Auf meiner ersten Etappe für mein neues Buchprojekt
um die europäische Westküste herum erreichte ich von Sizilien kommend
nach 5 Tagen Segeln die Balearen.
Was ich von Landurlauben gut zu kennen meinte, entpuppte sich vom Meer wahrhaft als:
Die vergessenen Inseln.
Eine der schwierigsten Dinge, die man im Leben unternehmen kann, ist: Sein Verhalten zu ändern. Nicht die großen Dinge im Leben, nein. Die kleinen Dinge im Alltag sind die schwierigsten: Das Handy im Restaurant ausgeschaltet lassen. Zwei Kilo abnehmen. Seiner Partnerin voll und ganz zuhören, sie anzusehen, wenn sie erzählt. Voll und ganz in diesem Augenblick und nirgendwo anders zu sein.
Die kleinen Verhaltensänderungen: Sie stellen uns immer wieder vor unerhörte Herausforderungen. Ich segle nun viele Jahre. Doch immer wieder ist es für mich eine der größten Herausforderungen als Einhandsegler, im Hafen die Leinen loszuwerfen und abzulegen. Beispiel gestern: In Pollenca sind die Vorhersagen für die nächsten beiden Tage eher schlecht.
Im Norden: Regen. Gewitter. Schwachwindig.
Im Süden: Wind aus südwestlichen Richtungen - also aus der Richtung und auf dem langen Weg, auf dem ich eigentlich um Mallorca herum nach Westen gehen will.
Ich überlege hin. Ich überlege her. Wenn ich losfahre, dann geht nur die kürzere Nordroute. Regen? Gewitter? Lieber doch noch einen Tag im Hafen bleiben? Lieber die Sicherheit des Hafens? Wer weiß, was mich draussen erwartet.
Im Norden: Regen. Gewitter. Schwachwindig.
Im Süden: Wind aus südwestlichen Richtungen - also aus der Richtung und auf dem langen Weg, auf dem ich eigentlich um Mallorca herum nach Westen gehen will.
Ich überlege hin. Ich überlege her. Wenn ich losfahre, dann geht nur die kürzere Nordroute. Regen? Gewitter? Lieber doch noch einen Tag im Hafen bleiben? Lieber die Sicherheit des Hafens? Wer weiß, was mich draussen erwartet.
Doch irgendetwas in mir ist in all den Jahren klüger geworden. Es weiß, dass mich draußen zwar die Ungewissheit erwartet. Es weiß, dass mich draußen auch Schönheit erwartet, während die träge Sicherheit des Hafens trügerisch ist. Aufbrechen ist eine Kunst - und Kunst erfordert Anstrengung und Mut. Ich atme tief durch. Und werfe gegen halb zwei die Leinen los. Um auf dem kürzesten Weg in den Westen Mallorcas zu gelangen, nach Sóller und Andratx. Entlang an den Bergen der Sierra de Tramuntana, Mallorcas wildem Norden.
Eigentlich war mein Tagesziel ja Sóller. Doch ich bin so fasziniert von der Felslandschaft und dem was ich da sehe, dass mich irgendwann die Häuser einer kleinen Bucht zwischen den Klippen faszinieren. Ich beschließe, Gewitter hin oder her, die Stadt Stadt sein zu lassen, und die kleine Bucht anzusteuern, in der irgendwo in den Bergen schon zwei Segler liegen. Als ich in die enge Bucht einlaufe, platzen natürlich genau in diesem Moment die Wolken und der nächste Schauer geht nieder. Das ist gut so - denn der Regen drischt die Wellen platt, auch wenn ich den Grund nicht erkennen kann. Ich steuere im Regen Levje um die Ankerlieger herum, lasse den Anker fallen und fahre ihn fest ein. Er hält auf Anhieb.
Als die Regenwolken aufreissen, erkenne ich Details. Ich liege mit Levje unter Mallorcas höchstem Berg, dem Puig Major, der über Levjes Mast von 0 auf über 1.440 Meter aufragt. In der kleinen Cala Tuent gibt es ein paar Häuser. Alles sieht friedlich aus. Ich beschließe die Nacht hier zu bleiben.
Und während ich von der Bucht hinausschaue aufs offene Meer, wo sich nördlich der Bucht die Gewitterwolken ballen und trotzdem ein Segler gemächlich auf dem regenglatten Meer nach Westen strebt, denke ich mir. Ich werds nie lernen. Es wird mich jedes Mal wieder Mühe kosten. Mich Anstrengung kosten, die Leinen loszuwerfen. Und aufzubrechen. Doch ich weiß jedesmal, dass es sich fast immer lohnt, die Anstrengung auf mich zu nehmen. Und nur selten lohnt, aus Angst vor dem Ungewissen eine Aufgabe, eine Ziel, ein Vorhaben nicht anzugehen.
Wirklich sehr eindrücklich beschrieben - toll!!!
AntwortenLöschenHallo Thomas,
AntwortenLöschenhabe ja selbst schon zweimal Mallorca umsegelt und kann jeden Deiner Worte nur unterschreiben. Toll erzählt!
LG,
Dirk