Montag, 14. Juli 2014

Songs of the Sea: L'Isola, ein Sommerhit von Simone Christicchi.

Ach ja: die Sehnsüchte. Es gab die Deutschen noch gar nicht, da träumten und wandelten sie schon in Scharen in Gestalt von Kimbern und Teutonen über die Alpen. Das war 100 vor Christus. Und richtig viel hat sich in den letzten 2.100 Jahren daran nicht geändert. Otto der Große tat's. Barbarossa auch. Friederich II. mochte gar in Deutschland nicht wohnen und verlegte gleich seinen Wohnsitz näher ans südliche Meer. Und Goethe träumte und wünschte sich stellvertretend für uns nach Italien.

Aber wovon träumt denn Italien? Träumen und sehnen sich denn auch Italiener nach einem anderen Land? Vielleicht eins, wo die Zitronen blühen? Und wenn ja, nach was für einem? Denn eigentlich haben sie doch alles: Die Sonne. Das Meer. Alles, was man sich wünschen kann.

Eines der wichtigsten Ereignisse des italienischen Kulturjahres ist: der Sommerhit. Er ist fester Bestandteil des italienischen Sommers, des Ferragosto insbesondere: ein bestimmter Song, den landauf, landauf jede Bar und jedes Balneario in Endlosschleife dudelt. Das Werden eines solchen Sommerhits weist frappierende Ähnlichkeiten mit den Vorgängen auf der Trabrennbahn München-Daglfing auf. Simone Christicchi, Liedermacher und Gewinner des wichtigsten italienischen Songcontests Sanremo, ging schon ein paar Mal als Erster in diesem eigentümlichen Wettbewerb über die Ziellinie. Mit Recht, wie wir meinen. War er es doch, der in einem seiner Sommerhits den Schleier lüftete, wonach sich Italien sehnt: Na klar: Von Griechenland träumt der Italiener. Und warum?



"C'era il sole,
c'era il mare,
c'era tutto,
che volevo desiderare."

Moment mal: "Da gab's Sonne, da gab's das Meer, da gab's alles, was ich mir wünschen konnte"? Wenn WIR uns seit Jahrtausenden dahin wünschen, wo Sonne und Meer sind; und die, die Sonne und Meer schon HABEN, sich woanders hin wünschen: nämlich dorthin, wo es Sonne und Meer gibt: dann heißt das doch, dass offensichtlich nicht an jedem Ort Sonne gleich Sonne und Meer gleich Meer ist. Da ist also irgendetwas anderes noch im Spiel. Und diese "andere" geht so tief, dass ein gewisser Fabio in Christicchi's Song davon träumt: "Und nächstes Jahr, da bleib ich für immer." Es ist die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Und bevor wir uns nun der Frage zuwenden: wovon denn die Griechen träumen, muss ich den geneigten Leser, die geneigte Leserin dahin entlassen, wo die Kompetenz des Autors endet. Ins Reich der eigenen Sehnsüchte. Reisen Sie also kurz dorthin. Simone Christicchi's Sommersong ist eine richtig gute Fahrkarte.




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