Sonntag, 26. Oktober 2014

Menschen am Meer: Die Kräutersammlerin von Porto Kayo. Oder: VonSammlern und von Jägern.

Leben am Meer: Dazu gehört nicht nur Segeln. Manchmal ruft das "Am-Meer-sein" auch etwas wach, was wir seit der Steinzeit mit uns herumschleppen, ohne dass uns das in unserem Alltag bewußt ist.

Das ist Karin. Karin arbeitet eigentlich das Jahr über mit schwer erziehbaren Kindern. Ein harter Beruf, der Ihr ihr viel, viel abverlangt. Oft sind es Kinder, bei denen wenig Chancen bestehen, dass sie den Weg finden in das, was wir ein "normales" Leben nennen.

Einmal im Jahr geht Karin für sechs Wochen aufs Meer. Zusammen mit Pat fährt sie auf dessen Katamaran SKIPJACK die griechische Küste entlang. Von Insel zu Insel. Meist in Westgriechenland, auf den Ionischen Inseln. Aber auch schon mal quer durch die Ägäis, bis in die Türkei. Oder dieses Jahr um den Peloponnes herum, im Uhrzeigersinn. Und so habe ich Karin und Pat kennengelernt, vor acht Jahren, in einer einsamen Bucht auf Ithaki. Manchmal verabreden und treffen wir uns irgendwo segelnd. So wie dieses Jahr in der Bucht von Porto Kayo, am Südpeloponnes, einer rauhen Landschaft.

Was ich von Karin noch nicht wusste: Auf dem Meer wird sie zur Sammlerin. Ihre sechs Wochen auf dem Meer nutzt sie, wie hier am Kap Tainaron, der wilden, wilden Südost-Ecke des Peloponnes, viel  für ausgedehnte Landgänge, auf denen sie alle möglichen Kräuter sammelt. Sie liebt den wild wachsenden Knoblauch: 


Oder wilden Thymian, hier mit einer Gottesanbeterin darauf. Und unten mit einer schwarzen Hummel.



Manche Kräuter verwendet Karin, indem sie sie einfach nur pflückt und trocknet. Wie den Salbei, den man im letzten Bild unten links neben dem Teller sieht. Der ist einer von LEVJE's Lieblingen an Bord. Anderes, was sie sammelt, kocht sie. Und legt es dann nach alten Rezepten ein. Kapern, gekocht und dann in grobem Meersalz eingelegt. Lecker. Am Meer und wild sehen Kapern so aus:



Der Meerfenchel, den Karin zubereitet, der hat es mir besonders angetan. Karin findet ihn an wilden und unmöglichen Stellen, wie hier am Kap Tainaron, genau über der Gischt. Karin sagt, in der Gischt gedeiht er besonders gut:



Aus der Nähe betrachtet, sieht Meerfenchel so aus:


Und in Vergrößerung:


Es sind genau diese dicken Blätter die Karin zuerst kocht. Und dann in Olivenöl einlegt, um sie haltbar zu machen. Das Rezept hat Karin von einer griechischen Freundin aus Porto Kayo. Und die wiederum hat es von ihrer Großmutter, die den Meeresfenchel genau so einkochte. Und den Männern auf ihre Fahrten mitgab, wenn die auf die Jagd aufs Meer gingen. Meerfenchel ist gut gegen den Hunger, aber vor allem gegen den Vitaminmangel. Als Karin und Pat uns auf LEVJE besuchen, bringt sie den eingelegten Meerfenchel mit. Und der schmeckt köstlich.



Und hier erzählt Karin, wie sie den Meerfenchel zubereitet:

"Meerfenchel und andere Genüsse

Die Küsten Griechenlands sind voller Köstlichkeiten, wenn man sie erkennt und zu verarbeiten weiß! Über den Meerfenchel bin ich 2007 erstmals im wahrsten Sinn des Wortes auf der kleinen Insel Elafónisos gestolpert. Er wächst dort üppigst in den sandigen Ritzen zwischen den Felsen am Ufer und seine fleischigen, spitzen Blätter haben mich ein wenig an Hauswurzgewächse erinnert. Das Blatt knackte, als ich es brach, und mich begeisterte ein unverkennbarer, würziger Duft. 
Ich dachte sogleich an eine mögliche Verwendung des mir bis dato unbekannten Gewächses als Gemüse oder Tee, zögerte aber, es zu versuchen. 
Wenige Tage später servierte meine griechische Freundin Barbara marinierten „Krítamo“, so heißt Meerfenchel auf Griechisch, der auch in der Bucht, in der sie den Sommer verbringt, wächst (Foto). Seither bereichert er jeden Urlaub unseren Speisezettel.
Vom Meerfenchel werden die grünen jungen Triebe gepflückt (Foto) und in Wasser 5 – 10 Minuten gekocht. Ich mag ihn lieber weich, als bissfest. Er kann nach dem Kochen solo oder mit anderen Gemüsen wie ein Salat mariniert oder als Beilage mit Öl beträufelt gegessen werden. Er eignet sich aber auch gut zum Einlegen. Die Griechen legen ihn in Essig ein oder in Essig und Öl. 
Ich bevorzuge es, ihn in Gläser zu füllen und mit Olivenöl aufzugießen. So hält er gut und findet vielfache Verwendung in meiner Küche, wie z. B. auf einer Pizza."



Meerfenchel? Cooles Zeug! Darüber will ich mehr wissen: Hier!

Meerfenchel: war auch in England und Schottland beliebt. Man kann ihn auch bei uns für den Garten kaufen: Hier!


Ak Tainaro? Die wilde, wilde Südostecke des Peloponnes: Kann man hier mehr drüber erfahren!







2 Kommentare:

  1. Danke für diese tollen Bilder und Geschichten, würde am liebsten gleich aufbrechen!!!
    David

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  2. Lieber David,

    dann war mein Post der Richtige für Dich! Danke für Dein Feedback, liebe Grüße Thomas

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