Mittwoch, 6. Mai 2015

Die vergessenen Inseln: Asirli Adasi. Wo der Pfau am Morgen schreit. Oder: Wem gehören eigentlich die vergessenen Inseln?


Es ist still an diesem Morgen im Mai. Die Wasseroberfläche nur eine Verlängerung der Millionen Farbtöne des großen Blau darüber. Asirli Adasi, die unbewohnte kleine Insel links, liegt in tiefem Frieden und bewacht wie seit Jahrhunderten die östliche Einfahrt in die Lagune von Kekova im Süden der Türkei. Nur der Schrei eines Pfaus dringt durch die morgendliche Stille herüber.

Moment mal: Ein Pfau?
Pfauen gibt es doch nicht in freier Wildbahn?? Auf einer unbewohnten Insel???

Über Asirli Adasi, die vergessene Insel, ist nur wenig bekannt. Aufgrund der unzähligen antiken Mauerreste, die überall über und unter Wasser herumstehen und des genialen Ankerplatzes ist es sicher ein Landstrich, der bewohnt ist, seit Menschen überhaupt siedelten oder zur See fuhren. Ruinen einer christlichen Kirche stehen am Ufer, Tonscherben am Boden, Hellinge und Werftanlagen aus byzantinischer Zeit, sind in die sperrigen Felsen am Ufer gemeisselt. 

Und danach? Glaubt man dem Internet, war Ahmet Emin Silahyüreki der letzte Besitzer Asirli Adasi. Er war Einwohner des nahegelegenen Dorfes Ücagiz. Wer immer Ahmet Emin Silahyüreki, über den sich das Internet ansonsten ausschweigt, war: Seine Insel wurde vom türkischen Finanzministerium übernommen, als der gesamte Golf von Kekova vor ein paar Jahrzehnten unter strikten Landschafts- und Naturschutz gestellt wurde, zum Schutz der antiken archäologischen Stätten und der Naturdenkmäler. Freiwillig ging das alles wohl nicht zu: Die Einwohner des Dorfes scheinen sich bis hin zum obersten türkischen Gerichtshof gewehrt zu haben, bis die Sache 2004 dort endgültig entschieden wurde. Zu Ahmet Emins Ungunsten. Auch wenn dies alles also weniger freiwillig vor sich ging: 2004 entlud Ahmet Emin Silahyüreki zusammen mit einigen Helfern an die 50 seltene Tierarten auf der Insel, die einmal die seine gewesen war: Antilopen, Hirsche, Steinböcke, Gemsen. Und vielleicht war auch ein Pfauenpärchen dabei. Und siehe: allesamt vermehrten sich ganz wunderbar. Und ganz ohne weiteres Zutun. Die Insel war von Besuchern verschont, nur einige Touristen kamen, Reisende, um die Tiere tagsüber in freier Wildbahn zu beobachten, die dort friedlich und ohne Feinde lebten.


Aber wie das so ist mit den Menschen und dem Paradies: Es währt nicht lange. Als sich die Zahl der Tiere auf etwa 150 vermehrt hatte, begannen Wilderer sich für die vergessene Insel zu interessieren. Der Bestand der Wildtiere sank auf knapp 60 Tiere, immer wieder fanden Besucher angeschossene oder verendete Tiere. Es ging, bis Aktivisten bei den Behörden Alarm schlugen.

Jetzt? Scheint sich das Leben auf Asirli Adasi normalisiert zu haben. Kein Büchsenknallen ist von Asirli Adasi am Morgen zu hören. Nichts. 

Nur der Schrei des Pfaus, der durch die morgendliche Stille herüber dringt.



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