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Donnerstag, 31. Juli 2014

Auf Rädern: Bei den Quellengeistern von Nidri.


Wenn ich gelegentlich in diesem Blog über meine Zeit unter Segeln schreibe: "Nichts fehlt hier", dann ist das natürlich fast die Wahrheit. Was nach langen Tagen auf dem Salzwasser fehlt, ist das Plantschen im Süßwasser, die Freude an einem eiskalten Gebirgsbach, ein eiskalter Guß aus dem Sauna-Schlauch. Auf meinen Segelreisen in Kroatien habe ich deshalb immer wieder die Wasserfälle an der Krka bei Skradin besucht, ein einzigartiger Ort, den man nach mehrstündiger Fahrt mit der Yacht durch die Krka-Schlucht erreicht und der mit seinen Hunderten perlenden Wasserkaskaden für den, der von See kommt, ein Ort unglaublichen Reichtums ist.

Weil mich die Lust nach Süßwasser also im schönen Lefkas überkommt, leihe ich mir bei Spiros im "bikeland" ein Mountain-Bike mit gefühlten 72 Gängen für 10 Euro und radle damit die 23 Kilometer nach Nidri, einen Teil direkt am Meer nach Süden über die Nationalstraße, einen Teil durch die Hügel. Der Nationalstraße verdanke ich letztlich die intimere Kenntnis griechischer Autofahrer, die ich summieren würde: "I trust everybody in Greece. Except Greek car drivers." Man muss aufpassen.


Vor allem das letzte Stück, wenn man die Nationalstraße verläßt, ist faszinierend: Wie in einer Klamm gehts am Bach zwischen den Felsblöcken hindurch, der Weg ist kühl und schattig, manchmal rutschig, doch an einer schwierigen Stelle mit Seilen gut gesichert. 


Es macht Spaß, in frevelhafter Weise wie mein Freund David hier in Flipflops herumzulaufen, aber auch in denen kann man gut auf Steinen gehen. Anders als mit Croqs.

Und dann liegen sie vor mir, die Wasserfälle:


Nichts hält mich mehr, als reinspringen, durchtauchen. Das Wasser ist tatsächlich kalt wie im Saunabecken, es ist ein herrliches Schwimmen in dem kleinen Becken. Und da bleibe ich dann für ein paar Stunden, immer wieder ins Wasser hüpfend, was ein paar ganz Mutige dann auch aus drei, vier Metern Höhe machen. 



Und während ich da in der Sonne liege und mich wie ein Käfer auf den warmen Steinen trocknen lasse, fallen mir wieder die Bruchstücke eines Gedichts ein, das ich seit etwa dreißig Jahren, seit ich Tankred Dorst's "Merlin" auf der Bühne sah, mit mir herumtrage. Und wer weiß, welche Geister der Quellen sie in mir wachgerufen haben, denn: Jede dieser Zeilen ist nun wirklich die Wahrheit:

Wie der Zauberer Merlin
möchte ich durch die Wälder ziehn.
Will hören, was die Winde schrein
will wie die Vögel am Himmel sein
will wie der Wolf auf Beute lauern
will nachts unter grauen Felsen kauern
will mit den Geistern der Quellen sprechen
will hören, wie uralte Bäume brechen
Jung will ich sein, Jahrtausende alt
und König im dunklen Zauberwald.*




*Danke an Micky in Bern. Er hat mir eine halbe Stunde nach Veröffentlichung des Artikels den Originaltext aus Tankred Dorst's Merlin geschickt. Es lebe das Internet.   ;-)))))






Samstag, 12. August 2023

Mein letzter Post: Umfrage zu den Cover-Entwürfen meines neuen Bergretter-Buches.




Danke. Von der Hütte.



Liebe Leute.

Ich war geplättet, wie viele Leser meines Blogs sich an meiner kleinen Umfrage im vorangegangenen Post (4) beteiligten. Geplättet und gerührt, weil ich den wenigsten, die mir ihre Meinung über unsere mitteilten, je begegnet bin.

Wer einen Blog schreibt, weiß nie, für wen er seine Zeilen morgens ins Internet hämmert. Kaum getippt,  verschwinden, verdampfen sie auf Nimmerwiedersehen irgendwo folgenlos im Äther. Ich hatte eigentlich gedacht, ich schreibe diesen Post für mein unmittelbares Umfeld, für meine besten Freunde, für Wegbegleiter. Ich hatte nicht im Geringsten gehofft, auf Resonanz zu stoßen mit meinen kleinen Texten über meine Auszeit in den Bergen. Ich habe sie mehr für mich selbst geschrieben, eine Art Tagebuch, um Flüchtiges festzuhalten für mich selbst.

Ich habe mich die letzten beiden Jahre oft gefragt: Was für einen Sinn macht dieser Blog eigentlich noch? Wozu, für wen schreibe ich eigentlich? Ich habe mit meinem Blog gehadert. Früher hat er meine Segelreisen begleitet. Ich habe darauf versucht, meine Bücher bekannter zu machen. 

Eure Mails haben mir zwei Dinge klar gemacht: 
Das Eine: Wozu dieser Blog und das, was ich "mein Geschreibsl" nenne, eigentlich gut sein kann. Absichtslos und zweckfrei einen Kontrapunkt zum Alltag zu setzen. Um Menschen einen guten Moment, eine kurze Auszeit zu schenken. So wie damals, 2024, als ich zum ersten Mal losgesegelt bin.

