehen bei über 30 Beaufort vor Skellig Michael stellte ich fest, was Lin & Larry schreiben: Dass Beidrehen, das vergessene Manöver, kein Selbstläufer ist. Dass man es wieder und wieder probieren, trainieren muss. Weil Beidrehen auf jedem Schiff anders funktioniert. Das Wie, ab wann man beidreht, ob man auf jedem Schiff beidrehen kann und viele weitere Fragen - das erörtern Lin & Larry Pardey lehrreich und lustvoll zu lesen im HANDBUCH DER STURMTAKTIK.
PS: Was letztlich den Ausschlag für die Übersetzung gab: Die amerikanische Ausgabe bot gerade an den entscheidenden Stellen einige Kniffligkeiten und bereitet erhebliche Verständnisschwierigkeiten. Lin Pardey, mittlerweile in den 70, entschloss sich deshalb bereitwillig, meine Übersetzung eng von ihrer Wahlheimat Neuseeland aus zu begleiten - wenn sie gerade nicht auf Segeltripp zum Great Barrier Reef war.
2. Ein ganz neues, altes Thema. Ernährung.
Wie Leser sicher bemerkten, habe ich in diesem Jahr weniger auf marepiu. gepostet als geplant. Grund war, dass ich in diesem Jahr häufiger Krankenhäuser von innen gesehen habe als mir lieb war. Nein, nicht das C-Wort. Manchmal früher, manchmal später bekommt man die Quittung dafür, wie man gelebt hat. Zuviel Schreibtisch, zuviel am PC ist mit der Volkskrankheit Wirbelsäule nur die eine Seite meiner Quittung. Ernährung eine andere. Das eigene Interesse am Thema Gesundheit war da - also haben Susanne Guidera und ich ganz eigennützig beschlossen, uns verlegerisch in Zukunft mit Büchern zu den Themen Gesundheit und Ernährung zu beschäftigen. Und weil es uns die Corona-Krise im Frühjahr vergleichsweise leicht machte, in den USA an echte Bestseller heranzukommen, haben wir gleich zwei Bücher herausgebracht, die in USA auch nach 6 Monaten immer noch echte Seller sind und die vor wenigen Wochen erschienen:
"Vegan ist ja so gesund und lecker!" Ist es ja auch - aber vielleicht nicht für jeden. David Saladino, Mediziner und Hochleistungssportler, hat vegan ausprobiert - und ist nach erheblichem Leistungsverlust und plötzlichen Krankheiten reuemütig zum Fleisch zurückgekehrt. Er begann intensiv nachzuforschen, was es mit Gemüse und Fleisch auf sich hat.
Seine Recherchen, die in der US-Originalausgabe über 400 Fußnoten und Zitate aus wissenschaftlichen Studien bringen, brachten nicht nur zutage, dass Planzen sich mit allerlei Giftstoffen auf eigene Art gegen das Gefressenwerden zur Wehr setzen, sondern auch mit der Erkenntnis, dass Fleisch uns tatsächlich mit allen wichtigen Nährstoffen und Vitaminen versorgen können - vorausgesetzt, wir ändern die Art unseres aktuellen Fleischkonsum massiv.
Nein, ich bin eher das Gegenteil eines Fleischfans. Als ich vier Jahre alt war, war ich Fleischhasser. Ich mochte es nicht auf meiner Zunge. Später war ich Fleischesser, wie ein geborener Linkshänder eben lernt, mit der Rechten zu arbeiten. David Saladinos Diätvorschläge sind definitiv nicht die meinen - doch selten habe ich ein so spannendes und wissenschaftlich erhellendes Buch gelesen wie Saladinos Titel, der mir klarmachte, dass unser Heil niemals in einer einzigen Sache besteht. Und weil ich das Wort "lecker" aus dem Munde der Vegan-Industrie nicht mehr hören kann, haben wir David Saladinos Buch ins Deutsche übertragen - als Denkanstoß und Debattenbeitrag, weil der Kopf rund ist, damit wir gelegentlich beim Denken die Richtung ändern. Und um herauszufinden, ob das, was gerade für viele gesund ist, auch für mich das Gesündeste ist.
David Saladinos Buch ist "der schwarze Ritter" im millemari.-Programm im Corona-Herbst. Und der "weiße Ritter"? Ist das Buch des Gastroenterologen Will Bulsiewicz:
Rechts das Cover und links die Buchrückseite. |
Der hatte es satt, in seiner Praxis immer wieder Menschen mit den unterschiedlichsten Verdauungsbeschwerden zu haben, die auch ihr 15. Diätversuch - ob Keto, Paleo oder Sirt - nicht von Reizdarm oder nervösem Darm heilen konnte. "Dr. B", wie Will Bulsiewicz sich nennt, hat ein einfaches Rezept: Pflanzenfasern. Unser Darm braucht Faserernährung - und das nicht nur als totes Füllmaterial und langweilige "Ballaststoffe", sondern als Mittel, um unseren "faserverhungerten" Darm wieder auf Vordermann zu bringen.
Das Buch las ich eher aus Neugier. Eher aus Neugier begann ich, einige der Rezepte im Buch aus Dr. Bs 28 Tage-Programm nachzukochen und habe das auf dem Boot in diesem Sommer auf der Umsegelung Irlands ebenso gemacht wie danach zuhause. Vielleicht sind die Rezepte ja ein Grund, warum Dr. Bs Buch in USA seit Mai jeden Tag unter den 700 bestverkauften Büchern ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen