Es ist eine wunderbare Wanderung durch die mittelalterliche Klosterfestung, vorbei an der baufälligen Klosterkirche mit ihren frühmittelalterlichen Mosaiken.
Hinaus auf die mit niederer Macchie bewachsene Heide. Der Blick rundherum aufs Meer ist einmalig.
Von da aus sind es nur 20 Minuten zum Friedhof, und der liegt genau an der Ostspitze von San Nicola. Hier pfeifft immer der Wind. Und man hört das Meer rauschen.
Es ist kein Friedhof, wie man ihn von nördlich der Alpen kennt. Weniger gepflegt. Mehr verfallen. Die Toten und die Erinnerung an sie dürfen hier altern und ihr Alter zeigen.
Auch die Grabarchitektur ist hier anders. Manchmal gibt es dort Gräber, manchmal sind es aber auch richtige Totenhäuser, mit Altären und Grablegen drin.
Manchmal sind es auch richtige Sarkophage, die dort stehen. Aber immer ist ein emailliertes oder in Porzellan gefasstes Foto der Verstorbenen dabei, das kenne ich auch so vom Friedhof auf der kroatischen Insel Susak. Ein Foto, das Geburts- und Sterbedatum. Nicht mehr. Keine Geschichte.
Aber die Geschichte, die steht in den Gesichtern der Menschen, die hier am Meer lebten. Und immer ist das Foto so gewählt, dass der Verstorbene den Betrachter ansieht.
Die Fotos sind immer mit Bedacht ausgewählt. Sie zeigen keinen Menschen krank, am Ende seines Lebens, müde. Nein. Die Menschen auf den Bildern haben ihr Lächeln bewahrt. Für den Betrachter. Selbst an diesem einsamen Ort, der nur den Möwen und der Erinnerung gehört. Und dies ist vielleicht das Wichtigste, das uns diese unbekannten Menschen mitgeben: ihr Lächeln. Das uns sagt: Sich ändernde Pfade, Schatten und Licht: alles ist Gnade, fürchte Dich nicht.
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