Donnerstag, 19. März 2015

KEIN GANZ NORMALER TÖRN, Teil 3: Auf dem Schiffsfriedhof von Port Saint Louis.

Dies ist die Geschichte keines ganz normalen Törns: Der Jungfernfahrt von Marc Naumann's Organisation SEGELREBELLEN, die mit jungen, an Krebs erkrankten Erwachsenen hinaus aufs Meer geht und die Mare Più auf dieser Fahrt begleitet. Lesen Sie Marc's Geschichte hier. Marc blogt über diese Reise zeitgleich auf seinem Blog.


Die Nacht senkt sich über den Industriehafen, nur wenige Hundert Meter vom Delta der Rhone entfernt. Fischreiches Brackwasser. Scheinwerfer. Das Geräusch des Frachters gegenüber neben den Silos in der Dunkelheit, der entladen wird. Der Schiffsdiesel, der seine Decks taghell erleuchtet. Und über allem, noch lauter als metallisches Schlagen und Surren von Motoren: Das laute Geräusch der Frösche, millionenfaches Quaken aus dem nahen Delta, das allen Lärm übertönt und zu unserem Schiff ROXANNE herüberklingt. Wir liegen in Port Saint Louis, 50 Kilometer westlich Marseille, direkt an der Rhone-Mündung, im Industriehafen mitten im Delta.


In den eigentlichen Hafen von Port Saint Louis motorten wir durch den Kanal, zum Einkaufen, auf den Wochenmarkt. März in Frankreich: Kühl. Kahle Platanen. Ein lautloses Gleiten auf dem Schiff durch brachliegende Industrie-Flächen und vergessene Zeugen von Unternehmergeist. Niedergang, Verfall, Scheitern in phantastischer Mündungsdelta-Landschaft. Der März ist eine hervorragende Zeit, um zu Reisen, auf See.

Die Crew der Segelrebellen. Auf dem Weg durch Port Saint Louis.

 Als das Schiff vollgepackt ist mit allem: motoren wir zurück zu unserem Liegeplatz im Industriegebiet. Auf der einen Seite die Getreidesilos. Auf der anderen Seite - wir. Aber nicht allein. Sondern inmitten Hunderter, Tausender an Land liegender Yachten, Barkassen, Motoryachten. Port Saint Louis: das ist neben seinen Industrieruinen auch ein bevorzugter Landliegeplatz für Schiffe aller Art. Doch wann ist ein Landliegeplatz kein Landliegeplatz mehr, sondern lautlos übergegangen in etwas, das man besser als Schiffsfriedhof bezeichnet.


Vernachlässigte Schiffe, soweit das Auge reicht. Schiffe, deren Namen von schönen Projekten, großen Plänen und besten Absichten künden und die doch nur seit Jahren unter schäbiger Fetzenplane vor sich hin rotten. Ein Ort, an dem Pläne ihr Ende fanden, aus welchen Gründen auch immer. Ein Ort, an dem aus einem "endlosen Sommer" längst Trostlosigkeit geworden ist. Wann wurde aus festen Vorsätzen ein Scheitern? Wann ist der Moment, in dem ein großes Projekt, ein Schiff zu besitzen, zu Segeln, buchstäblich auf Grund läuft?



Daneben: wieviele Möglichkeiten es wohl gibt, ein Schiff zu bewohnen, wenn das Fahrwasser immer enger wurde? Wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, sein Schiff darin zu wenden, sein Schiff hinauszubringen aufs offene Meer? Wenn der Landliegeplatz nicht nur erzwungen vom Winter, sondern von Dauer ist?

Die Crew der ROXANNE kennt diese Fragen aus dem eigenen Erleben. Vielleicht besser als manche als andere Crew. Leidenschaftlich wird beim Abendessen darüber diskutiert: was die Gründe sein können: für die vernachlässigten Boote. Das Leben: es geht eigene Wege, oftmals.




                                                   Weiterlesen bei: Marc Naumann und die SEGELREBELLEN. Hier.
                                                   Weiterlesen bei: Die vernachlässigten Schiffe. Hier.
                                                   Weiterlesen bei: Wie ist es und was kostet es: auf dem eigenen Boot  



... und weil diese Reise KEIN GANZ NORMALER TÖRN ist: bitte ich die Leser von MARE PIU, unsere beiden Posts möglichst an viele andere Interessierte weiterzuleiten. 
Um Marc und seine Idee zu unterstützen. 
Danke.








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