Das große Rätsel dieses novembergrauen Tages heißt: Was bitte ist eine Buhne?
Wird der etwas größere Bollerwagen in der Mitte auf plattdeutsch so genannt?
Oder das spezielle, nur an einer langen Leine aufs Meer hinausdürfende weiße Ostsee-Motorboot mit dem roten Wimpel?
Oder?
Alles nicht ganz richtig.
Eine Buhne ist die lange Reihe lotrecht zum Strand eingerammter Holzpfähle, oben ganz links im Bild. Das, wo die Möwen drauf sitzen. Ich gebe zu: es ist kein leichtes Rätsel. Zumal für den, der nur auf dem Mittelmeer segelt. Denn da sieht man sie gar nicht, die Buhne. Man braucht sie dort nicht, am Mittelmeer.
Dort kennt man zwar den Nutzen in den Meeresschlick gerammter Holzpfähle sehr wohl. Zum Beispiel in Venedig, wo man um 1631 herum allein für die Errichtung der Kirche Santa Maria della Salute rund 1.156.650 (!) Baumstämme wer-weiß-wie in den Lagunenschlick drosch. Oder in Grado im Bild oben, wo die großen, weiß-rot-weiß bemalten "piloni" noch heute den Weg hinaus aufs Meer weisen. Aber Buhnen: die braucht man am Mittelmeer selten.
Hier an der Ostsee, da brauchen zunächst mal die Seevögel die Buhnen. Die Kormorane, zum Beispiel. Die gibt es an der Ostsee. Und im Mittelmeer. Sie sitzen darauf wie würdige alte Herren. Und breiten schweigend ihr Gefieder. Bei ihnen funktioniert - anders als bei den meisten Wasservögeln, anders als Enten, Gänse, Schwäne - die Bürzeldrüse etwas schlechter, um ihre Federklamotten zu fetten. Sie müssen ja auch tauchen. Und weil sie den Föhn noch nicht erfunden haben, die Kormorane: drum müssen sie ihr Gefieder an der Luft trocknen. Zeitraubende Prozedur, genauso wie das Föhnen. Geht am besten auf? Buhnen!
Aber lassen wir die gefrässigen Kormorane, die jeden Tag 1-2 Kilo Fisch verdrücken, mal weg. Konzentrieren wir uns auf die Buhne! Die wird eigentlich gebaut, um küstenparallele Strömungen abzubremsen. Und dadurch das Wegspülen des Sandes zu verhindern. Das in Seefahrtsdingen immer wieder verblüffend schlaue Wikipedia weiß das.
Buhnen bauen die Menschen wer-weiß-wie-lang. An Nord- und Ostsee professionell seit Ende des 19. Jahrhunderts. Seit es Ingenieure gibt. Aber das mit den Buhnen am Meer ist so einfach nicht. Manchmal funktionieren sie nicht richtig. Zum Beispiel auf Sylt. Da mußten sich die schlauen Menschen etwas anderes ausdenken.
Oder sie halten nicht mehr lang genug: denn früher betrug die Lebenserwartung der deutschen Durchschnitts-Buhne etwa 50 Jahre. So lange hielten die in den Boden gerammten, unentwegt Wind, Wellen, Wasser, ausgesetzten Hölzer.
Damit ist seit den 90er Jahren Schluß, seit der Schiffsbohrwurm (Teredo Navalis) für sein Dasein auch die Ostsee entdeckt hat. Man kennt ihn in der Seefahrt schon lang, fraß er doch schon Maghellan und Columbus die Schiffe unter den Füßen weg. Also begannen die Menschen, sich nach anderen Materialien umzusehen, für die Buhnen: Beton, zum Beispiel. Bitumen. Kunststoff. Bewährt hat sich das bislang nicht. Man kehrte immer wieder zurück zu den heimischen Nadelhölzern. Aber weil man dem armen Schiffsbohrwurm den Pfosten nicht gönnt, drum baut man gelegentlich ein paar Tropenhölzer dazwischen. Um ihn zu verblüffen. Und es ihm nicht gar zu einfach zu machen. Mit den Buhnen.
I have seen these on most beaches in the UK but I did not know why they were there so thank you for letting me know. In the Med where we are now I have seen very few.
AntwortenLöschenBuhnen gibt's auch auf der Donau. Dort werden sie aber aus Granitblöcken aufgeschlichtet
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