Das zweite: Ohne Euer Feedback geht gar nichts. Schreibt mir anonym, schickt mir Eure Meinung unter Klarnamen. Wie immer ihr es tut: Gebt diesem Blog und meinem "Geschreibsl" Richtung. 


Dir, Micky, alter Schulfreund, besonderer Dank, dass du dich nach Jahren wieder gemeldet hast mit zwei sachlichen Zeilen zu meinen Covern. Als wäre unser Kontakt nie abgerissen. Ich hatte keine Ahnung, dass du immer noch lautlos meine Posts liest. Du hast es  ganz sachlich getan, genauso wie damals, als ich auf 2014 in einem meiner ersten Posts nach dem vollständigen Text von Tankred Dorsts MERLIN fragte. Du hast mir damals einfach nur die fehlenden Zeilen geschickt. Ich sage es fast jede Woche immer noch auf. Es passt aufs Meer - und es passt wunderbar hierher in die Berge. Special thanks to Anderle. Dass wir immer noch Gedanken zwischen uns hin und her dreschen wie Squash-Bälle. 

Danke an Helga und Susanne, dass ich auf Eurer Hütte sein darf.

So. Und jetzt muss ich einen neuen Post schreiben. Nummer (5) aus den Bergen.
;-)
Thomas



PS: Wer sich noch an der Cover-Umfrage beteiligen will: Am Ende des untenstehenden Posts (4). Ich bin dankbar für jede Meinung. Jeden Kommentar.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Unterwegs auf der Adria: Cres und das Geheimnis der Kapellen (II).

Gepostet auf der Insel Vis.

Wenn man den Weg vom Kloster in Cres, vor dem ich ankerte, zur Stadt geht, kommt man an drei Kapellen vorbei. Vielleicht ist es ein lauer Abend, so wie der heutige, an dem ich die von Jasmin und Oliven gesäumte Straße vom Kloster in die Stadt wandere. Und kaum, dass ich den Ort verlassen habe, reizt es mich, noch einmal herauszufinden: Ob sich denn in diesem Cres nun wirklich nichts geändert hat. Vor Jahren hatte ich, weinschwer, in der Dunkelheit die namenlose Kapelle entdeckt, die dort steht, wo sich der Weg aus der Stadt mit der Straße zum Kloster kreuzt. Von Neugier getrieben, wich ich ein paar Schritte vom Weg ab. Und lugte in der Dunkelheit mit Hilfe durch eine kleine Öffnung in der Tür ins Innere der Kapelle. 

Im Dunkel der Kapelle sah ich erst nichts. Dann erkannte ich im Schein meiner Taschenlampe den Körper einer antiken Amphore. Verstaubt. Verkrustet. Von Kalk-Adern überzogen, als wären sie lange im Meer gelegen. Mit einem Zettel mit einer handgeschriebenen Zahl an ihrem Hals. Erst eine. 

Dann sah ich noch eine. Und noch eine. Der kleine Kirchenraum war gesteckt voll mit Amphoren. Selbst vor und hinter dem verfallenden hölzernen Altartisch Amphoren, selbst auf ihm. Im Dunkel des Raumes kindergroße bauchige Tonbehälter aus der Antike. Eine Fracht aus einer längst untergegangenen Welt. Eine Amphore neben der anderen stehend, sich stützend, haltend, als wären sie nirgendwo anders als im Rumpf eines antiken Handelsschiffes. Nur stehen sie jetzt in der Kapelle, überkrustet von Ablagerungen, kalkübersät, narbig. Eine Handvoll von ihnen hat man, weil der Platz nicht reichte, sogar auf dem Altartisch gestapelt. Sie liegen überall. Der verfallende Raum ist voll von ihnen. Als hätte ein Händler vor 2000 Jahren sie hier, genau hier abgestellt, mit einem Zettel an der Tür: „Komme gleich wieder.“ Und wäre dann verschwunden, wie Merlin, der Zauberer, in der Weite von Zeit und Welt.

Ich habe sie jedes Mal besucht, wenn ich in Cres war, die Kapelle mit den Amphoren. Es war ein Ort, der in seiner Vergessenheit beständig war in einer schwankenden Welt. Das Geheimnis der Amphoren? Ich bin ihm nie nachgegangen. 

Sie liegen immer noch in der kleinen Kapelle, die Amphoren. Ich sah sie. Nur diesmal: ging ich ins kleine Museum von Cres. Es sind nur zwei Räume. Es kostet 10 Kuna, 1,50 Euro Eintritt. Im Unteren der beiden Räume fand ich drei Handvoll der Amphoren wieder. 

Ich fragte den Mann am Eingang nach den Amphoren in der Kapelle. Ja, die hier gezeigten seien auch welche aus der Kapelle. Es wäre ein griechisches Schiff gewesen mit einer Ladung voller Wein, das man draußen vor Kap Pernat gefunden hätte. Es wäre vor 2.500 Jahren draußen gesunken. Zerschellt am Kap Pernat, der Einfahrt in die Bucht von Cres.

Drinnen oder außen vor dem Kap?, frage ich. Draussen, sagt der Mann. „Sie haben es also gerade nicht geschafft, im aufziehenden Sturm in die Bucht. Und dann in den Hafen.“ Der Mann nickt. Er ist aus Cres. Er weiß, wie es sein kann, wenn plötzlich die Wolken von Nordosten aufziehen. Und innerhalb weniger Minuten die Bora mit sechs Windstärken weht. So wie an einem Tag vor zweieinhalb Tausend Jahren.