Samstag, 12. Juli 2014

Die vergessenen Inseln: Errikousa oder: Die Insel der Zypressen.


Mit über 6.000 Inseln verwaltet Griechenland rund 82% aller Mittelmeer-Inseln, ihre Fläche beträgt aber nur ein knappes Viertel der Mittelmeer-Inseln, sagt Wikipedia. Schon klar: Zypern, Malta, Sardinien, Korsika, Sizilien, die Balearen sind die Flächensieger. Aber was die Vielzahl der Inseln angeht, liegt Griechenland klar vorne. Und wer gerne eine Liste mit den Namen aller Inseln hätte: hier bitteschön.

Fangen wir doch etwas weniger strapaziös an mit den nördlichsten beiden Inseln in Griechenland. Über Othonoi, das man oben im Bild sieht, schrieb ich bereits weiter unten. Ein paar Seemeilen östlich liegt Errikousa: klein, flach, grün.


Und das Grün entpuppt sich als Zypressen, die in der wilden Macchie zuhauf stehen. 


Die Phönizier haben sie angeblich aus dem Osten mitgebracht. Phönizier, die Purpurhändler aus Tyros. Als nach dem großen Zusammenbruch aller Kulturen und des Handels im östlichen Mittelmeer um 1100 vor Christus die dunklen Jahrhunderte anbrachen, waren die Phönizier aus Tyros im heutigen Libanon um 900 vor Christus die Ersten, die wieder aktiv Handel trieben, ja, mehr noch: ihre Handelsaktivitäten weit über das Gebiet der vorher den Handel beherrschenden Kreter und Mykenier ausdehnten. Sie waren Händler, und Homer mochte sie nicht recht leiden. Krämerseelen. Aber sie waren perfekte Seefahrer. Und unsere Schrift verdanken wir diesen Krämern. Und die Zypressen. 
Die Römer waren es, die die Zypressen richtig kultivierten und anpflanzten. Um Öle und Wundarznei daraus herzustellen.
Da Errikousa und Othonoi wichtige Stationen auf der alten Seefahrtsroute zwischen Griechenland und Italien sind, ist davon auszugehen, dass die Zypressen schon lange auf der Insel heimisch sind.

Auf Erikousa gibt es nur einen Ankerplatz: die große Südbucht, die man im Bild oben mit ihrem langen Sandstrand sieht.


Im Moment sind wir mit Levje in Errikousa ziemlich allein. Das Leben geht einen langsamen Gang.


Die Fähre, die einmal am Tag kommt, bringt eine Handvoll Badegäste und Brot und Fleisch für die beiden Restaurants. Ein paar Segler, auf der alten Route unterwegs. Maggie, die hier geboren wurde, in New York lebt, aber ihren Sommer mit den Kindern hier verbringt, sagt, ab Mitte Juli würde es voll werden. Nein, nicht Touristen. Sondern Amerikaner. Um 1980 lebten auf Errikousa noch etwa 1.000 Menschen. Heute sind es noch 40: zehn davon Griechen, 30 Albaner, die die Arbeit machen und sich angesiedelt haben. Die anderen sind ausgewandert, überwiegend nach Amerika. Aber einmal im Jahr: da kommen sie und ihre Kinder wieder auf die Insel, um sich hier zu treffen. Und Ferien zu machen.

Ganz vergessen ist die uralte und wunderschöne Insel Errikousa dann doch nicht.












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