Donnerstag, 9. Oktober 2014

Unter Segeln: Vor Antiparos. Oder: Wenn der Meltemi launenhaft wird.

Links im Bild die unbesiedelte Insel Despotiko. Voraus Antiparos. Und rechts dann schon Paros:
Segeln im ablandigen Meltemi.
Stellt man sich die Fläche der Ägäis vor wie ein Wagenrad und die der ägäischen Inselwelt nächstgelegene Festlande - Peloponnes, Attika, die türkische Küste - als äußere Begrenzung des Rades: dann ist Paros praktisch die Nabe dieses Wagenrads und dessen Mitte. Bis zum Peloponnes ist es genauso weit wie bis zur türkischen Küste. Oder bis nach Athen. Und wer nach Norden will, der kommt fast trockenen Fußes über die eng beieinander liegenden Inseln Mykonos, Tinos und Andros in den Hafen der griechischen Hauptstadt.

Auf meinem fast 35 Seemeilen langen Tagesschlag von Kimolos herüber will ich in die Bucht Ormos Despotiko, wie die gleichnamige Insel, westlich von Paros. Schon auf der Karte ein wunderschönes Fleckchen: Groß. Geräumig. Nach Norden gut gegen den Meltemi geschützt. Mit flachen Wassertiefen und weithin gutem Ankergrund. Auf meinem Weg dahin liegen nur Siphnos und eine Handvoll kleiner Eilande: Die Nisos Strongylo, der einsame westlichste Ausläufer von Paros, vor dem auch das Video entstand. Dann Despotiko, mit seiner im Sommer wunderschönen, aber leider überlaufenen Ankerbucht ganz im Süden. Und dann kommen auch schon Antiparos und die zwei Großen: Paros und Naxos - und damit habe ich auch schon die Hälfte der Ägäis durchmessen.

Das Video zeigt fast wie ein Lehrbuch auch einige Wind- und Wellenmuster, wie sie für die Ägäis im Spätsommer typisch sind. Neben dem Ritt im fauchenden Meltemi, wie ich ihn in einem früheren Video aufgenommen habe, gehört zum Segeln in der Ägäis auch dies: Hat man am späteren Nachmittag, wenn der Meltemi auffrischt, die Inseln erreicht und segelt in ihrem Windschatten, dann: ist es ein Segeln wie auf einem See. Die Wellen sind schlagartig weg. Das Wasser ist eben und glatt, wie ein Brett. Das Boot gleitet dahin, nichts unterbricht Levje's leises Schnüren in den Wellen. Und nur die Böen, die von den Hügeln von Stongylo aufs Wasser fallen und Levje erst beschleunigen, gelegentlich aufs Wasser legen und zuletzt in den Wind drehen lassen: sie erinnern daran, dass der Meltemi ein launenhafter Hausherr ist: immer gut ist für Überraschungen, wenn man ihn, wie ich, "links" und ablandig liegen läßt.



Wo liegt denn jetzt eigentlich Antiparos? Hier. Und meine Route an diesem Tag ist auch mit eingezeichnet.

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