Mittwoch, 16. Juli 2014

Reden wir mal über: Nachts allein auf dem Meer.


Felix aus Ismaning bei München schreibt mir und fragt: Ob ich nicht Angst hätte, nachts, und allein auf dem Meer?

Darauf gibt es nur eine ehrliche Antwort: Meistens nein. Aber manchmal schon.

Es gibt Nächte, die erlebe ich mit Grummeln. Das Bild oben zeigt einen der vielen Blitze, die vorletzte Nacht morgens um halb drei im Gewitter über uns hinweg zogen und die Nacht erleuchteten. Die Aufnahme zeigt einen Blitz in der Entstehung, offensichtlich, noch bevor sich die typischen Adern oben und rechts richtig ausbilden konnten. Es war wie eine Explosion, die nur etwa einen Kilometer von uns entfernt stattfand. Wenn ein Gewitter ist nachts, dann bin ich wach und an Deck und beobachte, ob Levje's Anker hält. Wie sich der Wind und das Schiff verhält, ob es ans Ufer getrieben wird. Es ist nicht unbedingt Angst. Aber Sorge. Und Wachsamkeit. Das geht manchmal einige Stunden.

Die Nacht auf dem Meer ist kein Grund, Angst zu haben. Meist ist das Meer ruhig und nur leicht bewegt. Im Gegenteil: Die Nacht auf dem Meer ist wunderschön: alles ist intensiver: Ein Gewitter. Der Mond. Ein lauer Wind, der das Schiff leicht schaukeln lässt. Die Nacht ist sogar so schön, dass ich mindestens einmal aufstehe und an Deck gehe. Jede Nacht. Und mir das nächtliche Meer ansehe und auf die Geräusche höre. Gerade jetzt, bei Vollmond, war das Meer unglaublich schön. Der Mond zeichnet eine lange goldene Straße auf das Wasser. Sogar Alex, der Wirt im Hotel auf Errikousa, vergaß für einen Moment das spannende WM-Endspiel und schaute versonnen aufs mondhelle Meer. 

Ich erinnere mich noch an meine erste Nacht auf dem Meer. Es war während der Ausbildung zum Segelschein in Kroatien, vor vielen Jahren, und eine meiner ersten Reisen auf einem Segelschiff. Ich war eingeteilt für die zweite Wache: Um eins weckten sie mich und ich sollte das Ruder übernehmen und das Schiff durch die Nacht segeln. Ich kam aus dem Staunen über die Schönheit einer Mondnacht auf dem Meer damals nicht mehr heraus, so tief waren die Eindrücke. Der leichte Wind, der die Yacht damals über den Quarner trieb. Die Leuchtfeuer an der Küste. Die goldene Straße.
Gelegentlich passiert wie letzte Nacht aber auch folgendes: Während ich an Deck saß. zischte eine Sternschnuppe vor uns über den nächtlichen Himmel. Sie war ungewöhnlich lange zu sehen: ihr glühender Schweif, ihr Licht. Am Ende zerplatzte sie in mehrere Trümmer, die über den Himmel stoben, auseinderflogen und verglühten.

Nein. Die Nacht auf dem Meer ist kein Grund, Angst zu haben. Aber manchmal schon.




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